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BÖRSE TO GO - mit Netflix, Münchner Rück und Bombardier

EZB startet diese Woche eigene Strategie-Überprüfung

NTG24 - BÖRSE TO GO - mit Netflix, Münchner Rück und Bombardier

 

Guten Morgen,

ein Virus hält die Börse in Schach. Auch das kennen wir aus der Vergangenheit und sollte lediglich richtig eingeordnet werden. Entgegen dem Jahre 2003, als das letzte Mal ein Virus die chinesischen Behörden überforderte, reagiert Peking diesmal mit größtmöglicher Offenheit auf die Epidemie und versucht es rasch in den Griff zu bekommen. Dennoch sind die Auswirkungen der Sorgen über den gesamten Globus zu spüren: Airline-Aktien an der Wall Street sind ebenso betroffen wie Volkswagen, Luxuswarenhersteller oder Reise- und Hotelunternehmen wie Las Vegas Sands. Fälle wie diese verdeutlichen immer wieder die fortgeschrittene globale Vernetzung von wirtschaftlichen Interessen.

Ob dies alles ausreicht, um eine (dringend benötigte) Korrektur auszulösen, bleibt abzuwarten. Denn anderweitige Auslöser sind derzeit nicht zu erkennen, weder seitens der Berichtssaison noch seitens des Weltwirtschaftsgipfels in Davos.  Auf der Agenda der Unternehmensergebnisse stehen heute JOHNSON & JOHNSON, TEXAS INSTRUMENTS, UNITED AIRLINES und UNITED TECHNOLOGIES und auch hier erwarten wir keine negativen Überraschungen, eher das Gegenteil.

 

EZB überprüft sich selbst

 

Der EZB-Rat wird diese Woche die eigene Strategie auf den Prüfstand stellen. Zitat Christine Lagarde: "Jeder einzelne Stein" soll herumgedreht werden. Im Mittelpunkt steht die Preisstabilität und die Definition einer zeitgemäßen Inflationsrate bzw. die Frage, wie in der neuen Dekade mit „2%“ Zielgröße zu verfahren ist. Wir ahnen es schon: Auch höhere Inflationsraten sollen in Kauf genommen werden. Mal sehen, wie Berlin sich hier aufstellt.

 

EZB Aufsteller

Bildnachweis: © Finance & Research AG

 

Auch die zur Verfügung stehenden Instrumente werden geprüft - insbesondere die unkonventionellen Maßnahmen der breiten Anleihekäufe (Quantitative Easing, QE) oder Negativzinsen. Nutzen und Risiken sollten  untersucht werden, so Lagarde. Allerdings: Eine große Kehrtwende erwarten wir nicht, denn Lagarde hat die EZB-Maßnahmen seit 2014 als angemessen und erfolgreich bezeichnet. Wir fassen es mal so zusammen: „Same procedure as every year“.

In den vorigen Wochen hatten wir immer wieder die beiden E-Pioniere TESLA und NIO erwähnt. Wir hoffen, Sie sind irgendwie dabei, denn: Die Dynamik, die sich hier entfaltet, spiegelt nicht nur eine gewisse Euphorie für das Thema als solches wider, sondern auch die Wende im Kundenverhalten. Selbst VW-Chef Diess spürt dies und fordert weit mehr Engagement nicht nur in den eigenen Reihen, um den Anschluss nicht zu verlieren. 

Keine leichte Aufgabe, denn die Absatzzahlen der „Benziner“ laufen gut und deuten keinesfalls auf eine Krise hin. Das ist allerdings zu kurz gedacht und das weiß auch Diess. Die Gefahr: sich auf den guten Quartalsabsatzzahlen ausruhen. Unsere Meinung unverändert: TESLA und NIO bleiben die heißesten Aktien der ersten Halbjahres und auch wenn die Kurse aktuell im Speed etwas übertreiben: Jeder sollte zumindest einen Fuß in der Tür haben.

 

NETFLIX mit Licht und Schatten

 

Der Marktführer im Videostreaming konnte für das Abschlussquartal 2019 deutliche Zuwächse melden. So verdiente das Unternehmen im Quartal 587 Millionen Dollar und damit ein Vielfaches von den 134 Millionen Dollar im Vorjahreszeitraum. Beim Umsatz ergab sich ein starkes Plus von 31 % auf 5,5 Milliarden Dollar. Und auch beim Wachstum der Bezahlabos legte NETFLIX deutlich nach. Weltweit erhöhten sich im letzten Quartal die Abozahlen um 8,8 Millionen und damit deutlich stärker als die eigenen und die Markt-Erwartungen.

