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Recordati: Pharma-Aktie mit Rekorden

Seltene Krankheiten zunehmend im Fokus

NTG24 - Recordati: Pharma-Aktie mit Rekorden

 

Eine weitere internationale Pharma-Aktie erklomm in der abgelaufenen Woche im Zuge der grassierenden Corona-Pandemie mit einem 8 %igen Kurssprung ein neues Rekordhoch, obwohl der Titel in der Wahrnehmung der Anleger aber nach unserer Überzeugung zu Unrecht noch ein viel zu unbeachtetes Schattendasein hinter globalen europäischen oder US-amerikanischen Giganten wie Roche, Novartis, AstraZeneca, Eli Lilly, Johnson & Johnson etc. fristet. 

Die zwar zunehmend weniger kleine, dafür aber um so feinere Pharma-Aktie der zweiten Reihe ist diejenige (Nomen est Omen) des größten börsennotierten italienischen Pharmakonzerns RECORDATI (IT000382827), der den Namen seiner Gründerfamilie Recordati trägt und aktuell eine Aktienmarktkapitalisierung von knapp 10 Mrd. Euro aufweist. 

Nachdem wir die Aktie aufgrund der Signale eines unmittelbar bevorstehenden Chartausbruchs sowie einer exzellenten Ergebnisvorlage zum 1. Quartal 2020 am 11.05. zur Markteröffnung neu in unser Strategiedepot AKTIEN KONSERVATIV aufgenommen haben, unterziehen wie den Titel nun einer detaillierteren Strategie- und Bewertungsanalyse. 

 

Chart:  RECORDATI gegen MSCI WORLD - Index (jeweils in Euro)  

 

Chart: Recordati gegen MSCI World Euro-Index

 

Geschäftsprofil und Ergebnishistorie 

 

Bei der in Mailand ansässigen RECORDATI SpA handelt es sich mit ihrer Gründung bereits im Jahr 1926 ohne Frage um einen der traditionsreichsten europäischen Pharmakonzerne. 

In seiner langen Unternehmenshistorie baute der Konzern bis heute eine nahezu voll umfängliche Medikamenten-Palette aller Therapiefelder (inklusive verschreibungsfreien Präparaten) auf. Diese haben z.B. antibiotische Mittel gegen Infektions- und Virenerkrankungen, Arzneien gegen Herz/Kreislauf-Erkrankungen und Medikamente gegen Störungen des zentralen Nervensystems, Hautkrankheiten, Entzündungen des Magen-Darm-Trakts, genitale bzw. urologische Erkrankungen, Beeinträchtigungen des Bewegungsapparates sowie zur Schmerztherapie, Gynäkologie und Geburtshilfe zum Gegenstand. 

Neben diesem dominierenden Bereich der klassischen Medikamente, der zum Ende des 1. Quartals 2020 einen Umsatzanteil von 82 % auf sich vereinigte, verfügt Recordati jedoch ebenso über einen zunehmend aufstrebenden und äußerst margenstarken Bereich zur anspruchsvollen Therapierung statistisch seltenster Krankheiten (Umsatzanteil per 31.03.2020: 18 %), die vor allem in angeborenen oder vererbten Gendefekten mit schwerwiegenden Beeinträchtungen des Nervensystems, Stoffwechsels, Hormonhaushalts und Bewegungsapparats liegen. 

Mit seinen mehr als 4300 Mitarbeitern ist der Konzern weltweit, allerdings mit einer bislang extremen Dominanz seines Europa-Geschäfts aktiv und erzielte per Ende des 1. Quartals 2020 rd. 88 % seines Konzernumsatzes in Europa, 8 % im panamerikanischen Kontinent, 3 % in Afrika sowie 1 % in der Region Asien-Pazifik. Jedoch hat sich Recordati eine verstärkte Expansion auch außerhalb Europas künftig klar auf die Fahnen geschrieben, wozu insbesondere auch seine global zunehmend gefragte Expertise in der Therapierung seltenster Krankheiten beitragen soll. 

Dank der wachsenden internationalen Akzeptanz seiner breit gefächerten Medikamentenpalette, wie aber auch diverser Unternehmensakquisitionen gelang es Recordati auf diese Weise, von 2013 – 2019 bei einer Umsatzsteigerung um 57 % auf 1,48 Mrd. Euro seinen Nettogewinn gleichzeitig auf 369 Mio. Euro fast auf zu verdreifachen! 

Hieraus ergibt sich selbst nach Abzug aller Kosten per Ende 2019 eine im internationalen Sektorvergleich exzellente Nettomarge von fast 25 %, die im rein operativen Geschäft (d.h. vor Zins- und Steueraufwendungen, jedoch inkl. Abschreibungen) Ende 2019 sogar bei knapp 32 % gelegen hat. 

 

Ergebnis 1. Quartal 2020 und Gesamtjahres-Ausblick

 

Der Serie seiner beeindruckenden Umsatz- und Gewinnsteigerungen auf immer neue Rekordmarken fügte Recordati auch im 1. Quartal 2020 ein weiteres exzellentes Ergebnis hinzu, welches nicht nur die Analystenschätzungen deutlich übertraf, sondern dabei auch qualitativ durch eine weitgehende Erzielung ohne nennenswerte positive Corona-Einflüsse vollauf überzeugte. 

