Edelmetalle: Heutige US-PCE-Datenvorlage zum Januar alles entscheidend für weiteren Verlauf der Kursentwicklungen
Optimistische Konsensprognosen zu PCE-Preisdaten im Januar gerechtfertigt?
Nachdem gestern bereits zur völligen Überraschung aller Ökonomen und Anleger die US-BIP- und Konsumausgaben-Preise für das 4. Quartal 2022 noch einmal deutlich nach oben korrigiert wurden, die Edelmetalle hierauf vor der alles entscheidenden Vorlage der weiteren PCE-Preisdaten für den Januar jedoch noch äußerst glimpflich reagierten, würde heute deren erneut unerwartet ungünstige Publikation sicher gerade in Gold und Silber einen weiteren Kollaps nach sich ziehen und erst einmal das definitive Ende ihrer zurückliegenden Rallye markieren.
So gaben bereits gestern nach der in zweiter Kalkulation für das 4. Quartal 2022 unerwartet deutlich nach oben revidierten US-BIP- und Konsumausgaben-Preisdaten (sog. PCE-Deflatoren) jeweils unter klarer Unterschreitung ihrer zwischenzeitlichen Tages-Höchststände Silber (TVC:SILVER) bis zum Handelsschluss um - 0,7 % auf 21,35 USD und Gold (TVC:GOLD) um - 0,3 % auf 1823 USD nach. Allein Platin (TVC:PLATINUM) ging gestern mit einem Schlusskurs von 951 USD völlig unverändert aus dem Handel.
Völlig überraschende Heraufstufungen aller relevanten US-Preiskalkulationen zum 4. Quartal
Die US-Preisdaten zum 4. Quartal, auf die die Edelmetalle gestern völlig zu Recht mit klaren, jedoch in unseren Augen noch sehr / zu moderaten Abschlägen von ihren jeweiligen Tageshöchstkursen reagiert hatten und wir auch bereits in diesem gestrigen Tagesbericht zu Platin detailliert dargestellt hatten, waren im Wesentlichen die folgenden:
Die Jahreswachstumsrate der gesamten US-Konsumausgabenpreise im 4. Quartal 2022 wurde in zweiter Revision von + 3,2 % nun gleich stark auf + 3,7 % nach oben korrigiert, in den Kern-Konsumausgaben excl. Nahrungsmitteln und Energielieferungen sogar von + 3,9 % auf + 4,3 %, und auch in der Preiskomponente des BIPs zum 4. Quartal wurde nun ebenfalls eine von + 3,5 % auf nunmehr + 3,9 % erhöhte Jahressteigerungsrate neu berechnet.
Diese sehr überraschende nachträgliche Heraufstufung aller relevanten US-Preiskalkulationen für das 4. Quartal 2022 dürfte daher auch im gesamten nationalen und regionalen Direktorium der 12 FED-Distrikte für ein nach den bereits enttäuschenden Januar-Konsumenten- und Produzentenpreis-Erhebungen nochmals stärkeres Missfallen gesorgt und zu einem weiteren internen Überdenken ihrer mit der letzten Leitzinserhöhung um nur + 0,25 % zunächst erst einmal gelockerten Zinserhöhungspolitik gesorgt haben.
Risiken kommender Fed-Leitzinserhöhung um 0,5 % und eines darauf folgenden Edelmetall-Absturzes
Auch die gemäß dem letzten sog. sog. FED Watch Tool führender externer Ökonomen nun binnen nur eines Monats von 0 % auf zuletzt bereits 27 % (!) hochgeschnellte Wahrscheinlichkeit, dass die FED im anhaltend robusten US-Konjunkturumfeld und nach der heutigen enttäuschenden Preisentwicklungs-Heraufstufung für das 4. Quartal auf ihrer nächsten Zinssitzung am 14./15.03. wiederum erneut eine stärkere Leitzinserhöhung um + 0,5 % beschließen könnte, hat daher nun zweifellos neue Nahrung erhalten.
Sollten daher nun auch heute noch als letztes „Zünglein an der Waage“ die weiteren US-PCE-Preisdeflatoren für den Januar um 14:30 Uhr ebenfalls überraschend hoch publiziert werden (erwartet wird aktuell im Konsens eine sehr geringfügige jährliche Zuwachsverringerung der Gesamtrate gegenüber dem Dezember von 5,0 auf 4,9 % sowie der Kernrate ohne Nahrungsmittel- und Energiekosten von 4,4 auf 4,3 %), könnte heute insbesondere ein weiterer nochmals dynamischerer Absturz der zinssensitivsten Edelmetalle Gold und Silber drohen, der in diesem Fall sicher auch das viel eher konjunktursensible Edelmetall Platin kaum verschonen würde.
Ein solches regelrechtes „Crash-Szenario“ in Gold und Silber könnte heute insbesondere dann eintreten, wenn entgegen den oben skizzierten Konsenserwartungen der PCE-Preisauftrieb im Januar in den USA gegenüber dem Dezember sogar noch gestiegen wäre und damit auch die von den Ökonomen gesehene Wahrscheinlichkeit einer kommenden FED-Leitzinserhöhung um + 0,5 % gemäß dem FED-Watch-Tool in den kommenden Tagen wohl weiter zügig in Richtung von ca. 50 % nach oben angepasst würde.
Im gegenteiligen (aus unserer Sicht jedoch ziemlich unwahrscheinlichen) Fall sogar noch günstigerer Januar-PCE-Entwicklungen als derzeit durch die Ökonomen den Konsens prognostiziert, wäre heute jedoch gerade in Gold und Silber, kaum weniger aber wohl auch in Platin, mit einem gewaltigen Befreiungsschlag nach oben zu rechnen.
In diesem gerade für Gold und Silber seit gestern nochmals deutlich unsichereren Zinsstimmungs- und -risiko-Umfeld raten wir von strategischen Investments (d.h. mit Ausnahme etwaiger spekulativer, rein charttaktischer Daytrading-Engagements) in diese Edelmetalle daher vorerst auch weiterhin rundweg ab.
Dagegen können erste Neuanlagen in Platin unter rein konjunkturellen Aspekten aus unserer Sicht nun bereits wieder sehr vorsichtig getätigt werden, dies allerdings zunächst nur bei einem sehr ausgeprägten Risikobewusstsein und bei einem eher mittel-/längerfristig ausgerichteten Anlagehorizont.
24.02.2023 - Matthias Reiner
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