BASF verhindert den Absturz, auch TUI legt wieder zu, die Lufthansa glänzt mit Gewinnen und Plug Power begibt sich auf die Verliererstraße
Jetzt wird wieder spekuliert
Nach einem kleinen Ausverkauf am Donnerstag trauten sich die Käufer vor dem Wochenende noch einmal aus der Deckung. Der Freitag brachte teils satte Kursgewinne mit sich, auch wenn es dafür häufig keinerlei fundamentale Gründe gab. Stattdessen wird wieder einmal darüber spekuliert, ob die Märkte ihren Tiefpunkt schon hinter sich haben könnten.
Derartige Überlegungen verhalfen etwa BASF (DE000BASF111) zu einem Kursplus von 2,6 Prozent. Rational ist das kaum zu erklären, denn noch immer lauert mit dem drohenden russischen Gasstopp eine enorme Bedrohung auf den Konzern. Dazu gibt es weitere Probleme in Form von einem niedrigen Pegelstand im Rhein und einer nachlassenden Konsumstimmung infolge der viel zu hohen Inflation. Mehr als genug Gründe also, um skeptisch zu bleiben.
Umso erfreulicher ist es da wohl, dass der Titel seinen Stand oberhalb von 40 Euro letztlich festigen und sich mit 41,46 Euro ins Wochenende verabschieden konnte. Wie stabil diese Zugewinne sind, werden die nächsten Tage zeigen. Von einer Trendwende ist die BASF-Aktie aber noch weit entfernt.
Ein wichtiges Signal
Profitieren von der Schnäppchenjagd konnte auch TUI (DE000TUAG000). Am Donnerstag flirteten die Bären hier noch mit neuerlichen Tiefstständen, gestern ging es dann spontan um 3,43 Prozent in Richtung Norden. Auf Wochensicht bleibt das Papier damit zwar im roten Bereich. Immerhin gelang es aber, die Linie von 1,50 Euro per Wochenschluss zu überschreiten, wenngleich dies mit einem Schlusskurs von 1,51 Euro auch nur knapp geschah.
Rein charttechnisch hinterlassen die Bullen damit erst einmal ein dezent positives Signal und die Hoffnung darauf, dass die TUI-Aktie zumindest nicht noch weiter ins Bodenlose abrutscht. Allerdings ist auch hier eher fraglich, ob die spontanen Gewinne in der kommenden Woche weiter verteidigt werden können. Auf einem stabilen Fundament steht das Ganze beileibe nicht und die vielen Sorgen der Anleger sind nach den durchaus ansehnlichen Zugewinnen von gestern nicht einfach verschwunden. Es ist daher weiterhin höchste Aufmerksamkeit gefragt.
Kriegt die Lufthansa die Kurve?
Zu den größten Gewinnern des Tages zählte die Lufthansa (US0231351067) mit einem Kursplus von knappen sieben Prozent. Hier spielte nicht nur die allgemeine Marktstimmung eine Rolle. Begleitet wurde dies von vorläufigen Zahlen, welche positiv überraschend konnte. Die schwer angeschlagene und unter Personalmangel leidende Airline konnte im zweiten Quartal wohl einen bereinigten operativen Gewinn erzielen, der irgendwo zwischen 350 Millionen und 400 Millionen Euro zu verorten ist.
Das ist noch längst kein Rekordniveau, aber immerhin deutlich besser als im gleichen Zeitraum des Vorjahres. Da mussten Konzern und Anleger noch Verluste in Höhe von 827 Millionen Euro beklagen. Es geht also klar in die richtige Richtung, zudem dürften die Schätzungen der Analysten klar übertroffen werden. Die rechneten eigentlich mit einem Ebit in Höhe von 221 Millionen Euro. Gut möglich, dass damit die Laune der Aktionäre auch längerfristig wieder zulegen kann. Mit einem Wochenschlusskurs von 6,13 Euro kann aber von einem Höhenflug noch nicht die Rede sein.
Schockschwerenot
Längst nicht jeder Aktie erging es am Freitag gut und kein Börsentag wäre perfekt, ohne dass es auch das eine oder andere Drama zu sehen gäbe. Ein eben solches umfasste zuletzt den Wasserstoffsektor und schickte unter anderem die Aktie von Plug Power (US72919P2020) baden. Mit einem Minus von 12,4 Prozent zählte die an einem eigentlich recht freundlichen Handelstag klar zu den größten Verlierern.
Ausschlaggebend dafür waren Gerüchte darüber, dass ein wichtiges Klimapaket in den USA auf der Kippe stehen könnte. Der US-Senator Joe Manchin will sich dazu bisher noch nicht klar positionieren und macht seine Zustimmung unter anderem von der Inflationsentwicklung und der weiteren Zinspolitik der Fed abhängig. Nach den schockierenden Inflationszahlen am Mittwoch machen die Anleger sich da keine falschen Hoffnungen und rechnen schon mit dem Schlimmsten. Das beinhaltet auch, dass Plug Power eine ganze Reihe von Aufträgen und Förderungen flöten gehen könnten. Das sind natürlich erst einmal nur Spekulationen, reicht aber aus, um den Aktienkurs gehörig unter Druck zu bringen.
Es wird nicht langweilig
Die kurze Erholung am Freitag ist noch kein Richtungswechsel für die Börsen. Der Druck bleibt hoch und in der neuen Woche dürfte es wieder so manche Verwerfung zu sehen geben. Hierzulande blicken die Marktakteure vor allem gebannt auf den nächsten Donnerstag. Dann soll eigentlich der Betrieb der Gas-Pipeline Nord Stream 1 wieder aufgenommen werden. Ob daraus etwas wird oder der Kreml andere Pläne hat, lässt sich nur abwarten. Was auch immer in dieser Hinsicht passieren mag, wird sich aber schwer auf die Aktienkurse nicht nur an den europäischen Börsen auswirken.
16.07.2022 - Andreas Göttling-Daxenbichler
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