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BASF: Nur (schwach) HALTENSWERT – Keine neuen Impulse durch finalen Quartalsreport und bestätigten Ausblick

Selbst optisch hoch attraktive Aktienbewertung kein Kaufanlass

NTG24 - BASF: Nur (schwach) HALTENSWERT – Keine neuen Impulse durch finalen Quartalsreport und bestätigten Ausblick

 

Zuletzt hatten wir die Aktie der Ludwigshafener BASF am 22.04. von VERKAUFEN auf HALTEN hochgestuft, nachdem die vorläufige Zahlenvorlage zum 1. Quartal am 11.04. wie auch die Beibehaltung des Konzernausblicks auf das Gesamtjahr 2022 doch überraschend positiv ausgefallen waren und zudem auch die bereits starke 1,1 Mrd. EUR-Wertberichtigung auf die Nordstream 2- und weiteren Russland-Aktivitäten von Wintershall DEA aus unserer Sicht die künftige Ergebnistransparenz des Konzerns erhöhte bzw. Risiken neuer Gewinnwarnungen für den weiteren Jahresverlauf 2022 senkte.

Obwohl anschließend am 29.04. BASF (DE000BASF111) mit finaler Vorlage ihres Quartalsreports alle vorläufigen Zahlenangaben rundweg bestätigte und der Vorstand, angeführt von seinem CEO Martin Brudermüller, auch seinen Ausblick auf das Gesamtjahr 2022 trotz des weiter ausgeuferten und aktuell kaum auf eine baldige Beendigung hindeutenden Ukraine-Kriegs nun ein weiteres Mal völlig unverändert beibehielt, geriet die Aktie nach der finalen Ergebnisvorlage zu unserem weitgehenden Unverständnis und wohl am ehesten mit der allgemein weiterhin schwachen globalen Aktienmarktverfassung erklärbar erneut unter starken Korrekturdruck und verletzte dabei sogar kurzzeitig am 02. und 03.05. die von uns bis dahin als wichtigste nächste Horizontal-Unterstützung charakterisierte Marke von 47 EUR (Tief 03.05.: 46,61 EUR), um sich anschließend bis heute jedoch zumindest wieder mühsam auf ein Kursniveau von derzeit 47,60 EUR zu fangen.

Die komplette Bestätigung der vorläufigen Zahlenvorlage vom 11.04., die Sie auch detailliert dieser letzten Analyse von uns entnehmen können (zum Vorjahr Umsatzanstieg um + 19 % auf 23,1 Mrd. EUR, operativer EBIT-Gewinnanstieg um + 20,4 % auf 2,8 Mrd. EUR, fast 30%iger Nettogewinnrückgang incl. der 1,1 Mrd. EUR-Abschreibung / -Wertberichtigung auf die Nordstream 2- und weiteren Russland-, gerade auch dortigen Gasförderaktivitäten von Wintershall DEA von 1,7 auf „nur“ 1,2 Mrd. EUR durchweg deutlich über den Analystenprognosen) wie auch die Beibehaltung der Vorstandsprognosen für das Gesamtjahr 2022 (Mittelwert der Umsatzspanne von voraussichtlich 74 – 77 Mrd. EUR um - 4 % unter Vorjahresniveau, Mittelwert der operativen EBIT-Gewinnspanne von voraussichtlich 6,6 – 7,2 Mrd. EUR um - 11 % unter Vorjahresniveau) könnte, wenn überhaupt, lediglich einen denkbar neuen unternehmensspezifischen Schwachpunkt enthalten haben, der möglicherweise ebenfalls einen Anlass für die kurzzeitige starke Aktienkorrektur am 02. Und 03.05. gegeben haben könnte:

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Werbebanner ISIN-WatchlistNämlich dass der Konzernvorstand, was allerdings auch schon am 11.04. der Fall gewesen war, seinen Gesamtjahresausblick kostenseitig auch weiterhin unverändert auf einem aus unserer Sicht schon fast illusorisch niedrigen Jahres-Durchschnitts-Brent-Ölpreis von lediglich 75 USD/b begründete (aktueller Kurs von rd. 113 USD/b auch weiterhin meilenweit darüber) und aber auch CEO Brudermüller in seinen ergänzenden Aussagen nochmals gesondert die für BASF besonders verheerenden Folgen eines etwaigen Embargos oder ausbleibender Eingänge russischer Gasimporte im Falle einer anhaltenden Weigerung der deutschen Bundesregierung, diese wie von Russland gefordert künftig in Rubel zu begleichen, herausstellte.

