TUI weiter auf Kurs in Richtung Gewinnzone, Tesla begeistert Nutzer in den USA, PowerTap Hydrogen Capital mit plötzlichem Kurssprung und Steinhoff tut sich weiter schwer

Damit dürfte nicht jeder gerechnet haben

 

Nachdem die Börsen über Monate gefühlt einzig und allein von Zins- und Rezessionsängsten beherrscht wurden, scheint es dieser Tage wieder mehr Überraschungen an den Märkten zu geben. Nicht immer sind die aus Anlegersicht angenehm, doch es gibt manchen Titel, der jüngst seinen Abwärtstrend erfolgreich überwinden oder zumindest aufhalten konnte.

Unter anderem zeigt sich die Aktie von TUI (DE000TUAG000) wieder von ihrer freundlicheren Seite, obwohl das Unternehmen im vergangene Quartal wieder einmal unschöne Verluste vorweisen musste. Die kamen vor allem aufgrund von Problemen an britischen Flughäfen mit etlichen ausgefallenen Flügen zustande. Die Börsianer ließen sich davon aber nicht allzu sehr stören.

Stattdessen überwiegt die Zuversicht, nachdem TUI ankündigte, für das Ende September endende Geschäftsjahr noch immer einen Profit erzielen zu können. Damit haben viele im Vorfeld nicht ehr gerechnet und die TUI-Aktie reagierte mit sehr ansehnlichen Kursgewinnen auf derartige Aussagen. Der positive Trend setzte sich gestern mit einem Kursplus von 3,93 Prozent fort, was die TUI-Aktie bis auf 1,82 Euro und damit den höchsten Stand seit rund sechs Wochen beförderte.

 

Tesla punktet mit niedrigen Betriebskosten

 

Bei Tesla (US88160R1014) gab es vor dem Wochenende keine allzu großen Neuigkeiten mehr zu sehen, doch für Schlagzeilen sorgte ein Bericht einer amerikanischen Familie. Die mietete sich ein Model 3 für einen Roadtrip quer durch die USA. Begeistert waren sie dabei darüber, wie niedrig die Stromkosten ausfielen. Bei einer Strecke von rund 4.500 Kilometern zahlten sie nach eigenem Bekunden nicht ganz 100 USD für das Laden an den Superchargern. Rund 40 Prozent des Stroms kam allerdings aus der Steckdose von Freunden und Bekannten. Selbst wenn das mit in die Rechnung einfließt, wäre die Fahrt aber deutlich günstiger als mit einem Verbrenner gewesen.

Für Tesla ist das erst einmal gute PR, für hiesige Fahrer maximal eine nette Anekdote. Denn die Strompreise in Deutschland sind mit denen in den USA nicht ansatzweise zu vergleichen und wer hier nicht ganz genau hinsieht, kann mit einem Tesla schon mal mehr für Strom ausgeben als mit einem Verbrenner für Benzin. Ungeachtet dessen erholte die Tesla-Aktie sich am Freitag von ihrem jüngsten Kursrutsch mit einem Plus von 1,83 Prozent. Zum Wochenende standen 858,90 Euro auf dem Ticker.

 

Was ist bloß bei PowerTap Hydrogen Capital los?

 

Die Aktie von PowerTap Hydrogen Capital (CA73939X1006), ehemals Clean Power Capital, ehemals Organic Flower Investments, dürfte bei manchem einem schon fast in Vergessenheit geraten sein. Neuigkeiten zu dem Unternehmen gab es in diesem Jahr nur wenige und die Kurse notierten auf Jahressicht zeitweise mit 90 Prozent im roten Bereich. Am Freitag überraschte der Titel nun aber mit einem spontanen Kurssprung in die Höhe.

 

Um fast 40 Prozent schossen die Kurse in Richtung Norden und überschritten damit erstmals seit April wieder die Marke von 0,20 Euro. Einen konkreten Grund dafür gab es nicht. Wahrscheinlich ist das Ganze auf das jüngste Subventionspaket von US-Präsident Joe Biden zurückzuführen. Dass PowerTap darauf derart deutlich reagierte, liegt letztlich wohl daran, dass die Aktie zuvor derart drastisch abgewertet hat. Dadurch ergab sich ein höhere Erholungspotenzial als bei vielen Mitbewerbern. Grundlegend geändert hat sich aber nicht viel und die Aktie bleibt eine hochriskante Angelegenheit.

 

Nichts Neues bei Steinhoff

 

Auf Neuigkeiten in irgendeiner Form warten die Anleger auch bei Steinhoff (NL0011375019) schon seit einer ganzen weile vergebens. Hier gab es aber leider keine spontanen Kursexplosionen zu sehen. Stattdessen haben die Bullen mittlerweile den Kampf um die Marke bei 0,15 Euro verloren. Zum nächsten großen Kursrutsch hat das zwar noch nicht geführt. Dennoch ist ein Kurs von 0,146 Euro zum Wochenende einigermaßen bedenklich.

Wie gehabt fehlt es bei Steinhoff an einer Perspektive dafür, wie die enorme Zins- und Schuldenlast des Konzerns gesenkt werden soll. Die Verantwortlichen stellten zwar vor nicht allzu lange Zeit Neuigkeiten dazu in Aussicht. Passiert ist seither aber nichts und die Geduld der Anleger ist offensichtlich begrenzt.

 

Hält die gute Stimmung?

 

Insgesamt hat sich die Stimmung an den Börsen wieder merklich aufgehellt und einige Kommentatoren sprechen schon von einer „Rückkehr des Bullenmarktes“. Ganz so weit würde ich persönlich nicht gehen, da noch immer zahlreiche Risiken zu beachten sind und sowohl die geopolitische als auch die wirtschaftliche Lage bestenfalls als fragil angesehen werden könnten. Gleichwohl ist es aber nicht unmöglich, dass der Tiefpunkt bereits überwunden wurde. Großen Einfluss auf die weiteren Kursentwicklungen werden nach wie vor die Zinsentscheidungen der Fes haben, auf die Anleger sehr genau blicken werden.

 

13.08.2022 - Andreas Göttling-Daxenbichler

 

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