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BÖRSE TO GO - 09. Juli 2019

Warmlaufen für die Berichtssaison

 

Guten Morgen,

in den kommenden Wochen wird es sehr wichtig, den Fokus auf die Fakten nicht zu verlieren. Denn mit dem anstehenden Beginn der Berichtssaison diese Woche entscheidet sich, wohin die Reise geht.

Anleger aller Kategorien haben noch eine Woche Zeit, sich vorzubereiten. Denn ab kommender Woche heizt sich der Kalender buchstäblich auf, da die Berichtsaison zu einem für den Markt interessanten Zeitpunkt beginnt. Eine nicht unberechtigte Sorge der letzten 6 bis 8 Wochen war bekanntlich die Frage, ob der US-Aktienmarkt ohne einen weiteren stetigen Strom von positiven Gewinnberichten auskommt. 

Immerhin sind bislang die Unternehmensgewinne recht robust ausgefallen und die vergangenen Quartalsergebnisse enthielten eine Reihe guter Nachrichten. Aber mit zahlreichen externen Risiken - einem Aufflammen des Atomstreits mit dem Iran, einem anhaltenden Handelskrieg, negativen Zinssätzen in Europa als Beispiele – erscheint es vielen Marktteilnehmern fraglich, ob das aktuelle Niveau ohne klare Signale seitens der Wirtschaft zu halten ist.

Stattdessen befinden sich die US-Indizes nach der besten ersten Jahreshälfte seit mehr als zwei Jahrzehnten auf oder nahe dem Allzeithoch. Kaum jemand hätte dies kurz vor dem letzten Weihnachtsfest für möglich gehalten. Können die Gewinne halten? Steht noch mehr auf dem Spiel? Auch mit einem relativ leichten Kalender in der nächsten Woche werden die ersten Gewinnberichte einen Hinweis liefern, wie es um die Aussichten bestellt ist. 

Ein Konsumgigant wird die Stärke dieses Sektors hervorheben und vielleicht prüfen, was Anleger bereit sind, für Qualität zu zahlen. Die Ergebnisse eines wichtigen Industrieanbieters werden eine Momentaufnahme der Nachfrage auf der Wirtschaftsseite sein, und eine große Fluggesellschaft sollte ein wenig von beidem bieten. Wie sieht es um die Bewertung der Techs aus? Eines ist sicher: Es werden sehr viele Fragen gestellt werden und die gefühlte Geräuschkulisse wird sehr laut. Das Feuerwerk startet nächste Woche noch nicht - Anleger sollten jedoch die Präambel genau beachten:

 

BASF als Menetekel?

 

Das Einkassieren der Gewinnprognose seitens BASF ist, zumindest was den DAX betrifft, kein gelungener Auftakt. Minus 30% sind schon ein ordentlicher Schluck, zeigt aber auch, dass die Strukturkrise im Autobau weite Kreis zieht. Die deutlich schwächer als erwartet ausgefallene globale Industrieproduktion belastet die Mengen- und Margenentwicklung, hieß es zur Erklärung und BASF verweist dabei insbesondere auf die besonders starken Wachstumseinbußen in der globalen Automobilindustrie. Ein Kursminus von 5% zeigt an, dass der Boden bei 57 Euro noch einmal getestet wird. Hält er nicht, sind auch 44 Euro, das Tief vom September 2011, als maximales Risiko denkbar. Wir erwarten jedoch nur ein kurzes Abtauchen auf 53 Euro und begeben uns in Lauerstellung.

 

 

Eine absolute Spezialität aus unserer Dispositionsliste hat bereits Zahlen vorgelegt. Der Schweizer Maschinenbauer Klingelnberg kann dabei für das zurückliegende Geschäftsjahr 2018/2019 die bisherigen Prognosen erfüllen. Zur Erinnerung: Klingelnberg ist Spezialist für Maschinen, mit denen Verzahnungslösungen hergestellt werden können, sprich Zahnräder etc. Im letzten Geschäftsjahr erreichte das Unternehmen einen Umsatzanstieg um 8,2% auf gut 278 Millionen Euro. Das EBIT (bereinigt um die Kosten für das IPO in 2018) legte um rund 36% auf 31,1 Millionen Euro zu. Netto verdiente man 19,2 Millionen Euro, ein stattliches Plus von 35%.

