Die Commerzbank kämpft mit Sicherheitsproblemen, spricht aber von überschaubaren Auswirkungen
Die Kunden kommen wohl mit dem Schrecken davon
Auch bei der Commerzbank setzt man für die Zukunft voll auf die Digitalisierung, und das aus gutem Grund. Bankkunden erwarten heutzutage nicht nur, ihre Bankgeschäfte möglichst überall mit dem Handy erledigen zu können. Für das Geldhaus ergeben sich mit einem solchen Ansatz auch potenziell geringere Kosten, da sich einiges an Personal einsparten lässt. Doch die Technik hat ab und an auch ihre Tücken.
Das zeigte jüngst ein Fall, über welchen zuerst das Portal „Finanz-Szene“ berichtete und der später auch vom „Handelsblatt“ aufgegriffen wurde. In mehr als 100 Fällen soll es unbekannten Tätern gelungen sein, Konten von Commerzbank-Kunden leerzuräumen. Zum Einsatz sollen dazu Girocards mit der Maestro-Funktion gekommen sein. Insgesamt ist es den Tätern wohl gelungen, einen zweistelligen Millionenbetrag zu erbeuten.
Beziffern wollte die Commerzbank (DE000CBK1001) den entstandenen Schaden bisher nicht offiziell. Gegenüber der Presse gestand die Bank jedoch ein, dass es aus „technischen Gründen“ zu illegalen Abbuchungen „in wenigen Einzelfällen“ gekommen sei. Das Ganze wird als Betrugsfall eingestuft und die Betroffenen wurden dem Vernehmen nach bereits informiert. Ferner gab eine Sprecherin der Commerzbank zu verstehen, dass die Kunden keinerlei Nachteile zu befürchten hätten und erfolgte Abbuchungen sollen bankseitig korrigiert werden.
Commerzbank: Einige Fragen bleiben ungeklärt
Unter dem Strich scheinen sich die Auswirkungen in Grenzen zu halten. Zudem ließ der Bank-Verlag, welcher die betroffenen Girokarten betreut, bereits verlauten, dass die Sicherheitslücke unmittelbar nach ihrer Entdeckung geschlossen wurde. Wie genau diese Lücke ausgesehen haben mag, wurde dabei nicht weiter erörtert. Auch an anderer Stelle bleiben einige Fragezeichen. Unklar ist etwa, wer für den entstandenen Schaden aufkommen soll. Gewissheit darüber soll es aber erst geben, wenn der Schadenhergang zweifelsfrei geprüft wurde.
Die Commerzbank selbst blickt derzeit auf rund elf Millionen Kunden, sodass sich schwerlich von einer großen Problematik sprechen lässt. Die allermeisten Kontoinhaber haben von den Angriffen nicht einmal ansatzweise etwas mitbekommen. Dennoch kratzen derartige Vorfälle am Image der Commerzbank und dürften die Lust an der digitalen Bankenwelt nicht eben ansteigen lassen. Derartige Vorfälle zeigen einmal mehr, dass es hundertprozentige Sicherheit im digitalen Bereich leider nicht geben kann. Das ist nicht die Schuld der Commerzbank, aber dennoch eine Herausforderung für die Zukunft.
Für die Commerzbank-Aktie ist der Vorfall keine Bedrohung. Das gilt zumindest, solange derartige Meldungen die Ausnahme bleiben. Die Aktionäre nahmen es am Donnerstag gelassen zur Kenntnis und ließen die Commerzbank-Aktie um 0,95 Prozent bis auf 11,12 Euro ansteigen. Es gelingt den Börsianern immer besser, ihre Sorgen im Sektor hintenanzustellen und sich auf Chancen zu konzentrieren, die gerade bei der Commerzbank aufgrund des höheren Zinsniveaus entstehen. Im laufenden Jahr sind die Gewinne dadurch bereits kräftig in die Höhe gegangen.
Alles im normalen Bereich bei der Commerzbank?
Für die Commerzbank könnte es gerade in der aktuellen charttechnischen Phase bessere Neuigkeiten geben. Die Aktie steht kurz davor, ihre Höchststände aus dem Sommer wieder ins Visier zu nehmen und damit den Weg zum 52-Wochen-Hoch bei 12 Euro freizuschaufeln. Angriff durch Kriminelle sind nicht unbedingt etwas Neues und die Schäden dürften sich im aktuellen Fall in Grenzen halten. Allerdings kann derzeit auch leichte Skepsis schon ausreichen, um die Bullen zu verunsichern.
Es bleibt also zu hoffen, dass negative Schlagzeilen nun erst einmal ausbleiben und die Commerzbank-Aktie noch einen oder zwei Schritte in Richtung Norden wagen kann. Argumente dafür finden sich allemal; die Aktie gilt schon seit Monaten als chronisch unterbewertet. Doch die Märkte werden nun mal nicht nur von Fundamentaldaten und anderen nüchternen Zahlen regiert. Auch Sorgen und Nöte nehmen Einfluss auf die Kurse und angesichts multipler Krisen lässt sich da ein anhaltender Aufwärtskurs bei der Commerzbank leider immer noch nicht garantieren.
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24.11.2023 - Andreas Göttling-Daxenbichler
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