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BÖRSE TO GO - Grenke, Raiffeisen International und Snowflake

Snowflake explodierte, FED enttäuschte

NTG24 - BÖRSE TO GO - Grenke, Raiffeisen International und Snowflake

 

Der DAX-Future signalisiert eine negative Eröffnung in Frankfurt. Kurz vor dem Start der europäischen Vorbörse notiert der Future fast -0,7 % tiefer bei 13.095 Punkten. Der DAX selbst wird zur Eröffnung bei 13.106 Punkten gesehen. Die negative Stimmung ist bei den US-Futures noch wesentlich ausgeprägter. Der S&P 500 Future liegt vorbörslich -1 % niedriger bei 3.345 Punkten und der Nasdaq-Future verliert -1,11 % auf 11.130 Punkte. 

Die Anleger zeigten sich enttäuscht von der gestrigen FED-Sitzung. Die Notenbank entschied, dass man den Dollar-Leitzins bis mindestens 2023 bei Nahe-Null belassen wird. Das ist eine extrem lockere Geldpolitik für die weltweit mit Abstand größte Währung. Der US-Dollar macht rund zwei Drittel aller Finanztransaktionen weltweit aus. Jay Powell unterstrich auch noch einmal, dass man einem Anstieg der Inflationsrate über 2,0 % mit Gelassenheit begegnen werde und das Zinsniveau nur mit Verzögerung erhöhen würde. Trotz dieser marktstimulierenden Haltung zeigte sich die Wall Street unzufrieden. Viele Anleger hatten erwartet, dass die FED die Zinsen in den negativen Bereich führen und das monatliche Volumen von Anleihenrückkäufen ausweiten würde. Die FED kauft bereits jetzt Anleihen im Wert von 120 Mrd. US-Dollar pro Monat auf. 

Der deutsche Aktienmarkt hatte sich gestern noch auf einen positiven Ausgang der FED-Sitzung eingestellt. Alle Benchmarks schlossen im Plus. Der DAX konnte um 0,29 % auf 13.255,37 Punkte steigen. Fresenius (+2,28 %) und die Deutsche Bank (+2,00%) waren die größten Gewinner. Der TecDAX konnte sich um 0,79 % verbessern und führte damit die Riege der deutschen Benchmarks an. Die Aktien von LPKF (+6,24 %) und Carl Zeiss Meditec (+4,36 %) erzielten die höchsten Tagesgewinne. 

 

Euro in US-Dollar

 

Der Euro signalisiert die Enttäuschung des Devisenmarktes. Die Gemeinschaftswährung fiel unter die wichtige Marke von 1,18 US-Dollar, was offenlegt, dass die Anleger ihre Spekulation auf eine Einführung von negativen Zinsen im US-Dollar Raum zurückführen oder gar aufgeben. Der Euro hatte schon im amerikanischen Handel an Wert verloren und die Verluste setzten sich auch nahtlos im asiatischen Handel fort. Ein möglicher Rücksetzer des Euro auf 1,12 US-Dollar in den kommenden Wochen rückt damit in den Bereich des Möglichen. 

 

Grenke taumelt tiefer

 

Während die Anleger Wirecard lange Zeit in Schutz genommen hatten, reagieren sie bei Grenke mit Panikverkäufen. Viceroy Research, dessen Gründer Fraser Perring bereits mit seiner ehemaligen Gesellschaft Zatarra Research den Finger bei Wirecard frühzeitig in die Wunde gelegt hatte, griff Grenke in dieser Woche mit einem ausführlichen Bericht an. Ob die Vorwürfe stichhaltig sind oder nicht, steht noch nicht fest, aber die Börse schießt in diesem Fall erst und stellt die Fragen später. 

 

Grenke AG

 

Grenkes Reaktion kann Frankfurt nicht überzeugen. Die Verteidigung, die bisher aus dem Hause kommt, wirkt wenig überzeugend. Krisen-Management sieht anders aus. Und man kann es durchaus als Krise bezeichnen, wenn sich die Marktkapitalisierung innerhalb von zwei Tagen aus dem Stand heraus halbiert. Grenke würde gut daran tun, die Vorwürfe schnell und umfassend mit Fakten aus der Welt zu schaffen. Ansonsten kann die Panik an der Börse auch schnell zu Panik bei den Hausbanken führen, die mit Krediten im Feuer stehen, wenn Fraser Perring ganz oder teilweise recht behalten sollte. 

