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USA vs. Deutschland: Aktien der 2. Reihe für 2020

Das Börsenduell

NTG24 - USA vs. Deutschland: Aktien der 2. Reihe für 2020

 

Rechtzeitig gegen Jahresschluss gibt nun mit ersten Ausbrüchen auf neue Rekordstände generell ein Aktienmarktsegment den Takt vor, welches sich gerade in Phasen schwindender handelspolitischer (in 2020 absehbare weitere Vertragsabschlüsse USA – China / EU - Großbritannien) sowie damit eingehender konjunktureller Unsicherheiten historisch bislang grundsätzlich immer am besten geschlagen hat:

Das Segment von Aktien der 2. Reihe, also solchen mit mittlerer Aktienmarktkapitalisierung oder auch Mid Caps genannt. Den aussagekräftigen Chart zu diesen aktuell sehr interessanten Vorboten für 2020 sehen Sie unten angehängt.

Auch ist gerade dieses Mid Cap - Segment nun eine gesteigerte Betrachtung wert, weil  - ganz anders als bei diesen aufstrebenden Werten der 2. Reihe - der DAX 30-Index im Bereich der marktführenden Werte (also der Large Caps) gegenüber dem S&P 500- oder auch NASDAQ 100- Index schon bereits seit 2011 nicht mehr den Hauch einer Performancechance gegenüber den führenden US-Indizes hat.

Glücklicherweise trifft das Large Cap – Debakel Deutschlands gegenüber den USA jedoch auf Mid Cap-Werte der 2. Reihe in keiner Weise zu, wofür es ebenfalls triftige Gründe gibt. Diese Faktoren erläutern wir nachstehend ebenso wie die Frage, ob der bereits seit 2010 dem MDAX vollkommen ebenbürtige S & P 400 Midcap-Index die interessantere Wahl für 2020 darstellt, oder ob der MDAX im kommenden Jahr die Nase vorne haben dürfte. Abschließend geben wir Empfehlungen für einige unseres Erachtens in 2020 aussichtsreiche Mid Cap-Aktien aus Deutschland wie den USA ab.             

 

Chart:  S&P 500- und S & P 400 Mid Cap-Index (in Euro) gegen DAX 30- und MDAX- Index

 

Chart: MDAX, S&P 400 MID CAP

 

Aktienindizes S & P (USA) vs. DAX (D): Vergleichende Struktur- und Bewertungsanalysen

 

Unterzieht man die Large- und Mid Cap-Indizes der USA (S&P 500, S&P 400 Midcap) sowie Deutschlands (DAX 30, MDAX) aktuell einem Performancevergleich – der korrekterweise bei allen Indizes Dividendenausschüttungen voll mit einbezieht und in obigem Chart in einheitlicher Währungsbasis EURO kalkuliert wurde – so ist sicher das aktuell interessanteste (und deutschen Anlegern vermutlich weitgehend verborgene) Phänomen, dass in völligem Gegensatz zu den deutschen Indexstrukturen in den USA der S&P 500-Large Cap-Index seit Anfang 2019 dem S&P 400 Mid Cap-Index zum ersten Mal seit der US-Subprime-Krise 2007/2008 performancemäßig deutlich enteilt ist (seit Anfang 2019 ohne Dividenden in USD: S&P 500 = + 29 % / S&P 400 Mid Cap = + 24 %). 

Gerade im Bereich der Large Caps nimmt das Auseinanderdriften der Performances von S & P 500- und DAX-Index also zunehmend dramatische (aus deutscher Sicht negative) Formen an.