 

In der Warteschleife

 

Ob sich aus diesen positiven Zahlen allerdings ein entscheidender Impuls für die Aktie ergibt, bleibt abzuwarten. Nach dem durchaus erfolgreichen Börsengang im letzten Jahr hatte die Aktie im Herbst wie viele andere einen kräftigen Taucher machen müssen, sich davon allerdings bislang noch nicht wieder erholt. Das dürfte auch an der Nähe zu Kunden aus der Automobilindustrie liegen, da Klingelnberg neben Maschinen für Zahnrädern auch Getriebekomponenten herstellt. Insofern sehen wir hier noch keinen neuen Ansatz, um durch Nachkäufe die bisherigen Verluste abzubauen. Die derzeitige Bodenbildung im Bereich von 33-35 Franken lässt zumindest erwarten, dass es hier nicht weiter abwärts geht.

Ob es nach den Halbjahreszahlen von Shop Apotheke einen positiven Ausblick für die ebenfalls darniederliegende Aktie gibt, bleibt abzuwarten. Heute Morgen präsentierte die niederländische Online-Apotheke ein Umsatzplus im ersten Semester um 31,5% auf 338 Millionen Euro. Die Zahl der aktiven Kunden stieg nach Angaben des Unternehmens um 50% auf 4,2 Millionen. Große Hoffnungen setzt Shop Apotheke insbesondere in Deutschland auf die erwartete Einführung des elektronischen Rezepts. Bundestag und Bundesrat hatten das entsprechende Gesetz schon gebilligt, es fehlt noch die Ratifizierung.

 

09.07.2019 - Jens Bernecker - jb@ntg24.de

 


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Bewertungen, Kommentare und Fragen an den Redakteur

 

  • Jens Bernecker - 13.07.2019 20:32:09 Uhr

    Sie haben Recht, auch wir haben die Info das Blackrock günstige Kurse bei zyklischen nutzt, aber nur in sehr kleinen Schritten. Aber ich denke wir sollten auf jeden Fall noch die Ergebnisse der Berichtssaison abwarten.


  • Hinweis - 09.07.2019 23:05:38 Uhr

    Bei der Gelegenheit könnte die Formulierung "In 30 Jahren Börsenerfahrung …" in die Formulierung "in über 30 Jahren Börsenerfahrung..." geändert werden. Macht, denke ich, Sinn.

    Es bricht gerade die Zeit der Zykliker an. Nachdem im Soge von BASF die Aktien von Henkel und vor allem Covestro mit runtergezogen wurden, sah es gegen Börsenschluss schon nicht mehr so schlecht aus. Gegen Abend kaufen vor allem amerikanische Investoren DAX Papiere. Nach meinen Quellen kauft aktuell Blackrock vor allem zyklische Dax-Titel. Können Sie das bestätigen?


  • Eugen Forster - 09.07.2019 16:24:30 Uhr


  • Jens Bernecker - 09.07.2019 16:10:54 Uhr

    Richtig, ich meinte natürlich 1987.

    Was an der Berichtssaison wichtig ist, sind in der Tat nicht die Zahlen der Vergangenheit, sondern vielmehr was zwischen den Zeilen zum Ausblick gesagt bzw. angedeutet wird. Daran messen sich dann die Gewinnschätzungen und die Börse wird wieder bemüht sein, die Zukunft richtig einzupreisen, so wie es seit Dezember ebenfalls mit Erfolg getan hat.


  • Hinweis - 09.07.2019 13:10:40 Uhr

    Unter dem Foto von Jens Bernecker heißt es \"Im Börsencrash von 1989 hat Jens Bernecker das Geld verloren …\"

    Welcher Börsencrash von 1989? Hab\' ich was nicht mitbekommen? Vermutlich wird 1987 gemeint sein.

    In der Berichtssaison bekommen wir jetzt erst die wirtschaftlichen Realitäten präsentiert, die die Börse mit dem Dezembertief bereits sechs bis neun Monate vorweggenommen hatte. Dieser zeitliche Unterschied ist geradezu typisch und daher nichts aufregendes.


 

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