JD.com: Starkes Geschäft, aber die Sorgen dominieren

JD.com und JD Logistics bleiben an der Börse unter Druck

 

Chinas Online-Handel wächst und prosperiert. Doch die Börse schaut voraus, sorgt sich vor der kommenden Rezession im Westen und lässt die Bewertungen weiter korrigieren. 

Das operative Geschäft bei JD.com (US47215P1066) läuft wesentlich besser als befürchtet. Weltweit sind die E-Commerce-Plattformen mit dem Ausklingen der Pandemie und dem Beginn eines Konjunkturabschwungs an der Börse erheblich unter Druck geraten. JD.com macht hier keine Ausnahme. Ganz im Gegenteil: 

Die schärfsten Lockdowns seit Beginn der Pandemie in China haben das Unternehmen stark getroffen. Denn im Gegensatz zu den vorherigen Lockdowns riegelte die Kommunistische Partei dieses Mal viele Städte und Metropolen hermetisch ab. So strikt, dass nicht einmal die Lieferdienste die gesperrten Gebiete noch betreten durften. Entsprechend war die Pandemie in diesem Jahr für JD.com keine Hilfe, sondern eine Belastung. Ein Kapitel, das nun hoffentlich hinter uns liegt. Doch:

Die umfangreichen weltweiten Zinserhöhungen drücken weiter erheblich auf die Bewertung der Aktie. Da die Zinserhöhungen darauf ausgerichtet sind, das Verhältnis von Angebot und Nachfrage wieder in Einklang zu bringen, indem die Nachfrage reduziert wird, ist selbstverständlich der Handel betroffen. Nicht nur in Europa und den USA, sondern auch in China, denn das Land ist bekanntlich der grösste Handelspartner der beiden Wirtschaftsregionen.

 

 

Aktuell läuft das Geschäft noch sehr gut. Im 1. Quartal stieg der Umsatz um 18 % auf knapp 240 Mrd. Renminbi (RMB). Umgerechnet bewegt sich das Unternehmen damit bei rund 37,81 Mrd. US-Dollar, was noch einmal die Grösse des Konzerns unterstreicht. Auch operativ verdiente JD.com sehr gut. Man konnte das operative Ergebnis um 45 % auf 2,41 Mrd. RMB bzw. 380 Mio. US-Dollar steigern. Nach Steuern wies man jedoch einen Verlust in Höhe von -2,99 Mrd. RMB bzw. -472 Mio. US-Dollar aus. Der Verlust resultierte im Wesentlichen aus geringeren Bewertungen von Beteiligungen. Eine Enttäuschung, die aber in diesem Umfeld zu erwarten und auch zweitrangig ist. Entscheidend ist, dass der Umsatz wächst und JD.com operativ ein positives Ergebnis ausweist. 

 

Starkes Geschäft, aber die Sorgen dominieren

 

JD Logistics (KYG5074S1012) hingegen benötigte eine Kapitalerhöhung in diesem Jahr. Mitten im März Sell-off benötigte die Tochter von JD.com mehr Kapital, was im Zusammenhang mit den Lockdowns in China stand. Die Mutter machte Nägel mit Köpfen und organisierte eine Kapitalerhöhung um umgerechnet 1,1 Mrd. US-Dollar. JD.com kaufte selbst junge Aktien im Wert von rund 700 Mio. US-Dollar auf. Die restlichen Aktien im Wert von rund 400 Mio. US-Dollar wurden bei freien Aktionären platziert. Damit ist JD Logistics vorerst auf der sicheren Seite, was die Bilanz und die Liquidität angeht. 

Der Sell-off bei der JD Logistics Aktie setzte sich jedoch weiter nach der Kapitalerhöhung fort. Die strenge Vorgehensweise der Kommunistischen Partei traf die Tochter hart im operativen Geschäft. Erst mit dem Ende der Lockdowns kamen die ersten mutigen Käufer zurück und sammelten die Papiere zu Tiefstpreisen auf. JD Logistics war im Mai 2021 in Hongkong an die Börse gekommen und setzte seinerzeit auch gleich das Allzeithoch bei 48,15 HK-Dollar. Ende Mai ging es bis auf 13,90 HK-Dollar herunter. 

Eine konkrete Empfehlung zu dieser Analyse ist den Lesern des Zürcher Finanzbriefes vorbehalten. Den Zürcher Finanzbrief und die zugehörigen Empfehlungen können Sie im Rahmen eines kostenlosen Probe-Abonnements ausgiebig testen.

 

30.06.2022 - Mikey Fritz

 

Auf Twitter teilen     Auf Facebook teilen

---

---

Ihre Bewertung, Kommentar oder Frage an den Redakteur

 

---

Bewertungen, Kommentare und Fragen an den Redakteur

 

 

Haftungsausschluss - Die EMH News AG übernimmt keine Haftung für die Richtigkeit der Empfehlungen sowie für Produktbeschreibungen, Preisangaben, Druckfehler und technische Änderungen. (Ausführlicher Disclaimer)