Die Gründe für den zunehmenden Performancevorsprung des S & P 500-Index liegen zum einen gerade in dem vom Zaun gebrochenen Handelskrieg zwischen USA und China, mit dessen voraussichtlichem Abschluss in 2020 die USA ihrem damit verfolgten Ziel, das chronische Handelsungleichgewicht zu China (2018: - 380 Mrd. USD inkl. Dienstleistungen) künftig einzudämmen, nach unserer Überzeugung letztlich ein gutes Stück näher kommen dürfte. Die Stärkung der weltweiten USA-Handels- und Preisdurchsetzungsmacht nach Abschluss eines China-Vertrages wird indirekt ohne Frage auch auf das von den USA sehr exporthängige Deutschland hinsichtlich der Handelstarife (Terms of Trade) eher negativ durchschlagen, gerade was die Handelsbedingungen der jeweiligen internationalen Großkonzerne angeht (die aus USA-Sicht natürlich erste Profiteure einer kommenden Vertragsunterzeichnung mit China sein werden).

Schon allein dies erklärt das aktuell zunehmende Auseinanderklaffen der Performance zwischen dem DAX und S & P 500, was ebenso in einer schon seit Jahren immer eklatanter werdenden Divergenz zwischen den operativen EBIT-Margen der S&P 500-Unternehmen (11,5 %) gegenüber den DAX 30-Konzernen (7 %) seinen Ausdruck findet.

Zum anderen versetzt natürlich auch der erheblich höhere (und aus unserer Sicht auch mittlerweile ausreichend genutzte) Zinssenkungsspielraum der FED die führenden US-Konzerne in eine weit günstigere und profitablere Geschäftsposition, als die EZB durch dementsprechende Maßnahmen europäische Großkonzerne zu unterstützen vermag. Auch dies ist ein wesentlicher Faktor zur Erklärung der ungebrochenen Outperformance des S & P 500-Index gegenüber dem DAX, zumal der umgekehrt eher von steigenden Zinsen profitierende Finanz- und Immobiliensektor im DAX- und MDAX-Index zusammen genommen mit ca. 20 % auch noch höher gewichtet ist, als im S & P 500- sowie S & P 400 Mid Cap-Index (zusammen ca. 15 %).

Zumindest die fundamentalökonomischen Gründe für die anhaltende Outperformance des S & P 500-Index gegenüber dem DAX-Index liegen also auf der Hand. Auch wenn der KGV-Bewertungsabstand zwischen beiden Indizes mittlerweile für 2020 geschätzt rekordverdächtige 25 % erreicht hat (DAX: 13,8 / S&P 500:  18,4), wird dies doch durch die ungleich besseren Geschäftsbedingungen für US-Großkonzerne aktuell vollauf angemessen reflektiert, weshalb diese Gegenüberstellung von DAX 30- und S & P 500-Index im heutigen BÖRSENDUELL auch kein Gegenstand weiterer Betrachtungen sein soll.

 

S & P 400 Mid Cap- und MDAX-Index im Vergleich

 

Viel interessanter erscheint uns hingegen aktuell die Analyse, ob denn auch die ungewöhnlich starke Outperformance des S & P 500-Index gegenüber den im S&P 400-Index vertretenen aufstrebenden US-Mid Cap-Unternehmen der 2. Reihe ihre Rechtfertigung hat, und wie denn unter diesem Aspekt zu bewerten und zu begründen ist, dass selbst auch der MDAX-Index bislang bestens mit dem S& P 400 Mid Cap-Index mithalten konnte.

Nun, für diese Analyse ist zunächst einmal zu berücksichtigen, dass infolge der aktuell zunehmenden Outperformance des S & P 500 gegenüber dem S & P 400 Mid Cap-Index ersterer nunmehr bereits einen Anteil von 80 % an der gesamten US-Aktienmarktkapitalisierung einnimmt (zum Vergleich DAX 30 aufgrund zunehmender Underperformance: aktuell nur noch 66 % der gesamten deutschen Aktienmarktkapitalisierung). Dagegen steuern die 400 Aktien des S & P Mid Cap-Indexes derzeit nur rd. 7 % zur gesamten Aktienmarktkapitalisierung der USA bei.

Bereits aufgrund immer relevanter werdender sog. Benchmarkgewichtungs-Überlegungen, die vornehmlich von den marktbeherrschenden institutionellen Großinvestoren wie auch ETF-Managern angestellt werden, sind diese zunehmenden Investitionsverlagerungen in den S & P 500 – Index also durchaus begründbar oder aus Sicht dieser hochkapitalisierten Investorengruppen sogar unvermeidbar, und erklärt damit auch in wesentlichem Maße die Börsenweisheit „Die Hausse nährt die Hausse“.

