
Amazon will die Robotik im Unternehmen weiterhin massiv ausbauen und damit im besten Fall Neueinstellungen in den kommenden Jahren gänzlich vermeiden
Der Mensch rückt in den Logistikzentren von Amazon in den Hintergrund
Amazon will in den kommenden Jahren kräftig wachsen und internen Dokumenten zufolge im Jahr 2033 doppelt so viele Produkte wie zu heutigen Zeiten verkaufen. Dafür braucht es natürlich eine entsprechende Expansion. Doch auf neues Personal würde der Internet-Gigant dabei am liebsten verzichten. Stattdessen soll eine Ausweitung der Robotik dafür sorgen, mit einer steigenden Nachfrage fertig zu werden.
Das berichtet die „New York Times“ unter Verweis auf interne Dokumente und Gespräche mit Mitarbeitern von Amazon (US0231351067). Demnach sei konkret geplant, die Einstellung von über 160.000 Mitarbeitern, die allein für das Erfüllen der Wachstumsprognosen bis 2027 benötigt würden, vollständig zu vermeiden. Bis ins nächste Jahrzehnt könnte sogar die Anstellung von rund 600.000 neuen Mitarbeitern vermieden werden, so Amazons Pläne aufgehen mögen.
Auf diese Weise will Amazon bei jedem einzelnen Artikel Kosten von 0,30 US-Dollar einsparen. Schon heute arbeiten bei Amazon unzählige Roboter, welche den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern in den Logistikzentren beispielsweise Artikel für den Versand anreichen und damit lange Laufwege vermeiden. Für die Zukunft soll der Automatisierungsgrad bis auf 75 Prozent in die Höhe getrieben werden. Das wird sich aller Voraussicht nach nicht nur auf Neueinstellungen auswirken.
Amazon: Pläne mit Sprengkraft
Besonders viele Roboter hat Amazon derzeit in seinem modernsten Distributionszentrum im US-Bundesstaat Louisiana im Einsatz. Dieses Konzept soll wohl in Zukunft auf zahlreiche weitere Standorte übertragen werden. In Stone Mountain in Atlanta sollen dadurch künftig 1.200 von aktuell noch rund 4.000 Stellen wegfallen, während gleichzeitig zehn Prozent mehr Produkte verkauft werden können. Die entsprechende Modernisierung findet aktuell bereits statt.
Die Pläne von Amazon sind aus ökonomischer Sicht nachvollziehbar, doch sie bringen eine enorme gesellschaftliche Sprengkraft mit sich. Denn es handelt sich bei dem Konzern nach Walmart um den zweitgrößten Arbeitgeber in den Vereinigten Staaten. Rund 1,2 Millionen Menschen arbeiten dort für Amazon. Würden also tatsächlich im Laufe von nicht einmal zehn Jahren 600.000 Stellen eingespart werden, so würde dies unweigerlich Auswirkungen auf die gesamte Volkswirtschaft der USA haben. Zudem ist davon auszugehen, dass auch andere Unternehmen einen ähnlichen Weg beschreiten werden.
Bisher profitiert Amazon noch schwer von der Automatisierung, welche dem Konzern Kostenvorteile in Milliardenhöhe beschert. Doch sobald das Ganze größere Ausmaße annimmt, könnte es für das Geschäftsmodell im Onlinehandel durchaus noch zum Problem werden. Denn um die Verkaufszahlen weiter zu steigern, braucht Amazon letztlich auch Kunden, die sich solche Späße erlauben können. Steuern die USA nun auf eine Jobkrise in Folge einer massiven Automatisierungswelle zu, könnten die Wachstumsbestrebungen letztlich genau daran scheitern. Vielleicht auch deshalb reagierten die Anleger nicht direkt mit Euphorie auf die durchgesickerten Pläne. Die Amazon-Aktie gab am Mittwoch um 1,8 Prozent bis auf 217,95 Dollar nach.
Effizienz im Vordergrund
Es ist eher nicht davon auszugehen, dass Amazon sich von mahnenden Stimmen entmutigen lassen wird. Schon seit über zehn Jahren investiert der Konzern massiv in Robotik und übernahm dafür im Jahr 2012 beispielsweise den Roboterhersteller Kiva. Menschliche Mitarbeiter kommen nur noch dann zum Einsatz, wenn es sich (noch) nicht vermeiden lässt. Zudem folgt auf eine Expansionswelle in den vergangenen Jahren nun ein verstärktes Bemühen um Effizienzsteigerungen.
Natürlich spielt dabei auch KI eine Rolle, welche die Fähigkeiten der Roboter in den nächsten Jahren noch einmal deutlich erweitern dürfte. Aufhalten lässt sich dieser Trend kaum. Gleichwohl spielt es beim Aktienkurs momentan nur eine untergeordnete Rolle. An der Börse haben die Anleger weiterhin vor allem das Cloudgeschäft rund um AWS im Blick, wo auch zahllose KI-Dienste ihre Heimat gefunden haben.
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23.10.2025 - Andreas Göttling-Daxenbichler
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