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Wieder einmal erlebt die Aktie von Uniper den Rausch der Tiefe

Kann es noch schlimmer kommen?

NTG24 - Wieder einmal erlebt die Aktie von Uniper den Rausch der Tiefe

 

Die größten Befürchtungen der Anleger von Uniper haben sich kurz vor dem Wochenende bestätigt. Der russische Versorger Gazprom kündigte an, die Pipeline Nord Stream 1 auf unbestimmte Zeit nicht mehr mit Gas zu speisen und damit die ohnehin schon problematische Versorgung in Deutschland weiter zu belasten.

Offiziell begründete Gazprom (RU0007661625) diesen Schritt mit einem Ölleck an einer Turbine, wodurch die Gaslieferungen unmöglich seien. Ob das allerdings wirklich der Grund ist, daran gibt es so einige Zweifel. Aussagen aus dem Kreml lassen eine klare politische Motivation erkennen und sowohl in den sozialen Medien als auch im Staatsfernsehen wird Energie als Kriegswaffe gegen den verhassten Westen schon mehr oder weniger gefeiert.

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Werbebanner Zürcher BörsenbriefeEine der größten Leidtragenden unter der ganzen Geschichte ist die Aktie von Uniper (DE000UNSE018). Die befand sich schon zuvor mitten im Kurskeller, musste nun aber den nächsten Tiefschlag hinnehmen. Am Montag ging es um knappe elf Prozent in die Tiefe; auf Jahressicht belaufen die Kursverluste sich bereits auf mehr als 85 Prozent. Diese Bewegung ist schmerzhaft, letztlich aber nachvollziehbar.

Uniper machte über Jahre gute Geschäfte mit Gazprom und verdiente Milliarden damit, billiges russisches Gas an hiesige Verbraucher zu verteilen. Jetzt hängt der Konzern in langfristigen Lieferverträgen fest und muss das Gas dafür teuer aus anderen Quellen zukaufen. Ökonomen rechnen damit, dass dem Unternehmen dadurch rund 100 Millionen Euro an Verlust entstehen – pro Tag.

 

Was steht der Uniper-Aktie noch bevor?

 

Normalerweise wird an den Börsen erwartet, dass jede Krise irgendwann vorbeigeht und die Lage sich wieder normalisiert. Auch Uniper mag irgendwann wieder bessere Tage erleben. An eine Rückkehr an den Status Quo aus dem vergangenen Jahr ist aber nicht zu denken. Dass jemals wieder russisches Gas in größerer Menge eine Rolle bei dem Versorger spielen wird, darauf sollten Anleger tunlichst nicht hoffen. Mit einigen wenigen Ausnahmen hat der Westen klar Stellung bezogen und sich auf die Suche nach Alternativen zu fossilen Energieträgern aus Russland gemacht.

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Für Uniper bedeutet das, dass das Unternehmen sich vollkommen neu erfinden muss. Für den Moment wurde das Schlimmste durch den Staatseinstieg und die beschlossene Gasumlage verhindert, eine Insolvenz droht akut erst einmal nicht und die Bundesregierung machte bereits klar, dass eine solche auch nicht zugelassen wird. Die Systemrelevanz ist hier also auch für die Anleger ein gewisser Schutz, wenn auch mit Blick auf den Chart nur ein sehr schwacher Trost. Eine völlig andere Frage ist aber, ob Uniper eines Tages wieder zu einem profitablen Unternehmen werden kann und wie lange es bis dahin dauern könnte.

 

Nicht alles ist schlecht bei Uniper

 

Immer wieder in Erinnerung rufen können sich Aktionäre, dass es bei Uniper abseits der Gasgeschäfte bestens läuft. Eigentlich handelt es sich bei dem Versorger um ein kerngesundes Unternehmen, das weitgehend unverschuldet in eine schwere Krise gestolpert ist. Spätestens, wenn einige Lieferverträge für Gas auslaufen und die Kosten besser weitergereicht werden können, ergibt sich damit die Aussicht auf schwarze Zahlen. Allerdings kann es bis dahin im schlimmsten Fall noch Jahre dauern, während die Gasumlage allein die hohen Verluste kaum auffangen können wird.

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Werbebanner WikifolioSomit bleibt für den Moment nur die Aussicht darauf, dass Uniper auf unbestimmte Zeit Schulden anhäuft, die irgendwann in Zukunft auch mal bedient werden wollen. Aus einer Vielzahl an Gründen ist die Aktie damit für die meisten Anleger wenig interessant. Auf der anderen Seite könnten genau jetzt die Schnäppchenjäger aktiv werden. Schließlich haben sich die größten Befürchtungen bereits bewahrheitet und es fällt schwer, sich jetzt noch Szenarien für weitere Verlustwellen auszudenken. Allerdings haben die Börsen uns gerade in diesem Jahr auch immer wieder überrascht, und das leider selten im positiven Sinne.

 

06.09.2022 - Andreas Göttling-Daxenbichler

Unterschrift - Andreas Göttling-Daxenbichler

 

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