
Schwierige Zeiten für die Lufthansa, auch TUI könnte leiden, Shell könnte von steigenden Ölpreisen profitieren und Rheinmetall rückt wieder in den Fokus
Die Welt und die Märkte blicken noch unsichereren Zeiten entgegen
Die Angriffe der USA auf den Iran dürften am Montag das beherrschende Thema an den Märkten sein. Als dieser Artikel entstand, gab es noch keine direkten Reaktionen zu sehen. Allerdings ist bereits absehbar, dass es viele Verlierer und nur wenige Gewinner geben wird. Das Völkerrecht verliert an Bedeutung und es droht, durch Willkür und das Recht des Stärkeren ersetzt zu werden.
So weit wollen wir an dieser Stelle aber noch gar nicht vorweggreifen. Erst einmal gilt festzustellen, dass der Nahe Osten zu einem sehr heißen Pflaster geworden ist. So heiß, dass viele Airlines die Region großflächig meiden. Dazu gehört auch die Lufthansa (DE0008232125), die bereits zahlreiche Flüge in und aus der Region vorübergehend gestrichen hat. Unter anderem wurden Verbindungen nach Tel Aviv bis Ende Juli ausgesetzt.
Auf die US-Intervention reagierte die Lufthansa bisher zwar noch nicht. Es ist jedoch absehbar, dass dadurch noch weniger Luftraum verfügbar sein wird, was auch Verbindungen weiter nach Osten erschweren könnte. Auch mit einer gesunden Portion Wohlwollen gibt es kaum vorstellbare Szenarien, bei denen die Lufthansa als Siegerin aus den jüngsten Entwicklungen hervorgehen würde.
Doppelte Belastung für TUI?
Dasselbe lässt sich von Reiseveranstalter TUI (DE000TUAG505) behaupten, wo die Kurse am Freitag dank einer positiven Analystenstimme noch kräftig anziehen konnten. Allerdings blieb der Titel von der 7-Euro-Marke noch ein gutes Stück entfernt, ganz zu schweigen vom Widerstand bei 8 Euro, der noch immer einem waschechten Turnaround im Weg steht. Der Nahe Osten hat zwar nur eine geringe Bedeutung für Pauschalreisen von TUI, doch Unsicherheit und das generelle Sentiment könnten die Stimmung dennoch drücken.
Hinzu kommt, dass nach den letzten Eskalationen der Ölpreis heftige Sprünge hinlegen könnte. Experten halten Preise von 130 bis 140 US-Dollar je Barrel für realistisch, sollte der Iran die Straße von Hormus sperren. Genau das scheint auch eine Option zu sein, wenngleich noch keine Entscheidung gefallen ist und das Land sich damit auch selbst schaden würde. Höhere Ölpreise würden die Kosten für TUI spürbar in die Höhe treiben.
Shell auf der Gewinnerseite
Zugute kämen sie hingegen den Margen von Shell (GB00BP6MXD84), und dort reibt sich vielleicht manch einer schon die Hände. Auch ohne eine Schließung der Straße von Hormus, in deren Nähe momentan wohl so viel westliches Militär wie seit Jahrzehnten nicht zugegen ist, sind rasant steigende Ölpreise ein realistisches Szenario. Das gilt etwa im Falle iranischer Gegenschläge auf US-Stützpunkte oder auch schon bei einzelnen Angriffen auf Frachtschiffe. 80 bis 90 Dollar je Barrel scheint in naher Zukunft kein unrealistischer Preis zu sein.
Das treibt die Inflation an und stellt viele Erkenntnisse der letzten Monate in Frage. Die Geschäfte von Shell dürften aber kaum leiden, denn die Meerenge von Hormus nutzt der britische Ölgigant nur in der Nebensache. Hauptsächlich wird das Öl auf anderen Wegen transportiert, es wäre aber dennoch von Preissteigerungen betroffen, was die Margen munter antreibt. Ein bisschen wurde dies bereits vorweggenommen. Die Shell-Aktie kletterte in den letzten vier Wochen um fast neun Prozent bis auf 31,55 Euro zum Wochenende aufwärts.
Rheinmetall: Der nächste Höhenflug?
Mit dem Krieg im Nahen Osten hat Rheinmetall (DE0007030009) nicht direkt etwas zu tun, dennoch ist mit einer verstärkten Nachfrage nach Rüstungsaktien zu rechnen. Zusätzlich zu kriegerischen Handlungen beschlossen die europäischen NATO-Staaten, mit Ausnahme von Spanien, eine Erhöhung des Verteidigungshaushalts auf künftig fünf Prozent des BIP. Dies soll wohl während des Treffens in Den Haag offiziell verkündet werden.
Unvorstellbare Summen werden also in den nächsten Jahren in die Verteidigung fließen und Rheinmetall dürfte nicht selten als Auftragnehmer in Erscheinung treten. Wieder einmal deuten alle Zeichen in Richtung Norden und eine neue Jagd auf Kursrekorde ist zumindest nicht auszuschließen. An den Prioritäten hat sich nichts geändert. Sie wurden durch die Ereignisse am Wochenende eher noch verstärkt.
Spannende Tage
Sicher vorhersehen lässt sich dennoch nichts und es bleibt noch immer abzuwarten, was die kommenden Tage mit sich bringen mögen. Zwischenzeitlich zeigten die USA sich der Idee eines Regimewechsels im Iran nicht abgeneigt. Ich weiß nicht, wie es Ihnen geht, aber es liegt etwas von einem längeren Konflikt in der Luft und die Folgen davon sind schlicht kaum abzusehen. Wie gehabt sollten Anleger sich vor allem auf eine erhöhte Volatilität einstellen, und das in den meisten, wenn nicht allen Branchen.
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23.06.2025 - Andreas Göttling-Daxenbichler
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