BioNTech erhält Rückenwind von der Stiko, PepsiCo verabschiedet sich aus Russland, Nel ASA im Rausch der Tiefe und Kion findet keinen Boden
Die Katerstimmung bleibt den Anlegern erhalten
Nur kurzfristig konnten sich die Kurse im DAX am Dienstagmorgen erholen, bevor es wieder in den gewohnten Abwärtstrend überging. Einmal mehr waren Inflation und Zinsen die beherrschenden Themen an den Märkten. Die Augen der Anleger richten sich vor allem in Richtung Fed, doch auch eine überraschend herbe Zinserhöhung in Schweden sorgte für Aufsehen.
Ausgewirkt hat sich das auf Aktien aus nahezu allen Branchen. Lediglich BioNTech (US09075V1026) konnte sich dem Verkaufsdruck etwas entziehen und mit Zugewinnen von knapp drei Prozent auf sich aufmerksam machen. Auslöser dafür dürfte eine neue Empfehlung der Stiko sein. Jene empfiehlt nun auch die neuen, an Omikron angepassten Impfstoffe für Booster-Impfungen. Dabei gibt es aber eine kleine Einschränkung.
Höchstes Ziel ist nach wie vor, schwere Krankheitsverläufe zu vermeiden und dafür seien auch bisherige Impfstoffe bestens geeignet. Entsprechend sieht die Stiko keine Notwendigkeit dafür, dass kürzlich geimpfte Personen sich jetzt schnell den neuen Impfstoff verabreichen lassen. Eben deshalb fielen die Kursgewinne auch eher überschaubar aus und den Kursrutscht vom Montag konnten die Bullen nicht ansatzweise ausgleichen.
PepsiCo macht Schluss in Russland
Leichte Kursgewinne gab es auch bei PepsiCo (US7134481081) zu sehen, nachdem der Getränkekonzern ankündigte, sich nun vollständig von seinen Aktivitäten in Russland zu verabschieden. Rund sechs Monate nach Kriegsbeginn in der Ukraine wird ab sofort kein Sirup mehr für diverse Getränke in Russland hergestellt. Eine Rückkehr ist momentan nicht geplant und auch wenig wahrscheinlich. Notwendig wäre dieser Schritt nicht unbedingt gewesen, denn Lebensmittel und Getränke sind von den westlichen Sanktionen nicht erfasst. Allein aus PR-Gründen dürfte es für PepsiCo aber gesünder sein, Russland den Rücken zu kehren.
Eher unfreiwillig sind die Produkte von Pepsi aus dem Sortiment von Aldi verschwunden. Medienberichten zufolge hat der Discounter sich zu diesem Schritt entschieden, nachdem PepsiCo Preiserhöhungen durchsetzen wollte. Dagegen wehrt sich Aldi nun mit dem Verkaufsstopp und fährt damit die gleiche Taktik wie Edeka vor gar nicht langer Zeit. Stellungsnahmen der beiden Unternehmen gibt es bisher noch nicht.
Nel ASA kennt kein Halten mehr
Im hohen Tempo in die Tiefe ging es gestern mit der Aktie von Nel ASA (NO0010081235). Mit Verlusten von 4,12 Prozent performte die noch schlechter als ein ohnehin mies gelaunter Markt und verpasste dabei die wichtige charttechnische Marke bei 1,20 Euro. Die Bären haben den Abwärtstrend bei dem Titel damit nachhaltig zementiert und die kurzfristigen Aussichten sind alles andere als erfreulich.
Für die Verkäufer ergibt sich jetzt eine Steilvorlage, um das 52-Wochen-Tief bei 1,05 Euro ins Visier zu nehmen. Wie weit es von dort aus noch in die Tiefe gehen mag, ist für den Moment noch völlig offen. Erfreulich dürfte es für die Anteilseigner aber kaum werden. Verhindern ließe sich ein solches Szenario wohl höchstens noch, wenn es im Laufe des heutigen Tages gute Neuigkeiten zu hören gibt und die Märkte sich allgemein in eine (technische) Gegenbewegung begeben. Fest davon ausgehen sollten Anleger aber tunlichst nicht.
Bei Kion geht es weiter in die Tiefe
Auch bei Kion (DE000KGX8881) dominierten am Dienstag mal wieder rote Vorzeichen, wenngleich Abschläge von 2,55 Prozent im Vergleich zu den vorherigen Tagen noch fast harmlos wirken. Auf sich warten lässt eine Gegenbewegung, über die kürzlich noch von manchem Analysten gemunkelt wurde. Eine solche liegt zwar noch immer im Bereich des Möglichen und mancher Beobachter hofft auf ein baldiges Interesse von Schnäppchenjägern. Auch bei Kion dürfte die schlechte Marktstimmung aber für ordentlich Gegenwind sorgen.
Es ist absehbar, dass eine größere Erholungsrallye eine ganze Weile auf sich warten lassen wird. Denn die vielen Probleme von Kion werden sich nicht über Nacht in Luft auflösen. Zu leiden hat der Konzern sowohl an steigenden Kosten an so ziemlich jeder Ecke als auch an einem spürbaren, wenn auch noch nicht dramatischen Rückgang bei der Nachfrage. Unter diesen Voraussetzungen ist es verständlich, dass die meisten Börsianer sich eher zurückhalten.
Jetzt gilt‘s
Wie bereits erwähnt, sorgen die Zinsen bei den Investoren derzeit für die größten Sorgen. Entsprechend viel Sprengkraft wird der nächste Zinsschritt der Fed mit sich bringen, der heute gegen Abend hiesiger Zeit verkündet werden dürfte. Eine Zinserhöhung um 0,75 Prozentpunkte gilt als eingepreist, doch einige Experten halten auch einen Zinsschritt um ein ganzes Prozent für möglich. Sollte es dazu kommen, könnte den Anlegern schon der nächste Ausverkauf bevorstehen. Es ist daher weiterhin zu größter Vorsicht zu raten.
21.09.2022 - Andreas Göttling-Daxenbichler
Auf Twitter teilen Auf Facebook teilen
Informiert bleiben - Wenn Sie bei weiteren Nachrichten und Analysen zu einem in diesem Artikel genannten Wert oder Unternehmen informiert werden möchten, können Sie unsere kostenfreie Aktien-Watchlist nutzen.
Folgende Artikel könnten Sie auch interessieren
Ihre Bewertung, Kommentar oder Frage an den Redakteur
Haftungsausschluss - Die EMH News AG übernimmt keine Haftung für die Richtigkeit der Empfehlungen sowie für Produktbeschreibungen, Preisangaben, Druckfehler und technische Änderungen. (Ausführlicher Disclaimer)