BÖRSE TO GO - mit BB Biotech, Richemont und Bombardier
Markttechnik ist noch nicht ganz sauber
Guten Morgen,
die Tatsache, dass die Wall Street bereit ist, positive Überraschungen mit dicken Kursaufschlägen zu belohnen zeigt, dass die Rally intakt ist. Wäre es umgekehrt, würden die sehr guten Zahlen von MORGAN STANLEY gestern, gemäß dem Börsenspruch „Sell on good news“, mit Gewinnmitnahmen quittiert. So aber zeigt sich: Die Erwartungen an die kommenden Monate sind optimistisch und auch einer MORGAN STANLEY wird zugetraut, das gute Ergebnis vom 4. Quartal 2019 zu halten bzw. möglicherweise noch zu toppen:
MORGAN STANLEY gab bekannt, dass der Gewinn im vierten Quartal um satte 46% auf 2,24 Milliarden Dollar oder 1,30 Dollar pro Aktie gestiegen ist, erwartet worden waren lediglich 99 Cent. Der Umsatz stieg um 27% auf 10,86 Milliarden Dollar und übertraf gleichfalls die Schätzung von 9,72 Milliarden Dollar um mehr als 1 Milliarde. Die Aktien des Unternehmens stiegen im Mittagshandel zunächst um 8% und kletterten noch höher, nachdem die Bank neue, ehrgeizigere Finanzziele bekannt gegeben hatte. Damit nährt sich MS dem alten Rekord von 2018, siehe Chart. Gelingt der Ausbruch, entstünde gar ein neues Kaufsignal.
Die Berichtssaison ist bislang solide angelaufen. Laut FactSet haben bisher rund 7% der S&P 500-Unternehmen ihre Ergebnisse präsentiert und von diesen haben bereits 76,5% die Wall-Street-Erwartungen übertroffen. Zur Erinnerung: Die Schätzungen bezüglich der Ertragslage waren recht gedämpft und der Konsens der Analysten hatte erwartet, dass die durchschnittlichen Gewinne des S&P 500 im vierten Quartal um 2% gesunken sind, wie FactSet-Daten zeigen. Es zeigt sich das Gegenteil.
Entsprechend ziehen alle drei Indices weiter an: Sowohl Dow Jones als S&P 500 und NASDAQ beschleunigen zur Zeit sogar noch etwas - bleibt zu hoffen, dass dies nicht in eine Übertreibung führt. Denn aus rein technischer Sicht fehlt noch immer die Bestätigung für die Ausbrüche in Form der sog. "pull-backs", also dem Rückfall auf die Ausbruchslinien von oben. Erst dann wären die Indices auch technisch sauber. Das Problem: Je höher die Indices klettern, desto ausgeprägter ist die Fallhöhe zu Gunsten dieser Bestätigungen. Nun ja, die Börse ist kein Wunschkonzert und so bleibt allen Beteiligten vorerst nichts anderes übrig als entspannt den Zug mitzufahren.
BB BIOTECH wieder mit schwarzen Zahlen
Nicht nur in Amerika gewinnt die Berichtssaison, sondern auch in Europa. Dort legen wir für die heutigen Kommentierungen ein Schwergewicht auf Schweizer Werte. Dazu als erstes ein Blick auf die Beteiligungsgesellschaft BB BIOTECH. Diese konnte für das vergangene Geschäftsjahr endlich wieder einen Gewinn ausweisen. Netto verdiente das Unternehmen, das über seine Fonds in entsprechenden Biotech- und Pharmaunternehmen investiert ist, 677 Millionen Franken. Damit profitierte das Unternehmen natürlich insbesondere vom günstigen Aktienmarkt-Umfeld.
Ein Großteil der Gewinne konnte BB BIOTECH dabei im Abschlussquartal erzielen. Diese betrugen auf Quartalsbasis 505 Millionen Franken. Für das neue Geschäftsjahr bleibt die Gesellschaft optimistisch. So erwartet man, dass insbesondere der fortschreitende technologische Fortschritt in diesem Segment dafür sorgt, dass die Bewertungen der Biotech-Werte nach oben zeigen. Außerdem erwartet man sich von einer aktiven M&A-Aktivität im Sektor entsprechende Aufschläge.
