TeamViewer nimmt viel Geld für die Übernahme von 1E in die Hand und die Aktie reagiert mit heftigen Verlusten
Den Wunschzettel der Aktionäre scheint TeamViewer nicht abhaken zu wollen
Nach dem eher kurzlebigen Hype während der Corona-Pandemie ist es um TeamViewer recht ruhig geworden. Das Unternehmen beförderte sich mit fragwürdigen und teuren Marketing-Deals einst selbst ins Abseits. Einige Zeit später gab man sich geläutert und hielt die Ausgaben eher im Zaum. Auf dem Trikot von Manchester United ist man nicht mehr vertreten. Investiert wird nun aber im großen Stil in eine Übernahme.
Umgerechnet 682 Millionen Euro legt TeamViewer (DE000A2YN900) auf den Tisch, um den britischen IT-Spezialisten 1E zu schlucken. Darüber berichtete unter anderem das „Handelsblatt“. Der Zukauf soll laut Vorstandschef Oliver Steil dabei helfen, eine Komplettlösung für die Behebdung von IT-Problemen auf die Beine zu stellen. Anfangs sollen die beiden Produkte noch nebeneinanderstehen; perspektivisch wird aber eine Integration angestrebt. Ab 2026 sollen sich Synergieeffekte mit einem Volumen von zehn Millionen Euro bemerkbar machen.
Die Plattform von 1E hilft Systemadministratoren dabei, Geräte proaktiv zu warten. Zudem wirbt der britische Anbieter mit der Optimierung digitaler Arbeitsplätze. Bei Programmabstürzen soll beispielsweise die Ursache identifiziert und das Problem im besten Fall automatisch behoben werden. Administratoren erhalten außerdem Nutzungsdaten der Anwender, was die Fehlerbehebung erheblich erleichtern kann. Ausfallzeiten lassen sich auf diesem Wege deutlich reduzieren und nicht ohne Grund gehören Weltunternehmen wie HP und Nike zu den Kunden von 1E.
Kann TeamViewer sich das leisten?
Das Unternehmen arbeitet zudem profitabel und spricht von einem jährlichen wiederkehrenden Umsatz in Höhe von 73 Millionen Euro. Die bereinigte Marge liegt bei etwa 20 Prozent. Doch damit dürfte es eine ganze Weile dauern, bis die Investition sich für TeamViewer amortisiert. Der Konzern muss sich sichtlich strecken, um die Übernahme über die Bühne zu bringen. Neben der Ausreizung bestehender Kreditlinien sollen auch neue Finanzierungsinstrumente zum Einsatz kommen. Die Verschuldung steigt dadurch auf das 3,3-fache des Ebit.
TeamViewer betont zwar, dass man sich dies aufgrund der eigenen Profitabilität erlauben könne und die Schulden sich binnen zwei Jahren wieder erheblich reduzieren ließen. Dennoch reagierten die Anleger verstimmt auf die angekündigte Übernahme. Die TeamViewer-Aktie sackte gestern um rund zwölf Prozent auf 11,01 Euro ab und machte damit viele Bemühungen der Bullen aus den letzten sechs Monaten zunichte.
Enttäuscht dürften viele Anleger nicht zuletzt darüber sein, dass durch die Investition Aktienrückkäufe ein gutes Stück unwahrscheinlicher geworden sind. Die Treue der langjährigen Aktionäre scheint nicht belohnt zu werden. Sollte es zu keiner schnellen Gegenbewegung kommen, droht die TeamViewer-Aktie zurück in den Abwärtstrend zu fallen. Schon bei 10 Euro lauert das 52-Wochen-Tief und von dort aus wären Allzeit-Tiefs unterhalb von acht Euro durchaus in Schlagweite.
TeamViewer macht sich an der Börse unbeliebt
Die Situation ist mit dem Debakel um Manchester United kaum zu vergleichen. Immerhin darf TeamViewer damit rechnen, von der 1E-Übernahme tatsächlich etwas zurückzubekommen, und das sogar recht zuverlässig. Allerdings fällt der Kaufpreis ausgesprochen hoch aus. Die vorherige Eignerin in Form von Carlyle legte für 1E vor drei Jahren rund 270 Millionen Euro auf den Tisch. TeamViewer zahlt also einen kräftigen Aufschlag und verbindet dies mit dem eher vagen Versprechen, das eigene Unternehmen ein Stück weit neu zu erfinden.
Es dürfte zweifellos Synergieeffekte geben und die Umsätze von TeamViewer werden durch die Fusion mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit steigen. Die Gretchenfrage ist lediglich, ob die massiven Ausgaben dazu noch in einem Verhältnis stehen. Die Ausgabenlust des Managements in unsicheren Zeiten schürt darüber hinaus ein allgemeines Gefühl der Unsicherheit unter den Anteilseignern. Unabhängig davon, ob der Zukauf nun richtig war oder nicht, hat das Management dem eigenen Aktienkurs keinen Gefallen getan.
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11.12.2024 - Andreas Göttling-Daxenbichler
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