Noch keine Entwarnung bei der Deutschen Bank, auch TUI steht schwer unter Druck, BioNTech erleidet Kursverluste trotz Milliardengewinnen und Nel ASA hält die Stellung
Die Trendwende ist noch lange nicht im Sack
Die vergangene Woche fiel an der Börse auf den ersten Blick sehr freundlich aus. Die meisten Titel freuten sich über eine sichtliche Erholung und eine drohende Bankenkrise schien aus den Köpfen der meisten Anleger schon wieder auszuziehen. Doch noch ist es zu früh, um schon wieder zur Normalität zurückzukehren oder gar die nächste große Rallye auszurufen. Denn hinter den Kulissen bleibt die Nervosität hoch.
Das trifft unter anderem mit Blick auf die Deutsche Bank (DE0005140008) zu. Jene konnte sich zwar etwas vom letzten Einbruch erholen, blieb mit einem Wochenschlusskurs von 9,36 Euro aber auf einem mehr als überschaubaren Niveau. Im Vergleich zum Jahresbeginn sind derzeit Verluste von rund 14,5 Prozent zu beklagen. Auch wenn das Institut als stabil und gut aufgestellt gilt, so setzen zumindest einige Kräfte an den Märkten auf ein Scheitern des Geldhauses.
An den Märkten wird gemunkelt, dass die Deutsche Bank wieder vermehrt ins Visier der Leerverkäufer geraten ist. Es steht zu vermuten, dass jene in naher Zukunft weiter Druck ausüben werden, sei es in Form steigender Positionen oder durch negative Berichterstattung. Es ist momentan wahrscheinlich weise, sich auf solche Szenarien zumindest gedanklich einzustellen, selbst wenn sie am Ende nicht eintreten sollten.
TUI fällt bei Anlegern durch
Dass die Aktie von TUI (DE000TUAG505) dieser Tage mit Gegenwind zu kämpfen haben würde, war angesichts der laufenden Kapitalerhöhung nur zu erwarten. Selbst unter Berücksichtiung jener fielen die Kursverluste in den letzten Tagen aber überdeutlich aus. In nur einer Woche rutschte das Papier um rund 20 Prozent in die Tiefe und fiel damit in den Augen vieler Anleger schlicht durch.
Die Skepsis dürfte vor allem daher rühren, dass sich das konjunkturelle Umfeld schwer eingetrübt hat und die Inflation immer mehr auf den Schultern des durchschnittlichen Verbrauchers lastet. Da ist die Sorge groß, dass vielleicht doch eine größere Menge an Leuten in diesem Jahr beim Urlaub sparen wird. Umfragen zufolge denken nicht wenige darüber nach, ihren Jahresurlaub auf Balkonien zu verbringen. Daraus lässt sich noch nicht wirklich ein Trend ableiten, doch Anleger sind bekanntlich ein schreckhaftes Völkchen.
BioNTech auf neuen Wegen
Gute Nachrichten hatte vor einigen Tagen BioNTech (US09075V1026) im Gepäck. Auch wenn die Geschäfte dort längst nicht mehr so hervorragend laufen wie noch zur Hochzeit der Pandemie, so sackten die Mainzer dennoch mal wieder einen Milliardengewinn ein. Das finanzielle Polster des Konzerns wird damit weiter gestärkt und der Forschung an Krebsmedikamenten und anderen medizinischen Durchbrüchen steht auf absehbare Zeit erstmal so gar nichts im Weg.
Das weiß an den Märkten aber kaum jemand so richtig zu schätzen. Trotz guter Zahlen konnte die BioNTech-Aktie den Schwung der allgemeinen Markterholung nicht nutzen und fiel in den letzten fünf Tagen um 5,2 Prozent in Richtung Süden. Der Kurs verschlechterte sich bis auf 113,60 Euro und bleibt in direkter Nähe zum 52-Wochen-Tief. Wer langfristig investiert, für den sind die nun vergleichsweise günstigen Kurse nicht uninteressant. Es ist aber natürlich absolut möglich, dass es noch günstigere Einstiegskurse zu sehen geben wird.
Nel ASA: quo vadis?
Eine klare Richtung vermissen lässt momentan die Aktie von Nel ASA (NO0010081235). Generell steht jene schon seit einer ganzen Weile unter Druck und der Abwärtstrend im Chart ist kaum wegzudiskutieren. In der zurückliegenden Woche rutschte das Papier erstmals seit dem letzten Herbst unter die wichtige Linie von 1,20 Euro, allerdings nur kurzzeitig. Die Bullen konnten noch für eine Gegenbewegung sorgen und den Kurs bis zum Wochenende wieder auf 1,25 Euro hieven.
Damit landete Nel ziemlich genau in der Mitte der Ragne zwischen 1,20 Euro und 1,30 Euro, wo die Aktie sich nun schon seit Anfang März aufhält. Eine klare Richtung lässt sich damit für den Moment nicht erkennen. Die meisten dürften aber wohl erstmal froh sein, dass der nächste Absturz (vorerst?) vermieden werden konnte. Die Stimmung im Sektor fällt aber weiterhin eher verhalten aus, sodass es noch keinen Grund gibt, sich schon in Sicherheit zu wiegen.
Nervöse Märkte
Zumindest etwas mehr Normalität herrschte in den letzten Tagen an den Märkten, doch so richtig über den Berg dürften wir noch nicht sein. Die heftigen Verwerfungen aus dem März dürften noch eine Weile nachwirken und dafür sorgen, dass mancher Anleger besonders vorsichtig und vielleicht ein wenig zu nervös agieren wird. Konkrete Prognosen lassen sich daraus kaum ableiten. Doch es bleibt schlicht ein eher ungutes Bauchgefühl und manchmal ist es gar nicht so verkehrt, darauf ein wenig zu hören. Vielleicht liefert die neue Woche frische Signale, aus denen sich eine Richtung an den Börsen erkennen lässt.
03.04.2023 - Andreas Göttling-Daxenbichler
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