
Airbus vs. Boeing – Wer hat die Nase vorne?
Unterschiedliche Zukunftsstrategien bergen ein unterschiedliches Chancenprofil
Airbus kann die Vormachtstellung im globalen Luftfahrtmarkt weiter sichern. Die Probleme bei Boeing werden zwar weniger, aber man hinkt den Konkurrenten weiter hinterher.
Der globale Markt für Verkehrsflugzeuge ist wohl der bekannteste und größte Duopol der Welt. Das US-amerikanische Unternehmen Boeing (US0970231058) und der europäische Konkurrent Airbus (NL0000235190) sind seit Jahren die Hauptakteure in diesem Markt und wechseln sich an der Spitze ab. Mit den Milliardenaufträgen, den komplexen Lieferantennetzwerk und auch starker politischer Unterstützung im Heimatmarkt dominieren die beiden Konzerne seit Jahrzehnten das Geschehen am Himmel. Nach der Corona-Pandemie folgte aber ein klarer Schnitt in dem Sektor, was dazu führt, dass es nun einen klaren Branchenprimus gibt.
Airbus konnte sich dabei in den letzten Jahren zunehmend als führender Flugzeughersteller behaupten, besonders in dem Segment der Kurz- und Mittelstreckenjets, die auch den größten Teil der weltweiten Nachfrage ausmachen. Mit über 8.000 Bestellungen für den Kassenschlager A320neo ist Airbus allein in diesem Segment für die nächsten 10 Jahre vollkommen ausgelastet und hat keinerlei frei Produktionskapazitäten mehr zur Verfügung. Boeing hingegen verlor durch die großen Probleme bei dem Hoffnungsträger 737 Max wichtige Marktanteile. Zwar kann Boeing solide Bestellungen bei den Langstreckenjets wie dem 787 Dreamliner vorweisen, dies ist allerdings auch der Tatsache geschuldet, dass die Fluggesellschaften aufgrund der nicht verfügbaren Produktionskapazitäten bei Airbus auf den US-amerikanischen Konkurrenten ausweichen müssen.
Boeing kämpft mit Vertrauensprobleme
Bei Boeing ist derzeit nicht nur die Produktion ein Problem, sondern auch das verlorene Vertrauen bei den Kunden und auch den Investoren ein Problem. Nach den beiden Abstürzen der 737 MAX in den Jahren 2018 und 2019, bei denen 346 Menschen ums Leben kamen, folgten weltweite Flugverbote, Rückrufe und juristische Aufarbeitung. Zwar wurde das Modell im Jahr 2021 wieder zugelassen, doch seitdem häufen sich die Berichte über Produktionsmängel, lose Bauteile und auch Aufsichtsversagen. Dies führte dazu, dass die US-amerikanische Flugaufsichtsbehörde die maximale monatliche Produktionskapazität bei Boeing streng regulierte, bis Boeing einige Qualitätsmängel bereinigen und einen strukturierten Plan zur Reduzierung dieser Probleme vorlegen konnte. Bei Boeing sprechen die Analysten bereits von systematischen Qualitätsmängeln, die nicht nur als Einzelfehler definiert sind und das in einem Markt, der von Vertrauen dominiert wird.
Airbus hingegen gelingt es deutlich besser die Zuverlässigkeit, Qualität und auch die Liefertreue aufrechtzuerhalten. Vor allem die klare Aufteilung zwischen der zivilen und militärischen Sparte sorgt für deutlich mehr Stabilität als beim Konkurrenten, wo die Sparten kaum separiert sind. Zudem profitiert Airbus aktuell von der Struktur der europäischen Standorte, die eine Diversifikation der Produktionsschritte möglich macht und so in jedem Wert zu Skalierungseffekte sorgt. Dennoch hat auch Airbus mit einigen Schwierigkeiten zu kämpfen. Seit der Corona-Pandemie hat Airbus mit Lieferengpässen, steigenden Materialkosten und auch Fachkräftemangel zu kämpfen. Besonders die Nachfrage nach gut ausgebildetem Personal in der Produktion stellt Airbus vor Herausforderungen, auch aufgrund des rapiden Anstieges der Nachfrage nach der Pandemie. Bei den Materialkosten hat Airbus allerdings den Vorteil aufgrund der Positionierung, dass man die steigenden Kosten direkt an die Kunden weitergeben kann.
Beide Unternehmen investieren indes in die klimaneutrale Zukunft der Luftfahrt, auch wenn sie dabei unterschiedliche Strategien fahren. Während Airbus intensiv an Wasserstoffflugzeugen arbeiten, die ab den 2030er-Jahren marktreif sein sollen. Boeing setzt hingegen auf nachhaltige Flugkraftstoffe und eher auf die Innovationskraft der Zulieferer, ohne selbst an neuen Technologien zu forschen.
Mit Blick auf den Umsatz liegen die beiden Konkurrenten nahezu gleichauf. Während der Umsatz von Airbus bei rund 69,2 Milliarden Euro liegt, lag der Umsatz von Boeing bei rund 62,5 Milliarden Euro. Tatsächlich lieferte Airbus im letzten Jahr mit 766 Maschinen mehr als doppelt so viele Maschinen aus, wie Boeing. Für Boeing liegt die Stärke eher im Rüstungssektor aufgrund der großen Aufträge der US-Regierung. Trotz dieser margenreichen Regierungsaufträge lag der Verlust von Boeing im letzten Geschäftsjahr bei rund 2 Milliarden Euro, während Airbus einen Nettogewinn von 4,2 Milliarden Euro erzielen konnte.
Das schwache Geschäftsjahr und die zahlreichen operativen Probleme reflektiert auch die Aktienperformance von Boeing und die Aktie korrigierte seit der Corona-Pandemie stark und ist mit einem aktuellen Kursniveau von rund 182 € noch weit von dem Vor-Corona-Niveau entfernt. Dennoch kann die Aktie auf eine starke Performance seit Beginn des Jahres zurückblicken. Seit April liegt die Performance sogar bei einem Kursplus von 66 %. Damit bietet Boeing ein hohes mittelfristiges Erholungspotenzial, dabei muss man allerdings die Risiken akzeptieren. Während Airbus eher ein Stabilitätsanker ist, könnte Boeing eine dynamische Beimischung im Portfolio sein.
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09.07.2025 - Christian Teitscheid
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