Jedoch auch unter fundamentalen Aspekten wird durchaus plausibel, warum der S & P 500-Index den S & P 400 Mid Cap-Index gerade seit 2019 performanceseitig zunehmend abhängt. Denn gerade auch die US-Subprime-Immobilienkrise in 2007/2008 lieferte US-Anlegern einen einschneidenden (und vermutlich noch in schlechtester Erinnerung befindlichen) Nachweis dafür, dass selbst auch in der Wirtschaftsmacht USA zu dieser Zeit Gewinne und Margen gerade klein- / mittelkapitalisierter Unternehmen dort vielfach völlig einbrachen, während konkurrierende oder als Zulieferer/Abnehmer auftretende Großkonzerne ihre Marktvormachtstellung gegenüber solchen kleineren Mitwettbewerbern in dieser Phase natürlich gnadenlos ausspielten. Entsprechend büßte der S & P 500- Index in 2007/08 auch in der Spitze nur rd. 50 % ein, der S & P 400 Mid Cap- Index dagegen 75 %.

Diese tiefste Konjunkturkrise 2007/08 gehört zwar natürlich gänzlich der Vergangenheit an, jedoch trat auch seitdem ein operativer Margenrückstand der S & P 400- gegenüber S & P 500-Unternehmen ein, der bis heute nicht wett gemacht werden konnte (aktuelle operative Index-Marge S & P 400 : ebenfalls nur rd. 8 % / S & P 500: 11,5 %). Ein weiterer Einflussfaktor dieses Margenrückstandes liegt jedoch strukturell auch darin, dass seit Jahren gerade in den USA zunehmend junge, aufstrebende Technologieunternehmen aller Sparten an den Markt dringen (und dann auch relativ schnell selbst in den S&P 400- Mid Cap-Index aufsteigen), dabei aber teilweise immer noch im operativ defizitären oder bislang nur minimal profitablen Bereich agieren (vor allem viele Konzerne des Biotech- und Software-Segments). Auch dies ist natürlich ein triftiger Erklärungsfaktor für die üblicherweise bestehende Margenunterlegenheit von Nebenwerte-Aktienindizes (z.B. Anteil technologielastiger Sparten IT, Telekommunikation und Gesundheitswesen im S & P 400 Mid Cap-Index:  35 %).

Im Zuge der auch in den USA verzeichneten Konjunkturschwäche nach Ausbruch des Handelskriegs mit China ist es angesichts der Lehren aus dem Wirtschaftskollaps in 2007/08 daher nur nachvollziehbar, dass auch der S & P 400-Index zuletzt mit einem Bewertungs-Malus gegenüber dem S&P 500-Index bedacht wurde, und daher nun erst in der letzten Woche in lokaler Währung USD (in Euro natürlich schon länger) einen neuen historischen Rekordstand, wenn auch bisher nur um marginale 0,8 %, markieren konnte.

 

Chart:  S & P 400 Mid Cap- Index in USD

 

Chart: S&P 400 MIDCAP

 

Sehr erfreulich ist aus deutscher Sicht daher, dass wie eingangs dargestellt, zumindest auf der Ebene von Mid Cap- Werten der 2. Reihe der MDAX-Index mit dem S & P 400-Index nun schon seit einem Jahrzehnt vollauf mithalten konnte.

Auch hinsichtlich der KGV-Bewertung liegen beide Indizes derzeit nahezu völlig gleichauf bei 19 auf geschätzter Nettogewinn-Basis für 2020.

