
Schwache Zahlen bei Mercedes-Benz, BMW enttäuscht in China, auch Volkswagen hat zu kämpfen und bei Daimler Truck läuft es nicht viel besser
Die deutsche Autobranche findet keinen Weg aus der Krise
Am heutigen Donnerstag laden Bundeskanzler Friedrich Merz und Vizekanzler Lars Klingbeil zum Autogipfel ein, und der Zeitpunkt könnte passender kaum sein. Während die Börsen am Mittwoch mal wieder manchen neuen Rekord erreichen konnten, litten die hiesigen Autobauer unter schwachen Absatzzahlen und rasant fallenden Aktienkursen. Allerdings zweifeln viele Beobachter, ob der Autogipfel die nötigen Impulse liefern wird.
Das wahrscheinlich größte Thema dürfte sein, ob das Verbrenner-Aus in Europa zu 2035 weiterhin Bestand haben wird. Die Stimmen nach einem Abschied davon wurden zuletzt lauter. Doch selbst wenn sich Deutschland dafür stark machen würde und dies auf EU-Ebene durchsetzen könnte, so würde man damit nicht das Problem lösen, dass die deutschen Hersteller gerade in China bei Elektroautos immer weiter abgehängt werden. Genau mit diesem Problem hatte zuletzt unter anderem Mercedes-Benz (DE0007100000) zu kämpfen.
Zwischen Januar und August verkauften die Schwaben in China laut „Handelsblatt“ 58 Prozent weniger Elektroautos, während der Gesamtmarkt dort um 60 Prozent zulegen konnte. Der chinesische Markt brachte den Herstellern einst traumhafte Wachstumsraten, entwickelt sich jedoch immer mehr zum Sorgenkind. Ein Abschied vom Verbrenner-Aus würde daran exakt nichts ändern. Mancher Beobachter spekuliert daher auch schon, dass die deutschen Autobauer schlicht auf der Jagd nach Subventionen sind.
Auch BMW rutscht in die Krise
Vergleichsweise gut konnte sich eine ganze Weile lang BMW (DE0005190003) schlagen. Doch auch dort rutschten die Absatzzahlen zuletzt in unangenehme Regionen und kürzlich musste das Unternehmen eine Gewinnwarnung für das laufende Jahr veröffentlichen. An der Börse wurde dies am Mittwoch mit einem Kursrutsch um 8,3 Prozent auf 80,26 Euro quittiert. Die Probleme in China ließen sich durch bessere Entwicklungen in Nordamerika nicht übertünchen.
BMW will dem vor allem mit neuen Modellen begegnen. Viel Aufmerksamkeit erzeugte der Konzern mit der „Neuen Klasse“, die langsam aus den Startlöchern kommt. Experten haben aber so ihre Zweifel an einem großen Durchbruch. Zwar gelingen BMW zweifellos einige bedeutende Fortschritte. Die Fahrzeuge sind aber noch immer vergleichsweise teuer, gerade im Vergleich mit der chinesischen Konkurrenz. In einem noch immer angeschlagenen Konsumumfeld könnte sich dies als handfester Nachteil erweisen.
Volkswagen muss pausieren
Bei Volkswagen (DE0007664039) gehen die Absatzprobleme bereits so weit, dass die Produktion in einzelnen Werken schon vorübergehend unterbrochen werden musste. Es fehlt an Abnehmern, was die Branche gerne mit einem schwachen Marktumfeld begründet. Dem entgegen steht allerdings, dass die Absatzzahlen insgesamt wieder zulegen konnten. Im August legten die Absatzzahlen in China im Zwei-Jahres-Vergleich um über zehn Prozent zu. Der E-Auto-Absatz steigerte sich sogar um 60 Prozent.
Auch in den USA und in Europa wurden zuletzt wieder mehr Autos verkauft. Dass Volkswagen und Co. dennoch mit teils herben Rückgängen zu kämpfen haben, mündet letztlich in sinkende Marktanteile. Das spricht dafür, dass wir es mehr mit einer Hersteller- und weniger mit einer reinen Absatzkrise zu tun haben. Deutsche Autos sind international offenbar weniger gefragt, zumindest suggeriert dies die Datenlage.
Absatzkrise auch bei Daimler Truck?
Das Ganze scheint sich nicht allein auf die Autobauer zu beschränken. Auch bei Daimler Truck (DE000DTR0CK8) gab es zuletzt sinkende Umsätze zu sehen. Im dritten Quartal ging es in Nordamerika um 15 Prozent abwärts. Nur noch rund 98.000 Fahrzeuge fanden einen Abnehmer. In Asien waren die Rückgänge geringer, aber dennoch vorhanden. Wachstumssignale hingegen konnte das Unternehmen nicht vorlegen.
Der Aktienkurs reagierte entsprechend und ließ am Mittwoch um 1,7 Prozent bis auf 34,71 Euro nach. Damit setzt sich ein Abwärtstrend fort, der sich schon seit Ende Juli beobachten lässt und in diesem Zeitraum über 20 Prozent an Börsenwert vernichtete. Ebenso wie bei den Autobauern ist es der internationale Markt, der den Anteilseignern Sorge bereitet und weniger die Frage um Technologieoffenheit oder dergleichen in Europa.
Krisenmodus
Was auch immer heute beschlossen oder nicht beschlossen werden mag: schon jetzt ist absehbar, dass es den hiesigen Autobauern nicht bei ihren fundamentalen Problemen weiterhelfen wird. Während in Europa über das Verbrenner-Aus lamentiert wird, ist es schon fast ironisch, dass gerade Rückstände bei der Elektromobilität den hiesigen Herstellern massive Probleme in wichtigen internationalen Märkten bereitet. Die größte Hoffnung scheinen noch Zugeständnisse aus der Politik zu sein. Solche würden die Lage zwar etwas entspannen, aller Voraussicht nach aber wenig an den Absatzproblemen in Fernost ändern.
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09.10.2025 - Andreas Göttling-Daxenbichler
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