Edelmetall Marktbericht vom 27.09.2023: Société Générale und die 5% Goldposition - Warum die Bank trotz Reduzierung auf steigende Preise setzt
Fed's geldpolitische Straffung und ihre Auswirkungen
Die Edelmetalle zeigen sich in dieser Woche einheitlich rückläufig, geprägt von geldpolitischen Entscheidungen und makroökonomischen Indikatoren. Während Gold bei 1892 US-Dollar und einem Minus von -1,7 % notiert, bewegt sich Silber bei 22,77 US-Dollar und einem Rückgang von -3,3 %. Platin und Palladium sind ebenfalls mit -3,1 % bzw. -1,3 % im Minus. Doch was steckt hinter dieser Entwicklung? Wie beeinflussen geldpolitische Entscheidungen und makroökonomische Faktoren den Edelmetallmarkt? Ein Blick hinter die Kulissen.
Die geldpolitische Straffung der US-Notenbank (Fed) steht im Mittelpunkt der jüngsten Marktbewegungen. Die Bank signalisiert eine fortgesetzte restriktive Geldpolitik und schließt weitere Zinserhöhungen in diesem Jahr nicht aus. Das hat die Markterwartungen durchkreuzt, die auf eine baldige Zinssenkung der Fed gesetzt hatten. In der Vergangenheit hätte ein solches Szenario in der Regel als Katalysator für eine Rallye der Edelmetallpreise gedient. Nun jedoch rückt die erste von zwei erwarteten Zinssenkungen in den September 2024.
Der Dot-Plot der Fed zeigt, dass die durchschnittliche Zinserwartung für das nächste Jahr auf 5,1% gestiegen ist, ein Anstieg gegenüber den bisherigen 4,6%. Diese Zinserhöhungen treffen auf ein Umfeld von langfristig hohen Zinsen, die mit 4,5% den höchsten Stand seit 16 Jahren erreicht haben. Das beeinflusst die Rendite-Spreads zwischen zehn- und zweijährigen US-Staatsanleihen zusätzlich.
Multi-Asset-Strategien und Bankenengagement
Interessant ist die Positionierung der französischen Bank Société Générale. Das Kreditinstitut hat seine Goldbestände leicht reduziert, prognostiziert jedoch weiterhin steigende Preise für das Edelmetall. Trotz einer Abkühlung der Gesamtinflation in den USA bleibt die Kerninflation hoch. Die Société Générale hält 5% ihres Portfolios in Gold (TVC:GOLD), was im Kontext ihrer Multi-Asset-Strategie bemerkenswert ist.
Einfluss von US-Wirtschaftsdaten
Die geldpolitischen Entscheidungen der Fed sind nicht losgelöst von der Entwicklung der amerikanischen Wirtschaft zu betrachten. Die jüngste Aufwärtsrevision des US-Bruttoinlandsprodukts auf 2,1% und eine stabile Arbeitsmarktlage beeinflussen die Inflationserwartungen der Fed. Angesichts dieser Faktoren dürften die realen Zinssätze auf einem hohen Niveau verharren, was den Edelmetallmarkt in den kommenden Monaten prägen dürfte.
Technische Analyse als Orientierungshilfe
Wenn wir uns der technischen Analyse der Edelmetalle zuwenden, werden die aktuellen Trends und Herausforderungen deutlich. Für Gold, das oft als Benchmark für andere Edelmetalle gilt, liegt die kritische Unterstützungszone bei 1885 US-Dollar. Diese Zone könnte als sicheres Sprungbrett für künftige Bewegungen dienen. Im Gegensatz dazu steht der mittelfristige Widerstandsbereich bei 1987 US-Dollar, der eine wichtige psychologische Grenze darstellt.
Silber (TVC:SILVER) zeigt ein ähnliches, wenn auch volatileres Bild. Mit einer Unterstützungszone um 22,10 US-Dollar und einem Widerstandsbereich um 25,25 US-Dollar ist die übergeordnete Trendlage eher ungünstig für Bullen. Das ist bemerkenswert, denn Silber ist traditionell eher zyklisch und reagiert empfindlicher auf wirtschaftliche Veränderungen als Gold.
Platin und Palladium: Eine spezielle Betrachtung
Im Fall von Platin (TVC:PLATINUM) und Palladium (TVC:PALLADIUM), den weniger beachteten Geschwistern im Edelmetallsektor, sind die Trends noch besorgniserregender. Platin hat eine kritische Unterstützungszone bei 884 US-Dollar und steht damit vor einem potenziellen Abwärtstrend, falls diese Marke durchbrochen wird. Der Widerstandsbereich liegt bei 987 US-Dollar.
Palladium zeigt eine etwas differenziertere Entwicklung. Obwohl es in der bisherigen Woche um 1,3% gefallen ist, liegt das vorläufige Ergebnis für den aktuellen Monat bei einem moderaten Anstieg von 0,60%. Hier dient die Zone um 1179 US-Dollar als Unterstützungslevel, während 1335 US-Dollar als Widerstandsbereich fungiert.
Rolle der institutionellen Anleger
Es wäre unvollständig, die aktuelle Lage der Edelmetalle ohne einen Blick auf die institutionellen Anleger zu betrachten. Société Générale ist ein solcher Spieler, der die Debatte in gewisser Weise prägt. Trotz einer leichten Reduzierung ihres Engagements hält die Bank immerhin 5% ihres Portfolios in Gold. Diese Entscheidung unterstreicht die fortgesetzte Bedeutung von Edelmetallen als Absicherungsinstrument, insbesondere in einem Klima steigender Zinsen und ungewisser makroökonomischer Indikatoren.
Wertanlage und Absicherungsinstrument
Trotz der derzeitigen Marktturbulenzen und der negativen Vorzeichen bleibt die fundamentale Anziehungskraft der Edelmetalle als Wertanlage und Absicherungsinstrument bestehen. Mit der fortschreitenden Erholung der Weltwirtschaft und den damit verbundenen positiven Effekten auf die Industrienachfrage könnte der Edelmetallmarkt in den kommenden Monaten eine Renaissance erleben.
27.09.2023 - Andreas Opitz
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