
Ist Adobe eine Value-Trap?
Adobe erzielt Rekordumsätze, aber niemand will etwas von der Aktie wissen
Egal, was Adobe tut und welche Zahlen auch immer man vorlegt, die Wall Street will davon nichts wissen. Die Aktien notieren nur knapp über dem Crash-Niveau vom März 2020, aber niemand will kaufen.
Die Wall Street hasst Adobe (US00724F1012), weil die AI-Funktionalitäten vergleichsweise bescheiden sind. Während rund um die AI-Anbieter ein ganzes Ökosystem an hochdynamischen und kapitalstarken Start-ups entstanden ist, das fast im Tagestakt neue Features und Plattformen auf den Markt wirft, kann Adobe nur sehr iterative Erfolge vorweisen. Das bedeutet nicht, dass man schlecht im Geschäft ist. Ganz im Gegenteil:
Erst im vergangenen Quartal erreichte der Umsatz ein neues Rekordhoch. Im 3. Fiskalquartal erlöste man 5,99 Mrd. US-Dollar, ein „bereinigtes“ operatives Ergebnis von 2,77 Mrd. US-Dollar (Marge: 46 %), einen Gewinn nach Steuern von 1,77 Mrd. US-Dollar (Marge: 29,5 %) und erzielte einen operativen Cashflow von 2,2 Mrd. US-Dollar. Für einen so einen Zahlenkranz verkauft jeder Unternehmer, ohne mit der Wimper zu zucken, seine Schwiegermutter. Hinzu kommt, dass 96,7 % der Umsätze wiederkehrende Umsätze sind, die man nicht erneut zeit- und kostenintensiv akquirieren muss. Die Wachstumsrate ist mit 11 % sehr positiv, aber sicherlich nicht auf Augenhöhe mit der reinen AI-Softwarebranche. Und das liegt daran, dass Adobe AI-Funktionalitäten nur sehr langsam in sein Produktportfolio einführt.
Ist Adobe eine Value-Trap?
Ein gutes Beispiel ist die Videosoftware Premiere. Die veröffentlichte man nun für das iPhone (nicht für Android) und integrierte dabei AI-Funktionen, wie generative AI und Sounds sowie Sound-Effekte, die AI generiert werden können. Dass Premiere auf dem iPhone erscheint, ist eine kleine Meisterleistung, denn es ist immer eine klassische Desktop-Software gewesen aufgrund ihrer hohen Ressourcenanforderungen. Der Knüller ist, dass Adobe die Software kostenlos anbietet. Die AI-Dienste kosten allerdings. Will man diese einsetzen - und sie sind hier das Salz in der Suppe - dann benötigt der Benutzer ein Firefly-Abonnement. Und damit ist man im Ökosystem „drin“. Denn:
Wer einmal abonniert, kündigt nur selten. Das liegt nicht nur daran, dass die Software von Adobe so gut ist, sondern auch daran, dass es einem nicht gerade leicht gemacht wird, die Abonnementmodelle zu wechseln oder zu kündigen. Der Riesenvorteil für Adobe ist bekannt und liegt auf der Hand: SaaS-Modelle sind ausgesprochen attraktiv, denn sie werden mit jedem Monat, den das Abonnement läuft, immer profitabler. Es hängt am Ende nur noch davon ab, wie oft man die Software aktualisiert und verbessert und wie lange die Benutzer durchschnittlich im Abo bleiben. Alles Entscheidend ist aber natürlich der Skaleneffekt. Die Kosten für die Erstellung und Pflege der Software fallen einmalig an. Laufende Kosten sind im Wesentlichen die Verwaltung, das Marketing und die Distributionskosten, um die Software und die Adobe-Plattform verfügbar zu machen. Das sind jedoch Peanuts im Vergleich zu den initialen Kosten, zumal die laufenden Kosten über alle Software-Suiten anteilig verteilt werden müssen. Wir reden hier also über einen nennenswerten Fixkostenblock und einen vergleichsweise kleinen variablen Kostenblock. Sobald die Cashflows der Abonnenten den Fixkostenblock übersteigen, beginnt die Marge zu steigen und zu steigen und zu steigen.
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01.10.2025 - Mikey Fritz
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