NIO: Luftnummer oder Turnaround?

330% Gewinn seit Oktober - und nun?

 

Ist NIO wirklich die chinesische TESLA?

NIO ist der prominenteste Vorreiter einer Handvoll chinesischer Elektrofahrzeug-Start-ups welche TESLA den Kampf angesagt haben. Mit dem Börsengang im September 2018 präsentierte das Unternehmen denn auch gleich ein E-SUV welches direkt TESLA’s Model X angreift.

Das Unternehmen hat jedoch einige Probleme und Herausforderungen zu meistern, insbesondere den Mittelabfluss einzudämmen. Analysten an der Wall Street haben denn auch zeitweise ihr Vertrauen in die Rentabilität des Geschäfts verloren und folglich sackte die Aktie gegenüber dem Höchststand vom März 2019 bei 10 Dollar bis auf 1.20 Dollar im vorigen Oktober ab. Seitdem läuft eine fulminante Erholungsrally. Zwischengewinn seit dem Oktober-Tief: 330%!

 

 

Es stellt sich die Frage: Turn-around oder Luftnummer?

Diese Frage kennen wir aus den Anfangsjahren bei TESLA. Insbesondere im Zeitraum ab März 2013 als die ersten Erfolge des Model S Furore machten und den Aktienkurs von 31 Dollar auf 287 Dollar (825%!) explodieren ließen, glaubten nur wenige an das Geschäftsmodell. TESLA schrieb schon damals horrende Verluste, doch Investoren bleiben dem Unternehmen treu. Damals steckte das ganze Thema zudem noch weit in den Geburtswehen, die E-Mobiltät befand sich noch weit weit weg in einer fernen Galaxie! 

Doch TESLA hat es geschafft durchzuhalten und das E-Auto zu einem ernsthaften Konkurrenzprodukt zu der etablierten Branche zu machen. Das E-Auto kommt nicht, es ist angekommen. NIO will diesem Modell folgen. Und mit ebenfalls kapitalkräftigen Investoren im Hintergrund ist dies auch möglich. Zu den grössten Aktionären gehört neben dem Gründer William Li (das Äquivalent zu Elon Musk) auch Tencent und die englische Investmentgesellschaft Baillie Gifford die auch bei TESLA positioniert ist.

Über die Produktionspartnerschaft mit dem chinesischen Autobauer JAC Motor verfolgte NIO zunächst einen kostspieligen Schnickschnack-Kurs bei der Kundenbetreuung, einschließlich eines günstigen Batteriewechselservice und der Mitgliedschaft in geräumigen Clubhäusern mit Showrooms an erstklassigen Standorten in ganz China. Louis Hsieh, Chief Financial Officer von NIO, schied im Oktober aufgrund zahlreicher Abgänge aus dem Unternehmen aus, während ein Batterie-Rückruf im Sommer die Besorgnis über die Fähigkeit des Unternehmens vertiefte, den Cashflow zu halten. Noch im September war das Unternehmen gezwungen worden, weitere 200 Mio. Dollar von Herrn Li und Tencent aufzubringen.

Aber: In den letzten Monaten hat das Unternehmen einige Fortschritte auf dem Weg zu einer Trendwende erzielt. Im zweiten Quartal wurden 4.799 Fahrzeuge verkauft - ein Plus von 25 % gegenüber 3.553 Fahrzeugen im Vorquartal. Ähnlich wie bei TESLA ist dies dem kleineren Crossover-SUV-Modell, dem ES6, zu verdanken. Bei der jährlichen Nutzer-Party von NIO Samstag stellte das Unternehmen auch offiziell sein drittes Modell vor - den EC6, ein Crossover-SUV-Coupé. Dieses Modell trägt durch die Schaffung von Skaleneffekten erheblich zur Kostensenkung bei. Als lokaler Hersteller geniesst NIO zudem das Wohlwollen Pekings ebenso wie die Begeisterung der Bevölkerung über ein mögliches eigenes chinesisches Spitzenprodukt.

Keine Frage: NIO ist ein riesiges Start-up mit hohem Potenzial solange es gelingt die Aktionäre zu halten. Nicht mehr, aber auch nicht weniger. Unsere Meinung: wer schon vor fünf Jahren an TESLA geglaubt hat, sollte den Mut aufbringen auch an NIO zu glauben. Für einen Erfolg sind alle Zutaten vorhanden. Nun gilt es den Rückenwind der gesellschaftlichen Strömung zu Gunsten einer nachhaltigen Mobilität auch geschickt zu nutzen. Wir trauen NIO dies zu und raten, wie auch bei TESLA seinerzeit, dabei zu sein. Nach den rasanten Rally der letzten Wochen würden wir wie folgt vorgehen: Ersteinstieg zum aktuellen Kurs, Nachkauf bei Korrektur zwischen 3.50 und 4.00 Dollar.

 

27.01.2020 - Jens Bernecker - jb@ntg24.de

 

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