Porsche bleibt auf dem Boden, Varta bleibt am Boden, TUI stürzt ins Bodenlose und bei BioNTech blicken die Anleger auf die Corona-Zahlen
Trotz niedrigerer Verluste kann an den Märkten von einer Erholung keine Rede sein
Kurz vor dem Wochenende gaben die Anleger sich noch einmal versöhnlich und gönnten dem DAX dezente Kursgewinne. Von einer Erholung kann aber keine Rede sein und insgesamt hat der September seinem Ruf als schwächster Börsenmonat alle Ehre gemacht. Wie gehabt lasten die bekannten Sorgen rund um Inflation, steigende Zinsen und Rezession auf der Laune der Anleger.
Etwas loslösen davon konnte die neue Aktie von Porsche (DE000PAG9113), die erst vor wenigen Tagen das Licht der Welt erblickt hat. Das Interesse war schon im Vorfeld groß und so war die Erwartung von steigenden Kursen nicht allzu weit hergeholt. Solche gab es anfangs auch zu sehen, nachdem der Titel ganz am oberen Spanne der angedachten Ausgabepreise durchstartete.
Letztlich war die Stimmung aber wohl doch zu gedrückt, um den Titel direkt in die erste Rallye durchstarten zu lassen. Stattdessen pendelte die Porsche-Aktie sich bis zum Wochenende mehr oder weniger beim Ausgabepreis von 82,50 Euro ein. Das mag für manch einen eine kleine Enttäuschung sein, ist angesichts der Marktlage aber nicht einmal unbedingt eine schlechte Performance.
Varta am Boden der Tatsachen
Varta (DE000A0TGJ55) jedenfalls kann von solchen Kursentwicklungen derzeit nur träumen. Für den Batteriehersteller verlief der September an der Börse katastrophal. Nachdem die Prognose kassiert und ein Chefwechsel angekündigt wurde, kam es zum Massenexodus bei den Anlegern. Auf Monatssicht sind Verluste von über 50 Prozent zu beklagen und einen Weg in Richtung Norden finden die Bullen aktuell nicht einmal ansatzweise.
Da hilft es auch nicht viel weiter, dass Varta extra für seine E-Auto-Batterien eine neue Tochter aus dem Boden stampft und diese vom bisherigen CEO leiten lässt. Mancher Beobachter sieht darin sogar schon ein Zeichen der Verzweiflung, weil Varta auf einen Erfolg bei der neuen Sparte unbedingt angewiesen zu sein scheint. Was auch immer die genauen Gründe für das derzeitige Chaos bei Varta sein mögen, die Börsianer bleiben skeptisch. Zugewinne von 0,4 Prozent am Freitag änderten nichts an der katastrophalen Ausgangslage und mit 29,35 Euro verabschiedete sich die Aktie auf einem desaströsen Niveau ins Wochenende.
Droht ein harter Winter für TUI?
Selbiges lässt sich auch von TUI (DE000TUAG000) sagen, wo mit 1,23 Euro gestern der niedrigste Schlusskurs seit sehr langer Zeit erreicht wurde. Aufgrund von Abschlägen in Höhe von 8,76 Prozent stürzte der Titel unter das Corona-Tief bei 1,25 Euro und bei den Bullen scheint jedes noch so kleine Bisschen Optimismus verflogen zu sein.
Mit großer Sorge, um nicht zu sagen nackter Panik, blicken die Anleger derzeit in Richtung Herbst und Winter. Die Tourismus-Branche fürchtet ob der rasant steigenden Lebenshaltungskosten sowie exorbitanter Energiepreise schon um ihre Existenz und kürzlich gab es bereits Warnungen vor einer großen Insolvenzwelle. TUI selbst gibt sich zwar stets betont optimistisch, findet damit aber bei den Börsianern kaum Gehör. Nach den letzten katastrophalen Abschlägen droht dem Papier ein weiterer Absturz mit ungewissem Ausgang.
BioNTech auf dem Weg zur Trendwende?
Positiv ausgefallen ist am Freitag BioNTech (US09075V1026) mit Kursgewinnen von 2,3 Prozent. Die dürften auch darauf zurückzuführen sein, dass Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach eine neue, heftige Corona-Welle für den Herbst vorausgesagt hat. Schon jetzt sollen sich in den hiesigen Krankenhäusern deutlich mehr Corona-Patienten als vor einem Jahr befinden, wie der Minister bei einer Pressekonferenz verlauten ließ.
Für BioNTech ergibt sich da die Aussicht darauf, dass Impfstoffe schon sehr bald wieder gefragter sein könnten. Zuletzt schienen die im Alltag der Menschen kaum noch eine Rolle zu spielen, was auch der BioNTech-Aktie nicht eben gutgetan hat. Nun wird kein Anleger ernsthaft hoffen, dass sich möglichst viele Menschen mit Corona infizieren, damit die Börsenkurse in die Höhe schießen. Es verdichten sich aber die Hinweise darauf, dass es zu einem genau solchen Szenario kommen wird und es ist moralisch nicht verwerflich, daraus Kapital schlagen zu wollen. Ob die Rechnunng aufgeht, wird allerdings erst die Zeit zeigen.
Da muss noch mehr kommen
Insgesamt war der Freitag eine angenehme Abwechslung, wenngleich es bei einigen Einzeltiteln erneut steil in die Tiefe ging. Letzteres erinnert letztlich aber daran, dass die Talfahrt noch nicht unbedingt zu einem Ende gefunden hat. Die Käufer werden noch ordentlich Gas geben müssen, um nachhaltig positive Signale zu hinterlassen. Grundsätzlich sieht es aber gut dafür aus, dass der Oktober uns bessere Zeiten als der September beschert, wenngleich nicht von der ganz großen Erholungswelle auszugehen ist.
01.10.2022 - Andreas Göttling-Daxenbichler
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