Allerdings weist hierbei, wie in den USA üblich, der S & P 400-Index derzeit eine etwas niedrigere Dividendenrendite (1,6 %) als der MDAX-Index (2,2 %) auf. Ferner sind die Unternehmen des MDAX-Index derzeit auch sogar von einer insgesamt höheren Profitabilität (indexweite Betriebsgewinn-Marge 10 %) gekennzeichnet als der S&P 400-Index (8 %) und weisen zudem, allerdings leicht verzerrt durch das bei weitem führende MDAX- Indexschwergewicht AIRBUS (20 % Indexanteil), sowohl einen höheren Anteil an der deutschen Aktien-Gesamtmarktkapitalisierung (27 %) wie auch eine höhere durchschnittliche Aktienmarktkapitalisierung (ca. 5,5 Mrd. Euro) auf, als dies für Aktien des  S & P 400 Mid Cap-index gilt (7 % der US-Aktienmarktkapitalisierung, durchschnittliche Aktienmarktkapitalisierung eines Einzelwerts rd. 4,5 Mrd. USD).

Da der MDAX-Index (wie auch der DAX-Index) zudem ins seiner Branchenstruktur insgesamt deutlich konjunktur- und ertragszyklischer strukturiert ist als die jeweiligen US Pendants (Anteil von Industrie-, Rohstoff-, zyklischen Konsum- und Finanztiteln im MDAX-Index: 70 %), sollte unter zusätzlicher Einbeziehung o.g. Bewertungsvergleichs nach unserer Erwartung der MDAX künftig eher besser abschneiden, als der S & P 400 Mid Cap-Index, allerdings nur, sofern es in 2020 tatsächlich zu der von uns erwarteten Entspannung des globalen handelspolitischen wie konjunkturellen Umfelds kommt. Sollte diese Verbesserung entgegen unseren Prognosen auch weiterhin nicht oder nur geringfügig eintreten, würden wir den S & P 400 Mid Cap- Index dagegen auch weiterhin im Vorteil gegenüber dem MDAX-Index sehen.

 

Aktienempfehlungen MDAX- und S & P 400 Mid Cap-Index

 

Unter den oben dargestellten fundamentalen und bewertungstechnischen Kalkülen empfehlen wir Investoren zur bestmöglichen Flexibilität gegenüber allen denkbaren Konjunkturszenarien, in 2020 auch weiterhin am ehesten eine ausgewogene Depotmischung in deutschen / europäischen wie auch US-amerikanischen Mid Cap-Titeln vorzunehmen.

Generell verdient das gesamte Segment der Mid Caps unseres Erachtens jedoch nun wieder für 2020 eine zunehmende Höhergewichtung gegenüber Large Caps, nachdem 2019 wohl deutlich krisenbehafteter war, als das für 2020 gelten dürfte und in diesem Umfeld künftig der S & P 400 Mid Cap-Index auch zum S & P 500-Index wieder ein gutes Stück aufschließen dürfte.

Viele dieser Mid Cap-Titel bleiben auch weiterhin bestehende Halte-Positionen in unseren erfolgreich gemanagten Strategie- und Themendepots, so dass sich unsere aktuelle selektive Empfehlungsliste für 2020 derzeit wie folgt darstellt:

 

MDAX

ISHARES MDAX UCITS ETF (DE0005933923)

EVOTEC (DE0005664809)

CARL ZEISS MEDITEC (DE0005313704)

PUMA (DE0006969603)

CTS EVENTIM (DE0005470306)

HANNOVER RÜCK (DE0008402215)

SYMRISE (DE000SYM9999)

 

S & P 400 MIDCAP INDEX

COMSTAGE S & P 400 MIDCAP ETF (LU0392495965)

MASTEC INC (US5763231090) / TECHNOLOGIE

LIVE NATION ENTERTAINMENT (US5380341090) / UNTERHALTUNG & FREIZEIT

CHURCHILL DOWNS (US1714841087) / UNTERHALTUNG & FREIZEIT

MONOLITHIC POWER (US6098391054) / TECHNOLOGIE

TELEDYNE TECHNOLOGIES (US8793601050) / TECHNOLOGIE

CACI INTERNATIONAL A (US1271903049) / TECHNOLOGIE

 

 

22.12.2019 - Matthias Reiner - mr@ntg24.de

 

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