So konnte der Umsatz im 1. Quartal 2020 gleich um 12,1 % gegenüber dem Vorjahr auf 429 Mio. Euro ausgebaut werden, während die Analysten in ihrer vorherigen Konsensschätzung lediglich von 406 Mio. Euro ausgegangen waren. Selbst auch positive Umsatzeffekte des Corona-Virenausbruchs in Form von Lagerbestandsaufstockungen durch Apotheken und Zwischenhändler trugen lediglich 20 Mio. Euro, also nur rd. 5 % zum gesamten Quartalsumsatz von Recordati bei, und dürften nach konservativer Prognose des Konzerns im laufenden 2. Quartal als ein außerordentlicher Effekt sogar auch wieder weitgehend rückgängig gemacht werden. 

Ein weiterer Beleg für die wachsende internationale Akzeptanz und Ergebnisqualität des Konzerns außerhalb Italiens war außerdem, dass die internationalen Umsätze von Recordati im 1. Quartal gar um 15,6 % wuchsen, wobei gerade die USA, Russland und übriges Osteuropa sowie die Türkei mit Umsatzwachstumsraten jeweils über 20 % herausstachen. 

Darüber hinaus - auch dies ein weiteres untrügliches Qualitätsindiz der Publikation zum 1. Quartal – schoss der Umsatz im wachstums- und margenstärksten, innovativsten Behandlungssegment der seltenen Krankheiten gleich um 38 % nach oben. 

Hierzu trugen nicht nur angestammte Präparate wie z.B. Carbaglu (gegen chronische Erhöhungen von Ammoniak-Konzentrationen im Blutplasma) und Cystadane (gegen genetisch bedingte Abbaustörungen von Aminosäuren) bei, sondern auch von Anbeginn 3 neueste Blockbuster-Medikamente zur Behandlung des sog. Cushing-Syndroms (= zumeist angeborene, vererbbare oder nach Unfällen auftretende Überproduktion des Hormons Cortisol mit der lebensbedrohlichen Folge einer dauerhaften Übererregung des Nervensystems sowie hiermit einhergehenden Stoffwechselentgleisungen). Der Erwerb dieser letztgenannten, von Recordati weiterentwickelten Medikamente, die auch sofortige Zulassungen aller weltgrößten Gesundheitsbehörden erhalten haben, erfolgte dabei über den zurückliegenden Kauf dieser Pharmapipeline von Novartis für lediglich 390 Mio. USD, die das für ihren Konzern limitierte Teilsegment aus strategischen Gründen zum Verkauf gestellt hatten. Angesichts des sofortigen Markterfolgs dieser 3 Cushing-Therapeutika (Signifor, Signifor LAR und Isturisa) sind wir daher fest davon überzeugt, dass sich der an Novartis hierfür gezahlte Kaufpreis in den kommenden Jahren für Recordati noch als ein wahres Schnäppchen herausstellen wird. 

War die Umsatzentwicklung im 1. Quartal 2020 schon sehr erfreulich, so konnte der vor allem durch Kosten- und Steuereinsparungen verursachte weit stärkere Gewinnsprung sogar noch mehr beeindrucken. Vor Abschreibungen stieg der operative Gewinn (EBITDA) nämlich um 20,1 % auf 173 Mio. Euro (Analystenkonsens: 158 Mio. Euro), nach Abschreibungen um 17,8 % auf 148 Mio. Euro (Schätzung: 138 Mio.  Euro), und auf der untersten Ebene des Nettogewinns sogar um 20,7 % auf 111 Mio. Euro (Analystenprognose: 100 Mio. Euro). 

Im 1. Quartal erzielte Recordati daher - vor allem getragen durch den zunehmend wachstumsstarken Therapiebereich “Seltene Krankheiten” - weitere rekordhohe Gewinnmargen, und zwar auf operativer EBIT- Ebene von 34,6 % sowie auf Nettogewinn-Ebene von 25,9 %.  

Für das Gesamtjahr behält der Konzernvorstand, trotz unklarer weiterer Folgewirkungen der Corona-Pandemie, daher seine zum Jahresbeginn abgegebene Projektion nur geringfügig abgeschwächt bei, nach der im Gesamtjahr 2020 der Umsatz um rd. 5 %, der operative EBITDA-Gewinn um rd. 7 % sowie der operative EBIT- und Nettogewinn je um rd. 6 % gesteigert werden sollten. 

 

Fazit: Aktienbewertung und Anlageurteil 

 

Es ist aus unserer Sicht sehr überzeugend, mit welcher Konsequenz und Dynamik Recordati - und dies selbst ohne übermäßige Begünstigung durch die Corona-Krise – auch manifestiert durch das zurückliegende exzellente Quartalsergebnis derzeit die Konzernentwicklung ausbaut. Hierzu tragen offenkundig nicht nur immer mehr auch das internationale Geschäft, sondern zudem der wachsende Vorstoß im weltweit immer stärker gefragten Bereich zur Behandlung seltenster genetischer oder chronischer Erkrankungen bei. 

Die hohen Gewinnmargen von Recordati stellen dabei im Vergleich zu anderen klassischen Pharmaunternehmen internationale Spitzenwerte dar. 

Mit einem aktuellen KGV (2020e) von nur 26 sowie (2021e) von nur 24 halten wir den Titel daher aktuell für unterbewertet, was wohl nur mit der italienischen Herkunft des Konzerns und der 51,8 %igen indirekten Aktienmehrheit der (operativ aber in keiner Weise Einfluss nehmenden) Private Equity-Beteiligungsgesellschaft CVC Capital Partners erklärt werden kann. 

Wir stufen die Aktie daher weiterhin als klar kaufenswert ein, und behalten diese Position auch in unserem Strategiedepot AKTIEN KONSERVATIV selbstverständlich unverändert bei.

 

19.05.2020 - Matthias Reiner - mr@ntg24.de

 

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