
Fünf ehemalige Mitarbeiter klagen gegen die Deutsche Bank und könnten auf hohe Schadenersatzsummen pochen
Die Deutsche Bank wehrt sich gegen Vorwürfe
Im Jahr 2008 schloss die Deutsche Bank mit der italienischen Monte die Paschi (MPS) ein komplexes Wertpapiergeschäft ab, das später in der Bilanz umklassifiziert wurde. Darauf wurde die Bafin aufmerksam und unter dem heutigen CEO Christian Sewing wurde die Angelegenheit aufgearbeitet. Den am Deal beteiligten Bankern wurden Fehler unterstellt, einige wurden in Italien zu Haftstrafen verurteilt. Das traf auch auf mehrere Manager der Deutschen Bank zu, denen eine Beihilfe zu Bilanzfälschung und Marktmanipulation unterstellt wurde.
Mit den Urteilen aus 2019 hatte die Angelegenheit sich aber noch nicht erledigt. Drei Jahre später hob ein Berufungsgericht das erstinstanzliche Urteil auf und sprach alle Beteiligten frei. Einige davon nehmen nun die Deutsche Bank (DE0005140008) ins Visier und ziehen gegen ihren ehemaligen Arbeitgeber vor Gericht. Dazu gehört Michele Faissola, der einst die Vermögensverwaltungssparte des Finanzinstituts leitete. Insgesamt klagen fünf ehemalige Manager gegen die Deutsche Bank.
Geltend gemacht werden sollen Ansprüche auf Schadenersatz in nicht bekannter Höhe. Es könnte sich aber um hohe Summen handeln, denn bereits im vergangenen Jahr reichte ein Ex-Mitarbeiter eine ähnliche Klage gegen die Deutsche Bank ein. Das Unternehmen verriet im Geschäftsbericht 2024, dass in diesem Fall 152 Millionen Euro gefordert werden. Zusammen mit den neuen Klagen könnten die Forderungen insgesamt leicht die Marke von einer Milliarde Euro passieren.
Wer war’s?
Vorgeworfen wird der Deutschen Bank eine Mitschuld daran, dass die Kläger in Italien zu Haftstrafen verurteilt wurden. Das Unternehmen selbst schätzt dies freilich ganz anders ein. Ein Sprecher ließ gegenüber dem „Handelsblatt“ wissen, dass die Klagen als unbegründet angesehen werden. Gegen die Vorwürfe und Schadenersatzforderungen will das Unternehmen sich entschlossen verteidigen. Weitere Einzelheiten wurden nicht mitgeteilt.
Kritik an der Deutschen Bank gab es zuvor bereits vom Berufungsgericht in Italien, welches die von Christian Sewing verantwortete Untersuchung als „intransparent“ und „fehlerhaft“ bezeichnete. Sewing selbst steht zwar nicht im Visier der Kläger, dafür jedoch die Deutsche Bank selbst sowie diverse Tochterunternehmen. Ein Fehlverhalten bei sich selbst kann der Konzern bis heute nicht feststellen. Man stehe weiterhin zu den wesentlichen Ergebnissen der Untersuchung und betont, dass alle beteiligten Führungskräfte ihren Verantwortlichkeiten nachgekommen seien.
Die Richter argumentierten ferner damit, dass die Deutsche Bank die Umbuchung des MPS-Geschäfts schlicht aus bilanziellen Gründen vornahm und die Verantwortung auf Mitarbeiter abwälzte, um Ärger mit der Finanzaufsicht zu vermeiden. Gegen diese Schlussfolgerung wehrt der Konzern sich bis heute vehement, wenngleich grundsätzlich der Freispruch der ehemaligen Manager begrüßt wurde. Wann nun der neue Prozess anlaufen könnte, ist noch unklar. Eingereicht wurde die Klage am Dienstag dieser Woche.
Das könnte teuer werden
Aus der Ferne lässt sich der komplexe Fall kaum überblicken, weshalb an dieser Stelle auch nicht darüber geurteilt werden soll, wer nun im Recht sein mag und wer nicht. Aus Anlegersicht lässt sich aber ein klares Risiko für die Deutsche Bank feststellen. Sollten die Kläger sich durchsetzen, würde es den kommenden Bilanzen wahrscheinlich massiven Schaden zufügen. In Existenznot würde die Deutsche Bank auch im schlimmsten Fall nicht kommen. Doch Schmälerungen bei den Gewinnen können schon ausreichen, um den Aktienkurs unter Druck zu setzen.
Die Anleger zeigten sich im Handel am Mittwoch noch recht gelassen und ließen den Kurs sogar um 0,5 Prozent ansteigen. Das reichte aus, um die nicht unwichtige Marke von 30 Euro wieder zu überschreiten und sich mit 30,10 Euro aus dem Handel zu verabschieden. Akute Gefahren sind momentan nicht zu erwarten, doch in Zukunft könnte das Thema noch einmal hochkochen. Interessant wird auch zu sehen sein, ob und in welcher Höhe die Deutsche Bank nun Rücklagen für die neuerliche Klage aufbauen mag. Zumindest das Risiko dürfte aber im Jahresbericht Erwähnung finden.
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02.10.2025 - Andreas Göttling-Daxenbichler
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