Unter dem Strich will BB BIOTECH seine Aktionäre natürlich am Erfolg des Vorjahres beteiligen. So wird eine Dividendenausschüttung von 3,40 Franken je Aktie vorgeschlagen (Hauptversammlung am 19. März). Auf Basis des aktuellen Kurses würde dies einer Dividendenrendite von derzeit knapp 5,2% entsprechen. Da wir von der Charttechnik her eher geringes Abwärtsrisiko sehen (wegen der Unterstützungszone bei rund 64 Franken), würden wir hier insbesondere Dividenden-Anlegern einen Einstieg anraten.
RICHEMONT: Bling-Bling zahlt Rechnung
Positives zum Abschlussquartal 2019 konnte auch der Luxusgüterkonzern RICHEMONT melden. So erhöhte sich der Umsatz im Berichtszeitraum um 6% auf 4,16 Milliarden Euro. Damit konnte das Unternehmen leicht die Markterwartungen schlagen. Währungsbereinigt ergab sich ein Plus von 4%, womit RICHEMONT die Zuwachsgrößen aus dem ersten Halbjahr bestätigen konnte.
Enttäuschend verlief allerdings weiterhin das Uhrengeschäft. Hier ergab sich nur ein Zuwachs um 2%, während auch der Onlinehandel nur 2% zulegen konnte. Wachstumsbringer war erneut der Schmuckbereich mit Marken wie Cartier. Insgesamt hinterließen nach wie vor die Unruhen in Hongkong ihre negativen Spuren. So konnte insgesamt das Geschäft im asiatisch-pazifischen Raum auch nur um 2% zulegen. Immerhin schafften es Europa mit einem Umsatzwachstum um 9% und Amerika mit 5%, diese Schwäche auszubügeln. Allerdings dürfte das vorerst kaum ein neues Kaufargument für die Aktie sein. Zumal es jetzt um einen möglichen Ausbruch aus dem mittelfristigen Abwärtstrend gehen würde. Hier muss RICHEMONT wohl noch etwas mehr anbieten, damit die Anleger wieder optimistischer werden. Aktuell sehen wir in RICHEMONT eine Halten-Empfehlung.
Und noch ins ferne Kanada. Dort machte bereits gestern Dauer-Sorgenkind BOMBARDIER wieder einmal negative Schlagzeilen. Denn der Zug- und Flugzeughersteller kürzte massiv seine Gewinnprognose für das zurückliegende Geschäftsjahr. Jetzt erwarten die Kanadier nur noch rund 400 Millionen Dollar Gewinn vor Zinsen und Steuern. Bislang lag die Prognosespanne zwischen 700-800 Millionen Dollar.
BOMBARDIER im freien Fall
Besonders erschreckte die Anleger die Mitteilung, dass sich BOMBARDIER möglicherweise aus dem Joint Venture mit AIRBUS zurückziehen könnte. Vor zwei Jahren hatte das kanadische Unternehmen die Mehrheit an seinem Mittelstrecken-Modell CSerie an AIRBUS verkauft, die das Flugzeug seitdem unter dem Namen A220 vermarkten. Dies durchaus mit Erfolg. Doch soll es wohl länger dauern, bis die Gewinnschwelle erreicht wird. Außerdem erklärte BOMBARDIER, dass es wohl mehr Geld kosten würde, die Produktion zu erweitern, was insgesamt die Rendite des Projektes und damit auch des Joint Ventures schmälern würde.
Die wohl größeren Probleme, was auch zu der Gewinnwarnung führte, liegen in der Zug-Sparte. Hier fielen im vierten Quartal zusätzliche Belastungen in Höhe von 350 Millionen Dollar an. Deshalb wurden in der Sparte auch hohe Verluste geschrieben, was den gesamten Konzern wieder in die roten Zahlen zog.
Die Börse reagierte äußerst verschnupft auf diese Neuigkeiten. Die Aktie brach gestern um 38% ein und liegt damit auf dem tiefsten Stand seit März 2016. Damit ist die Rallye nach dem Verkauf der CSerie, was zeitweise zu einer Verfünffachung des Aktienkurses führte, wieder komplett einkassiert. So bleibt die Aktie von BOMBARDIER leider nur etwas für hart gesottene Spekulanten.
17.01.2020 - Jens Bernecker - jb@ntg24.de
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