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Gericht verhängt drakonisches Urteil gegen Royal Dutch Shell

Niederländisches Gericht zwingt Royal Dutch Shell zu CO2-Reduktionen - Aktie steigt weiter mit dem Ölpreis

NTG24 - Gericht verhängt drakonisches Urteil gegen Royal Dutch Shell

 

Niederländisches Gericht zwingt Royal Dutch Shell zu einer umfassenden CO2-Reduktion. Die Börse ignoriert das Urteil zumindest kurzfristig. 

Die Gerichtsentscheidung in Den Haag ist ausgesprochen ungewöhnlich. Die Umweltgruppierung Milieudefensie hatte den Royal Dutch Shell (GB00B03MM408) Konzern verklagt, um eine schnellere Reduzierung der CO2-Emission zu erzwingen. Überraschenderweise folgte das Gericht der Klage und ordnete an, dass der Royal Dutch Shell Konzern bis zum Jahr 2030 die CO2-Emissionen um 45 % reduziert, ausgehend vom Stand 2019. 

Das Gericht ordnet darüber hinaus an, dass die Massnahmen zur Reduzierung mit Urteilserlass begonnen werden müssen und auch eine Berufung keine aufschiebende Wirkung hat. Am weitesten lehnte sich das Gericht jedoch aus dem Fenster, als man zudem anordnete, dass das Urteil nicht nur für die niederländischen Betriebe von Royal Dutch Shell gelten, sondern weltweit für den gesamten Konzern. 

Dass Royal Dutch Shell ein Geschäft mit hohen CO2-Emissionen betreibt, steht ausser Frage. Und das lässt sich auch nicht verhindern, denn Erdöl und Erdgas sind nun einmal fossile Energieträger mit einem hohen Anteil an CO2-Emissionen beim Verbrauch. Die Emissionen selbst entstehen dabei überwiegend nicht beim Unternehmen, sondern beim Kunden. Der Verbrauch der Royal Dutch Shell Produkte beim Endkunden macht 90 % der Emissionsbilanz aus. 

 

Gerichtsurteil bedroht Royal Dutch Shell

 

Eine Reduktion der CO2-Emissionen innerhalb einer Dekade ist mit dem alten Geschäftsmodell nicht möglich. Es gibt schlicht und einfach kein Erdgas und Erdöl ohne CO2. Das Einzige, was der Konzern machen kann, ist, die Höhe der Emissionen zu „verwässern“. Dazu fügt man dem Produktportfolio so lange emissionsfreie Energiequellen hinzu, bis der Saldo die gewünschte Reduktion im Vergleich zu 2019 erreicht. Wenn man parallel auch noch den Verkauf von fossilen Brennstoffen reduzieren würde, käme man umso schneller an das vom Gericht geforderte Ziel. Die Frage ist jedoch:

Geht das Gericht in seinem Urteil zu weit? Frei von jeglicher juristischen Qualifikation springen mir zumindest zwei Dinge ins Auge: Zum einen betrifft das Urteil nur den Beklagten. Royal Dutch Shell kann in der Berufung ohne Zweifel darauf verweisen, dass das Urteil den Konzern einseitig wirtschaftlich belastet und schwächt, während die Konkurrenz keine vergleichbaren Auflagen bekommt. Zum anderen geht das Urteil weit über den Wirkungsbereich des Gerichts hinaus. Eine entsprechende Anordnung für die Niederlande wäre noch verständlich. Doch eine weltweite Verpflichtung zur Reduzierung der Emissionen? Das erscheint mehr als unverhältnismässig. 

 

Royal Dutch Shell Plc Class B

 

Mit und ohne Urteil liegen die langfristigen Perspektiven für Royal Dutch Shell nicht mehr im Geschäft mit fossilen Energieträgern. Gerade in Europa steigt der gesellschaftliche und politische Druck zunehmend und wird dieses Geschäft auf Dauer immer unattraktiver machen. Diese langfristige Perspektive gilt selbstverständlich auch analog für die restlichen grossen integrierten Energiekonzerne in Europa. 

Selbstverständlich ist die Emissionswende nicht das Ende von Royal Dutch Shell. Der Konzern verkauft abstrakt betrachtet Energie, die sich messen lassen kann. Ob das am Ende Barrel oder Kilowattstunden sind, spielt im Grunde keine Rolle. Entscheidend ist, dass man einen neuen Platz im Energiegeschäft findet, der profitabel ist.

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Werbebanner Zürcher BörsenbriefeAus Sicht der Börse wird die Umstellung des Geschäfts ein schwer verdaubarer Brocken sein. Solange die Nachfrage nach fossilen Energieträgern noch hoch ist, werden die Aktien sich den klassischen Zyklen am Energiemarkt unterwerfen. Kurzfristig bis mittelfristig steht die Ampel daher auf Grün für Royal Dutch Shell, denn nach einem katastrophalen Jahr 2020 kommt seit Anfang des Jahres wieder Schwung in die Gewinn- und Verlustrechnung. Während die grossen amerikanischen Energiekonzerne bereits seit letztem Jahr wieder einen starken Aufschwung an der Börse erleben, lief Royal Dutch Shell im Einklang mit der schwachen europäischen Konjunktur lange seitwärts. Das hat sich in den vergangenen Monaten stark zum Positiven geändert, während gleichzeitig die Ölpreise auf ein Mehrjahreshoch gestiegen sind.

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25.06.2021 - Mikey Fritz - mf@zuercher-boersenbriefe.ch

 

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