Zalando im Höhenrausch, Covestro legt im freundlichen Marktumfeld zu, RWE kann da nicht mithalten und auch bei Linde geht es weiter abwärts
Der DAX erlebt die beste Woche seit Langem, kennt aber auch Verlierer
Die erste Woche des neuen Jahres hätte für den DAX kaum besser laufen können. Mit einem Plus von 5,2 Prozent freute der deutsche Leitindex sich über die größten Zugewinne seit sehr langer Zeit. Mit 14.664 Punkten am Wochenende konnten auch einige charttechnischen Hürden überwunden werden. Allerdings konnte von der guten Stimmung nicht jede Aktie gleichermaßen profitieren.
Besonders hohe Zugewinne gab es vornehmlich bei Titeln zu sehen, die zuvor schwer bluten mussten. So findet sich ganz oben bei den Gewinnern die Aktie von Zalando (DE000ZAL1111) mit einem Wochenplus von stattlichen 18,76 Prozent. Schon zuvor ging es hier mit den Kursen steil aufwärts. Seit Anfang Dezember sind Zugewinne von rund 33 Prozent zu bewundern. Dafür gibt es allerdings keinen wirklichen Grund.
Die Anleger scheinen hier darauf zu wetten, dass das vierte Quartal besser als befürchtet gelaufen ist. Darauf verlassen sollte man sich allerdings nicht, denn noch immer gibt es einige Probleme und Herausforderungen, besonders für den Online-Handel. Momentan scheint es sehr unwahrscheinlich, dass Zalando seine eigenen Prognosen erfüllen wird. Zudem bleiben auch die Analysten sehr skeptisch. Da ist es nicht unwahrscheinlich, dass die kleine Rallye der letzten Wochen schnell wieder kassiert wird. Ich kann aber im Sinne der Anleger nur hoffen, dass ich mit diesen bösen Vorahnungen falsch liege.
Covestro tendiert gen Norden
Auf dem zweiten Platz bei den DAX-Gewinnern landete die Aktie von Covestro (DE0006062144) mit einem Plus von 15,92 Prozent auf Wochensicht. Hier tragen vor allem sinkende Gaspreise und die Abschaffung von Corona-Regeln in China. Die Aktionäre sehen dadurch endlich wieder Licht am Ende des Tunnels und hoffen sowohl auf niedrigere Betriebskosten als auch ein Wiederaufblühen der chinesischen Wirtschaft.
Beides ist momentan aber noch ein wenig Zukunftsmusik und es wird sich zeigen müssen, das die nächsten Wochen noch bringen werden. Ob die Gaspreise dauerhaft weiter sinken ist genauso unsicher wie die Frage, wie schwer die aktuelle Coronawelle die chinesische Wirtschaft belasten wird. Gleichwohl wurde die Covestro-Aktie im vergangenen Jahr derart heftig abgestraft, dass sich durchaus auch noch Aufwärtspotenzial ergibt. Spannend dürfte es hier also in jedem Fall bleiben.
RWE schwächelt
Nicht von der guten Stimmung profitieren konnten die Anteilsscheine von RWE (DE0007037129), die sich in dieser Woche um knapp sechs Prozent in Tiefe bewegten. Damit bildete die Aktie des Versorgers das Schlusslicht im DAX, und das trotz positiver Analystenstimmen. Allgemein gehen Experten davon aus, dass Energie auch 2023 noch ein teures Gut bleiben wird und die Gewinne bei RWE entsprechend hoch ausfallen werden. So richtig freuen könnten die Aktionäre sich darüber momentan aber offensichtlich nicht.
Das mag zum einen daran liegen, dass die Übergewinnsteuer noch ein großes Thema bleibt, welche weite Teile der Gewinne aus dem Vorjahr wieder auffressen könnte. Außerdem wurde an den Märkten gemunkelt, dass die bevorstehende Räumung des Ortes Lutzerath für bedenkliche Gesichter bei den Aktionären sorgt. Dort haben sich schon seit einer ganzen Weile Klimaschützer verschanzt, welche Widerstand gegen die ankommenden Bagger ankündigten. Ob man sich als Anleger darüber allzu große Gedanken machen muss, sei einfach dahingestellt.
Linde im Korrekturmodus
Nicht ganz so steil in die Tiefe ging es bei Linde (IE00BZ12WP82), wo die Verluste in den letzten fünf Handelstagen sich auf 2,98 Prozent beschränkten. Das reicht aber aus, um die bereits im November begonnene Korrekturbewegung fortzusetzen. Auch hier rätseln die Anleger etwas darüber, warum genau die Linde-Aktie sich momentan so schwach zeigt. Charttechnisch könnte es sich aber dabei noch immer um Gewinnmitnahmen handeln, denn der langfristige Aufwärtstrend blieb bisher unangetastet.
Im DAX wird Linde derweil sehr wahrscheinlich nicht mehr allzu lange zugegen sein. Der Abschied aus dem Index ist bereits beschlossene Sache und soll noch in diesem Monat von den Anteilseignern abgesegnet werden. Die Aktie wird dann nur noch an der Wall Street gelistet sein. Für die Anleger ändert sich dadurch nicht allzu viel, doch der DAX verliert einen der wichtigsten und stärksten Titel. Für manchen Beobachter ist das auch ein Zeichen dafür, wie schlecht es um die hiesigen Börsen im internationalen Vergleich bestellt ist.
Nichts zu meckern
Unter dem Strich kann die Performance der DAX-Titel sich derzeit mehr als sehen lassen. Von 40 Titeln gab es in dieser Woche nur bei fünf rote Vorzeichen zu sehen. Ansonsten ging es in Richtung Norden, und das zum Teil kräftig. Viel Grund zur Beschwerde gibt es da nicht. Da die Erholung allerdings hauptsächlich auf Mutmaßungen und guten Hoffnungen basiert, ist sie noch etwas wackelig auf den Beinen.
08.01.2023 - Andreas Göttling-Daxenbichler
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