Alibaba und Ant Financial wecken Erinnerungen an die Zerschlagung von Yukos
Ist Alibaba nach dem neuerlichen Kursrutsch jetzt ein Kauf?
In jüngster Zeit haben die kritischen Stimmen wichtiger chinesischer Behörden gegen den Internetgiganten Alibaba Group (ISIN: US01609W1027; WKN: A117ME) massiv zugenommen. Kritik gab es vor allem wegen der zunehmenden Marktmacht des Konzerns im Reich der Mitte, da diese als eine Gefahr für die chinesischen Verbraucher gesehen wird. Mittlerweile greifen die Pekinger Offiziellen immer stärker durch, was auf eine Strategie schliessen lässt, die Macht von Alibaba aber auch systematisch zu beschränken.
Nachdem erst am Donnerstag Ermittlungen gegen den führenden Online-Händler im Reich der Mitte wegen angeblicher Monopolvergehen eingeleitet wurden, bekam die Tochterfirma Ant Financial von der chinesischen Zentralbank nun eine deutliche Ansage. So wurde das Unternehmen, welches über umfangreiche Expansionspläne im Geschäft mit Finanzdienstleistungen verfügt, von den Pekinger Währungshütern dazu aufgefordert, sich wieder auf sein ursprüngliches Kerngeschäft zu konzentrieren und eine mit ausreichend Kapital ausgestattete Finanzholding aufzusetzen.
Alibaba-CEO Jack Ma gerät immer stärker unter Druck
Nachdem der Börsengang von Ant Financial erst Anfang November völlig überraschend an den Finanzplätzen Hongkong und Shanghai aus regulatorischen Gründen abgesagt wurde, stellen die neuerlichen Massnahmen der chinesischen Regierung einen weiteren schweren Schlag gegen das Imperium des Alibaba-Gründers Jack Ma dar. Dieser hatte im Oktober auf einer Konferenz offen Kritik gegen die chinesische Regulierungspraxis geäussert, was sicherlich auch den chinesischen Staatspräsidenten Xi Jinping verärgert haben dürfte. Hinter vorgehaltener Hand wird in chinesischen Finanzkreisen nun spekuliert, dass sich das Staatsoberhaupt persönlich in den Fall eingeschaltet haben könnte, was weitere Schritte gegen Alibaba erwarten lässt.
Die Entwicklung rund um die Alibaba Group ruft an den Kapitalmärkten nun zunehmend Pessimisten auf den Plan, die Parallelen zum ehemaligen russischen Energieriesen Yukos sehen. Dieser geriet im Jahr 2003 in eine existenzvernichtende Schieflage, nachdem sich der russische Oligarch Michail Borissowitsch Chodorkowski einen öffentlichen Schlagabtausch mit Wladimir Putin geliefert hatte. Auch er hatte wie Jack Ma die Politik in seinem Heimatland kritisiert.
Für Xi Jinping, der als knallharter Machtpolitiker gilt, dürfte eine Begrenzung der Macht des Internetgiganten von grösstem Interesse sein. So wird in Peking vordergründig argumentiert, dass zu dominante Firmen und die mögliche Entwicklung von Monopolen nicht den Interessen der Bürger im Land entsprechen. Ausschlaggebend dürfte aber das Interesse von Xi Jinping sein, dass sich neben der staatlichen Regierung keine weitere mächtige Megakonzerne etablieren, die gross genug sind, um den Alleinherrschaftsanspruch der Kommunistischen Partei Chinas anzugreifen.
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29.12.2020 - Tim Rademacher - tr@zuercher-boersenbriefe.ch
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