Dennoch: Auf anderer Seite gab es eine Enttäuschung, was dann auch nachbörslich zu Kursverlusten führte. Denn im vierten Quartal konnte NETFLIX im amerikanischen Heimatmarkt nur 423.000 neue Abo-Kunden gewinnen und damit weniger als erwartet. Hier spürt das Unternehmen offenbar die deutlich stärkere Konkurrenz, unter anderem von den neuen Stream in Diensten des Hollywood-Giganten WALT DISNEY und vom Technik-Riesen APPLE.

Das hinterlässt auch seine Spuren in den weiteren Erwartungen. Zwar versucht man, trotz schärferen Konkurrenzkampfes optimistisch zu bleiben. Doch für das erste Quartal peilt NETFLIX nur noch einen globalen Zuwachs bei den Abos von 7 Millionen an und damit deutlich weniger als von Analysten geschätzt. Das dürfte die zumindest kurzfristigen Aussichten für die Aktie deutlich eintrüben. Diese hatte zwar in den vergangenen Monaten ebenfalls eine Erholungs-Rally schaffen können, stößt nun allerdings an die Widerstandszone bei rund 340 Dollar. Das man unter den gegebenen Voraussetzungen hier den Ausbruch nach oben schafft, halten wir aktuell für wenig wahrscheinlich und halten deshalb von dieser Aktie vorerst Abstand.

 

Kursverlauf Netflix

 

MÜNCHENER RÜCK: Neue Ziele?

 

Bezüglich der Gewinnaussichten für den Versicherungskonzern kommen neue Gerüchte in den Markt. So berichtete das Handelsblatt darüber, dass die Gesellschaft in absehbarer Zeit ihren Gewinn auf 3 Milliarden Euro steigern will. Das wär schon eine Hausnummer. Für das letzte Geschäftsjahr rechnet der Markt mit einem Gewinn von mehr als 2,5 Milliarden Euro.

Ob da was dran ist, könnte sich möglicherweise erst im Herbst klären. Denn vor dem dann anberaumten Investorentag soll es angeblich Details zu den weiteren Wachstumszielen geben. Aktuell dürfte das dennoch ausreichen, um die Aktie weiteren Auftrieb zu geben. Diese bleibt entsprechend Bestandteil unseres konservativen Strategiedepots.

 

BOMBARDIER: Trügerische Hoffnung?

 

Wie wir vor einigen Tagen hier geschrieben, überlegt der kanadische Flugzeug- und Zug-Hersteller BOMBARDIER den Rückzug aus seinem Joint Venture mit AIRBUS. Im gleichen Zusammenhang kürzte das Unternehmen massiv seinen Gewinnausblick für das vergangene Jahr. Dies führte BOMBARDIER insbesondere auf das deutlich schwächere Zug-Geschäft zurück. Nun soll es gerade hier neue Überlegungen geben.

Denn von der Nachrichtenagentur Bloomberg wurde die Spekulation mit Berufung auf die berühmten „vertrauten Personen“ in Gang gesetzt, dass BOMBARDIER und sein französischer Konkurrent ALSTOM über einen Zusammenschluss ihrer Zug-Geschäfte reden würden. Das ist erst einmal äußerst interessant und in der Perspektive sicherlich auch sinnvoll, was der Aktie von BOMBARDIER gestern auch ein kräftiges Plus von fast 6 % bescherte. Dennoch:

Zweifel sind angebracht. Bereits 2017 gab es Überlegungen und Gespräche, dass BOMBARDIER sein Zug-Geschäft mit dem von SIEMENS zusammenlegen könnte. Doch die Deutschen hatten sich dann für die französische ALSTOM als Partner entschieden. Allerdings wurde das dann Anfang 2019 von der EU-Kommission verboten, obwohl beide Unternehmen auf die zunehmende Konkurrenz aus China hinwiesen. An den Rahmenbedingungen hat sich in der Zwischenzeit nichts geändert. Und so dürfte auch ein Kombination von BOMBARDIER und ALSTOM kaum die Zustimmung der Kartellbehörden bekommen. Zwar geschehen sprichwörtliche Wunder immer wieder. Doch darauf würden wir keine Investment Empfehlung abgeben.

 

22.01.2020 - Carsten Müller - cm@ntg24.de

 

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