
Die US-Regierung will sich wohl zehn Prozent an Intel sichern und auch die Softbank steigt mit einer Milliardeninvestition ein
Gelingt Intel damit die Wende?
Gerüchte über einen Einstieg der US-Regierung bei Intel machen schon seit einer Weile die Runde. Nun verdichtet sich das Ganze und es scheint auf eine Minderheitsbeteiligung hinauszulaufen. Mehrere US-Medien berichten, dass Washington sich etwa zehn Prozent der Anteile des Chipherstellers sichern könnte. Neues Geld soll dafür allerdings nicht fließen.
Stattdessen ist wohl angedacht, dass die US-Regierung Anteile im Austausch für bereits unter Joe Biden ausgezahlte Zuschüsse im Rahmen des US Chips and Science Act erhält. Darüber berichtete unter anderem die „New York Times“. 10,9 Milliarden US-Dollar erhielt Intel (US4581401001) im Rahmen der Förderung, zudem wurden Kredite in Höhe von elf Milliarden Dollar zugesagt. Würde das Ganze in Eigenkapital umgewandelt, würde die US-Regierung über Nacht zum größten Anteilseigner von Intel aufsteigen und damit auch großen Einfluss auf die weitere Entwicklung nehmen können.
An der Börse kommt vor allem die Nachricht an, dass Washington trotz der massiven Probleme bei Intel weiterhin an den Konzern glaubt und diesen direkt unterstützen möchte. Das sorgt für Comeback-Fantasien und deutliche Kursgewinne im Handel am Dienstag. Mit der Aktie ging es gestern um knapp sieben Prozent auf 25,31 Dollar aufwärts. Zusätzlichen Rückenwind erfuhren Aktie und Unternehmen aus Japan. Dort bringt sich offenbar die Softbank für ein größeres Investment in Stellung. Jene soll laut Medienberichten im Rahmen einer Kapitalerhöhung zwei Milliarden Dollar in Intel investieren und dem Unternehmen damit auch eine gerngesehene Finanzspritze verpassen.
Intel: Die Zweifel verschwinden nicht
Die Softbank würde damit immerhin zu einem der zehn größten Investoren bei Intel aufsteigen. Softbank-Chef Masayoshi Son nennt das Ganze eine strategische Investition und betont seine Überzeugung, dass die Produktion hochmoderner Halbleiter in den USA wieder zunehmen werde. Intel-Chef Lip-Bu Tan reagierte erfreut und sprach von einer engen Zusammenarbeit zwischen ihm und Son. Dabei dürfte er sich auf seine Zeit bei der Softbank beziehen, wo Tan bis zum Jahr 2022 im Verwaltungsrat saß.
Allerdings gibt es auch skeptische Stimmen zum Einstieg. Kritiker sehen in der Investition vor allem einen symbolischen Schritt, mit dem die Softbank sich weiter an US-Präsident Donald Trump anzubiedern versuche. Mit jenem unterhält der japanische Konzern bereits gute Beziehungen, unter anderem aufgrund großer Investitionen rund um das KI-Projekt „Stargate“. Klar dürfte aber sein, dass die Finanzspritze allein die Krise bei Intel ebenso beenden wird wie eine mögliche Beteiligung der US-Regierung.
Intel erhält dadurch zwar etwas Luft zum Atmen und die Existenzängste werden etwas kleiner. Den technologischen Rückstand wird das Unternehmen deshalb aber nicht auf magische Weise einholen können. Intel hat den KI-Trend komplett verschlafen und im klassischen Segment mit PC- und Server-Prozessoren erhebliche Marktanteile an Konkurrent AMD verloren. Bei den neuerlichen Investitionen steht die Fertigung im Vordergrund, welche gegenüber TSMC in jedweder Hinsicht zurückliegt und Milliardenverluste einfährt.
Rettungsmission
Bezüglich der Beteiligung der US-Regierung ist noch nichts in Stein gemeißelt und es wirkt fast schon ironisch, dass ausgerechnet eine Regierung der Republikaner sich derart in den Markt einmischt, wo sie doch im Wahlkampf exakt gegen eine derartige Politik propagierte. Doch den einst größten Chipkonzern einfach aufgeben will man auch nicht. Das Vorgehen riecht fast ein wenig nach Rettungsmission.
Aus Anlegersicht ist das eine nicht uninteressante Ausgangslage. Zu viel versprechen sollte sich allerdings niemand. Ein Turnaround wird letztlich nur dann nachhaltig möglich sein, wenn Intel technologische Durchbrüche gelingen und das wird nicht passieren, indem das Problem einfach nur mit frischem Geld und neuen Krediten beworfen wird. Die Aktie ist weiterhin mit einer gebührenden Portion Vorsicht zu behandeln.
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20.08.2025 - Andreas Göttling-Daxenbichler
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