 

Ölpreis-Kalkulation wohl Makulatur, drohendes Gas-Desaster aber unwahrscheinlich

 

Auch wenn über einen anhaltend hohen Ölpreis hinaus, der bei BASF über entsprechende Rohstoffkostenaufschläge vor allem von Naphta und Ethylen insbesondere deren Produktion von Kunststoffen, Lacken, Schmierstoffen und Reinigungschemikalien verteuern würde, eine starke Beschneidung oder gar Einstellung von russischen Gasimporten für den Konzern noch ungleich dramatischere Folgen hätte – gerade ihr Hauptwerk in Ludwigshafen deckt rd. 60 % ihres gesamten Produktions-Energiebedarfs durch Gaszufuhr und vereinigt damit schon allein nicht weniger als ca. 4 % des gesamtdeutschen (!) Jahresgasverbrauchs auf sich, die weiteren 40 % des Gasbezugs fließen dagegen direkt in die Produktion vor allem von Katalysator-, Pigmentbeschichtungs- und Performancechemikalien wie z.B. Ammoniak ein – und demzufolge der Ludwigshafener Stammsitz laut CEO Brudermüller bereits bei einem Gaslieferungsausfall von ca. 50 % weite Teile seiner gesamten Produktionstätigkeit einstellen müsste, halten wir den Eintritt dieses für BASF dann sicher ultimativen „Horror-Szenarios“ doch für sehr unwahrscheinlich und liegen seine diesbezüglichen Aussagen derzeit auch vollkommen auf der Position der Bundesregierung, dass – anders als im Fall von russischen Öl-Importen – der Verzicht auf russische Gasimporte derzeit für die deutsche Gesamtwirtschaft in kaum einer Weise ökonomisch darstell- und vertretbar sei.

Die deutsche Regierung dürfte unseres Erachtens daher künftig (zumindest vorläufig) auch weiterhin alles erdenklich Mögliche unternehmen, um einen Lieferstopp von russischem Gas zumindest bis zum Jahresende mit allen Kräften (und selbst auch unter Entwicklung „kreativer“ Zahlungskanäle zur fallweisen in-/direkten Begleichung russischer Gasforderungen in Rubel) zu verhindern, geschweige denn, sich auch noch direkt aktiv an einem Embargo russischer Gasimporte beteiligen.

Es bleibt damit unter dem Strich unseres Erachtens auch weiterhin vor allem der besonders relevante Fakt bestehen, dass sich BASF vor allem aufgrund seiner vermutlich unrealistisch niedrigen Ölpreiskalkulationen veranlasst sehen könnte, künftig gegebenenfalls intern seine weiteren QUARTALSWEISEN Gewinnprojektionen nach unten zu revidieren, was insbesondere auch dann drohen würde, wenn die derzeit laut CEO Brudermüller auch im 2. Quartal bislang hervorragende Nachfragesituation (offenbar gerade im tragenden Kernbereich von Basischemikalien) und die demzufolge auch weiterhin als sehr erfolgreich eingeschätzte Umsetzung von Rohstoffkostenüberwälzungen auf entsprechende Produktpreisaufschläge (so z.B. seit Jahresbeginn um bis zu 30 % für Antioxidantien und verwandte Additive, künftig zusätzlich auch für Raffinerie-Katalysatorstoffe) zum Jahresende hin konjunkturbedingt nur noch immer begrenzter möglich sein sollte.