 

Raiffeisen International streicht Dividende

 

Die Raiffeisen Bank International hat gestern Abend die Streichung der Dividende bekannt gegeben. Die Bank verwies als Begründung auf eine Empfehlung der Europäischen Zentralbank. Man werde der Hauptversammlung am 20. Oktober vorschlagen, dass der Überschuss für das Geschäftsjahr 2019 auf neue Rechnung vorgetragen wird, sprich keinerlei Ausschüttung vorgenommen werden soll. Den Bilanzgewinn beziffert Raiffeisen mit 331,7 Mio. Euro. 

Man vertröstete die Aktionäre auf 2021. Sollten die Auswirkungen der Corona-Krise im kommenden Jahr nachlassen und die Eigenkapitalausstattung es zulassen, würde man eine nachträgliche Ausschüttung der Dividende für 2019 erwägen. Die Aktionäre hatten sich bisher auf eine Dividende von 1,00 Euro je Aktie eingestellt, was einer aktuellen Dividendenrendite von 6,9 % entsprochen hätte. 

 

FOMO beim Snowflake IPO

 

Der Börsengang von Snowflake war mit großer Spannung erwartet worden. Der Spezialist für Cloud-Computing gilt als Paradebeispiel für die Technologiesparte, die momentan am gefragtesten ist. Und Snowflake enttäuschte gestern niemanden. Während der Zeichnungsphase hatte das Unternehmen bereits den Emissionspreis mehrmals angehoben, weil die Nachfrage so stark war. Von einer Spanne von 75 bis 85 US-Dollar ging es auf 100-110 US-Dollar nach oben und am Ende bezahlten die Zeichner sogar 120 US-Dollar je Aktie, was dem Unternehmen nur durch den Börsengang 3,4 Mrd. US-Dollar in die Kasse spülte. Das eigentliche Feuerwerk begann jedoch erst nach Handelsbeginn, denn die Aktien kletterten in der Spitze auf 319 US-Dollar und hoben die Marktkapitalisierung aus dem Stand auf mehr als 80 Mrd. US-Dollar. Und das für ein defizitäres Unternehmen mit einem Umsatz von gut 400 Mio. US-Dollar. 

Die FOMO resultierte unter anderem auch aus der langen Liste von erfolgreichen Investoren, die sich an dem Unternehmen im Vorfeld beteiligten. Alle kauften sich noch privat ein und zu wesentlich günstigeren Preisen, bevor Snowflake gestern an die Börse ging. Anfang des Jahres wurde Snowflake in den Finanzierungsrunden noch mit 12 Mrd. US-Dollar bewertet. Nachdem sich jedoch der Salesforce-Gründer Marc Benioff und Alt-Investor Warren Buffett an Snowflake beteiligten, begann die Nachfrage euphorisch zu steigen. Die Snowflake Aktien schlossen den Handel mit einem Kursgewinn von 133,93 US-Dollar bei 253,93 US-Dollar (+111,61 %).

 

US-Arbeitsmarktdaten im Mittelpunkt

 

Vor Börsenbeginn in den USA werden um 14:30 Uhr die wöchentlichen Arbeitsmarktdaten veröffentlicht. Die Prognosen gehen davon aus, dass die Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe bei 850.000 Anträgen liegen werden und damit im Vergleich zur Vorwoche fallen. Auch bei den Folgeanträgen auf Arbeitslosenrate wird mit einem Rückgang auf 13 Mio. Anträge gerechnet. 

Neben den Arbeitsmarktdaten stehen auch die neuesten Kennzahlen zum amerikanischen Bau auf dem Programm. Um 14:30 Uhr wird die Zahl der Baugenehmigungen für August bekannt gegeben. Es wird erwartet, dass die Baugenehmigungen auf 1,52 Millionen gestiegen sind. Bei den Baubeginnen wird mit einem leichten Rückgang auf 1,478 Millionen gerechnet. 

 

17.09.2020 - Mikey Fritz - mf@ntg24.de

 

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