
Trotz bestehender Probleme und massiver Verluste hält Intel an seinem Foundry-Geschäft fest, was bei den Aktionären nicht für Euphorie sorgt
Auch der neue Intel-Chef lässt sich nicht beirren
Schon seit Längerem versucht sich Intel daran, mit dem eigenen Foundry-Geschäft den Sprung zum Auftragsfertiger zu schaffen. Dies war jedoch von wenig Erfolg gekrönt. Im Dezember musste der ehemalige CEO Pat Gelsinger, welcher dieses Vorhaben maßgeblich vorantrieb, sogar seinen Hut nehmen. Sein Nachfolger Lip-Bu Tan denkt aber nicht daran, an der generellen Richtung etwas zu ändern.
Bei einer Keynote im kalifornischen San Jose bekräftigte der neue Chef von Intel (US4581401001) bei seinem bisher erst zweiten öffentlichen Auftritt, bei der Fertigung wachsen zu wollen. Wenige Tage zuvor meldete der Konzern in diesem Segment Verluste von rund zwei Milliarden US-Dollar bei einem Umsatz von eher dürftigen 4,67 Milliarden Dollar. Aktuell fertigt Intel nahezu ausschließlich für den eigenen Bedarf.
Die Kundschaft steht nicht unbedingt Schlange, da Konkurrent TSMC technologisch schlicht besser dasteht. Dennoch konnte Intel mit MediaTek immerhin einen neuen Kunden vorstellen. In welchem Umfang jener künftig Chips einkaufen könnte, darüber schwieg man sich allerdings aus. Mit einem plötzlichen Gewinnsprung ist aber eher nicht zu rechnen.
Intel setzt auf neue Technologien und die USA
In der Zukunft soll alles besser werden. Um dies zu unterstreichen, schüttelte Intel auch eine frische Roadmap aus dem Ärmel. Allzu sehr unterscheidet sich jene nicht von vorherigen Präsentationen. Im Mittelpunkt stehen weiterhin Intel 18A sowie die noch einmal etwas anspruchsvollere Variante 18A-P. Bis Ende des Jahres sollen aus Basis davon eigene neue Prozessoren in Form von Panther Lake entstehen. Für das kommende Jahr werden „viele weitere“ Produkte in Aussicht gestellt.
Auch wenn Intel erstmals Herausforderungen bei der Entwicklung einräumen musste und von „Ups and Downs“ sprach, so ändert sich weder an technologischen Plänen noch an den kommunizierten Zeiträumen etwas. Versprochen wurde jedoch, in Zukunft mehr auf die (potenziellen) Kunden zu hören. Intel scheint sich immer mehr als Dienstleister zu verstehen, was wohl auch nötig ist, um gegen TSMC bestehen zu können. Offen gestanden ist auch jetzt noch offen, ob dies überhaupt gelingen mag.
Beim Ausbau konzentriert sich Intel voll und ganz auf die USA und schmiert damit der nationalistisch geprägten Trump-Regierung ein Stück weit Honig ums Maul. Projekte in anderen Ländern, darunter in Deutschland, werden weiterhin als pausiert bezeichnet. Das ist mit Blick auf drohende Zölle nachvollziehbar, aber auch noch kein Garant für einen echten Vorteil. Denn auch TSMC plant mit massiven Investitionen in den USA, die sich jüngsten Bekundungen zufolge auf rund 100 Milliarden US-Dollar belaufen könnten. Keine Erwähnung fanden Gerüchte, laut denen von der US-Regierung eine Fusion von TSMC und Intel erzwungen werden solle. Intel selbst scheint derzeit noch voll und ganz auf Konkurrenzkampf gepolt zu sein.
Alles oder nichts?
Unter dem Strich bleibt es beim bisherigen Kurs von Intel. Perspektivisch soll das kriselnde Foundry-Geschäft noch zu einer wahren Goldgrube mausern, womit letztlich auch das Verschlafen des KI-Booms ein Stück weit ausgeglichen werden soll. Die Anleger sind bei ihren Aussichten allerdings weniger zuversichtlich als die Chefetage. Die Intel-Aktie gab am Dienstag weiter nach und bewegte sich zuverlässig in Richtung 20-Dollar-Linie. Nicht weit davon entfernt lauert auch schon das aktuelle 52-Wochen-Tief.
Intel lässt sich in einem schwierigen Marktumfeld auf eine Wette ein und scheint dabei momentan noch in so ziemlich jeder Hinsicht im Nachteil zu sein. Der einstige Marktführer ist zum Underdog mutiert, worin sich aus Anlegersicht natürlich auch Chancen verbergen. Doch braucht es wahrscheinlich mehr als nur hübsche Roadmaps und vage Versprechen, um die Marktakteure nachhaltig von Wachstumschancen überzeugen zu können.
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30.04.2025 - Andreas Göttling-Daxenbichler
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