 

Beibehaltung des 2022er Ausblicks vorerst gerechtfertigt, Risken überwiegen aber weiter

 

Wie in unserer letzten Analyse zu BASF arithmetisch ausführlich dargelegt, würden wir jedoch selbst in diesem Fall künftiger quartalsweiser interner Gewinnzielanpassungen jedoch derzeit kaum einen Anlass zu stärkerer Befürchtung sehen, dass BASF daraufhin gleichfalls seine bisherige JAHRES-Gewinnprognose für 2022 entscheidend kürzen müsste, da gegen dieses Risiko wie zurückliegend ausgeführt der Vorstand mit seiner aktuellen 2022er EBIT-Gewinnprognose (bereits zu 42 % durch den EBIT-Gewinn des 1. Quartals erreicht) sowie der schon vorgenommenen Wertberichtigung von 1,1 Mrd. EUR auf ihren 72,7%igen Wintershall DEA-Anteil doch aus unserer Sicht bereits eine erhebliche interne Vorkehrung getroffen hat.

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Und selbst auch wenn künftig weitere maximal rd. 3,5 Mrd. EUR Abschreibungsbedarf auf den Geschäftsbetrieb von Wintershall DEA in Russland (wo der Konzern jeweils über 50 % seines aktuellen Öl-/Gasförderaufkommens wie auch der dort testierten bzw. wahrscheinlichen Reserven unterhält) drohen könnten, so hat doch auch der Aktienmarkt hiergegen mit einem Bewertungsabschlag aller BASF-Aktien um aktuell insgesamt 13 Mrd. EUR (d.h. = um knapp 10 Mrd. für das verbleibende Kerngeschäft von BASF excl. Wintershall DEA) und dies bei einer vom Vorstand für 2022 gegenüber 2021 bislang gerade einmal prognostizierten EBIT-Gewinnreduzierung um max. – 1,1 Mrd. EUR) schon eine ebenso gewaltige Vorsorge getroffen.

Ein weiteres Element, was die BASF-Aktie in den letzten Tagen eigentlich zudem hätte stimulieren müssen, letztlich aber nachvollziehbarer Weise doch nicht tat, waren laut dem Nachrichtendienst BLOOMBERG aus Insiderkreisen stammende Informationen, der Konzern würde derzeit angeblich eine Übertragung des verbliebenen Russland-Geschäfts von Wintershall DEA an deren weiteren 27,3 %igen Minderheiten-Gesellschafter LETTERONE erwägen, um auf diese Weise sowohl den eigenen Konzern künftig finanziell zu entlasten wie aber auch das entscheidendste Hindernis für den von BASF anvisierten künftigen Börsengang von Wintershall DEA zu beseitigen.

Derartigen natürlich nur für den eigenen Konzern strategisch vorteilhaften Plänen von BASF erteilte LetterOne selbst nach Ausscheiden ihrer russischen Geschäftsführer Fridman und Aven aus deren Verwaltungsrat nach sofort erfolgter Erwiderung eines Unternehmenssprechers jedoch rundweg eine Absage, was aufgrund der potenziell künftig weiterhin sanktionsbewehrten „toxischen“ Russland-Aktivitäten von Wintershall DEA jedoch aus unserer Sicht nur zu plausibel ist, so dass die Aktie auf dieses aus BASF-Sicht natürlich sehr begrüßenswerte Vorhaben völlig zu Recht in keiner Weise positiv reagierte.

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Werbebanner EMH PM TradeAls FAZIT stufen wir die BASF-Aktie trotz ihrer kurzzeitig erneuten Verletzung von 47 EUR basierend auf ihren nun nochmals günstigeren fundamentalen Bewertungsrelationen (mittlerweile KGV (2023e) von nur noch 8,6 bei einer Dividendenrendite (2023e) von 7,4 %) daher zunächst zwar weiterhin als (schwach) HALTENSWERT ein.

Spätestens eine Unterschreitung der dicht darunter liegenden, nächsttieferen und alles entscheidenden Horizontal-Unterstützungszone von ca. 45 - 46 EUR (Tief vom Oktober 2020: 45,83 EUR) würde jedoch nun zweifelsfrei ein neues charttechnisches VERKAUFS-Signal generieren, das die Aktie im schlechtesten Fall wieder bis auf ihr Corona-Crashtief von nur noch rd. 37 – 38 EUR aus dem März 2020 absacken lassen könnte.

 

BASF auf TradingView

 

05.05.2022 - Matthias Reiner

Unterschrift - Matthias Reiner

 

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