
Continental zieht sich noch einen zweiten Sparstrumpf an und kündigt weitere, massive Stellenstreichungen in der Automotive-Sparte an
Das Tafelsilber von Continental will noch etwas gepflegt werden
Es ist kein Geheimnis, dass Continental derzeit einen Verkauf seiner Automotive-Sparte vorantreibt. Da möchte manch einer vielleicht meinen, dass es den Konzern nicht mehr groß kümmert, wie es um fundamentale Entwicklungen bestellt sein mag. Doch das Gegenteil ist der Fall. Natürlich soll bei einem Verkauf eine möglichst hohe Summe erzielt werden, und dafür muss die Tochter schon etwas attraktiv wirken.
Laut einem Bericht des „Handelsblatt“ will Continental (DE0005439004) dies wohl sicherstellen, indem weitere Sparmaßnahmen auf den Weg gebracht wurden. Im vergangenen Jahr wurde bereits angekündigt, 7.150 Arbeitsplätze zu streichen. Unternehmensangaben zufolge wurde dieser Schritt auch bereits zu weiten Teilen umgesetzt. Nun folgen darauf die nächsten Entlassungen im großen Stil. Weltweit sollen weitere 3.000 Stellen wegfallen, nicht ganz die Hälfte davon in Deutschland.
Betroffen sind in erster Linie Forschung und Entwicklung. Dort will Continental die Kosten von aktuell schätzungsweise zwölf Prozent der Umsätze auf weniger als zehn Prozent drücken. Versprochen wird, dass der erweiterte Stellenabbau sozialverträglich vonstattengehen wird. Gearbeitet werden soll dabei wohl mit „natürlicher Fluktuation“ in Form von Renteneintritten und einem Fokus auf interne Einstellungen. Betriebsbedingte Kündigungen möchte Continental, auch mit Blick auf die Stimmung im Betriebsrat, möglichst vermeiden.
Die Krisentochter von Continental
Dort gibt es allerdings auch für die nun angekündigten Sparpläne wenig Verständnis. Betriebsratschef Michael Iglhaut spricht davon, dass Stellenabbau und Kostensenkungen zu jedem Preis keine tragfähige Zukunftsstrategie seien. Die Automotive-Sparte werde vielmehr geschwächt und um weitere Wachstumssignale beraubt. Solche sind in der Branche momentan allerdings sehr rar gesät. Insbesondere europäische Hersteller kämpfen mit teils deprimierenden Umsätzen. Produktionslinien müssen zum Teil heruntergefahren werden, was natürlicherweise die Nachfrage nach Produkten von Zulieferern dämpft.
Inmitten dieser ohnehin bestehenden Krise bekleckerte sich Continental auch nicht unbedingt mit Ruhm, indem eine neu entwickelte Bremse für herbe Qualitätsprobleme bei BMW sorgte. Infolgedessen stellte der Partner das Neugeschäft zunächst ein und es gehen weitere Umsätze flöten. Offen ist bislang auch noch, wer für die entstandenen Mehrkosten aufkommen soll. Continental hat bisher einen zweistelligen Millionenbetrag zurückgelegt, bei BMW liegt die Summe schon im dreistelligen Millionenbereich. Die Vorstellung über mögliche Risiken scheinen also stark voneinander abzuweichen.
So oder so fehlt es an frischen Aufträgen und Umsatzsteigerungen, sodass Continental sein Heil im Sparen sucht. Das ist mit Blick auf Verkaufspläne nachvollziehbar, da die Bilanzen dafür noch einmal ordentlich aufpoliert werden sollen. Auch aus Anlegersicht ist das nicht uninteressant. Denn je höher der Verkaufspreis für die Automotive-Sparte ausfällt, desto spürbarer wird auch der Einfluss auf den Aktienkurs ausfallen. Am Dienstag verbreitete sich jedoch noch keine unbedingte Vorfreude. Es ging lediglich um 0,9 Prozent bis auf 70,50 Euro in die Höhe.
Aus der Not heraus
Was auch immer bei Continental in naher Zukunft passieren oder nicht passieren mag: es ist recht offensichtlich, dass der kriselnde Konzern aus der Not heraus handelt und damit wenig Stärke ausstrahlt. Selbst mit einem ordentlichen Verkaufspreis wird wohl nur ein Bruchteil dessen erreicht werden, was das Zulieferergeschäft in guten Tagen eingebracht hätte. Dem kann man als Anleger durchaus hinterhertrauern, was aber nicht viel weiterhilft.
Dem gegenüber steht die Hoffnung, dass Continental mit seinen massiven Anpassungen endlich die Wende schafft und den eigenen Aktienkurs nachhaltig in Richtung Norden befördern kann. Ein paar Vorschusslorbeeren gab es bereits und mittlerweile ist man vom 52-Wochen-Hoch bei 76,92 Euro gar nicht mehr weit entfernt. Gleichwohl bleibt ein enormer Abstand zu Höchstständen aus vergangenen Jahren und selbst nach den letzten Erholungen notiert die Aktie nur etwas höher als während des Corona-Crashs im Jahr 2020.
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19.02.2025 - Andreas Göttling-Daxenbichler
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