Renault und Nissan wollen wohl wieder enger zusammenwachsen, Stellantis und Mercedes-Benz hingegen denken offenbar über das Ende eines gemeinsamen Projekts nach
Nicht jede Kooperation ist auch von Erfolg gekrönt
Der Automobilsektor hängt weiterhin in der Krise fest, und das mehr oder weniger weltweit. Auch wenn es mancherorts etwas besser laufen mag als im konsumschwachen Europa oder dem von Preiskämpfen gezeichneten chinesischen Markt, so ist Zuversicht dennoch eher selten anzutreffen. Um besser durch schwierige Zeiten zu gelangen, setzen zahlreiche Hersteller auch auf Kooperationen.
Im Fall von Renault (FR0000131906) und Nissan reicht die Partnerschaft schon sehr weit in die Vergangenheit zurück. Bereits im Jahr 1999 tat man sich bei Technik und Einkauf zusammen. Seit 2023 befand sich der europäische Partner eigentlich schon auf dem Rückzug. Ein Bericht der „Financial Times“ legt allerdings nahe, dass es wieder zur Kehrtwende kommen könnte. Demzufolge steht die Partnerschaft wohl wieder vor einer Ausweitung.
Reduziert hatte Renault seine Anteile an Nissan bereits von einst 43 auf heute noch knapp 36 Prozent. Die Stimmrechte sind auf 15 Prozent beschränkt; einen ebenso großen Anteil an Stimmrechten hält Nissan an Renault. Ob und wie diese Anteile nun neu verteilt werden können, steht noch in den Sternen. Eine offizielle Ankündigung für eine erweiterte Kooperation liegt bisher nicht vor.
Nissan als Gamechanger?
Nissan (JP3672400003) hat Renault viel zu verdanken und wäre ohne die Hilfe der Franzosen mit einiger Wahrscheinlichkeit längst in die Insolvenz gerutscht. Jetzt scheint sich der Partner aber Insidern zufolge große Hoffnungen mit Blick auf eine erweiterte Partnerschaft zu machen. Der japanische Autobauer soll in erster Linie seine Reichweite nutzen, um Renault den starken US-Markt besser zu öffnen.
Renault ist dort bisher kaum vertreten. Das machte den Konzern bisher zwar weniger anfällig gegenüber US-Zöllen. Gleichwohl bieten die USA noch mit das größte Wachstumspotenzial und in Europa ist aufgrund der Zurückhaltung der Verbraucher aktuell nicht viel zu holen. Nissan befindet sich derweil wieder einmal im Krisenmodus und nimmt vor allem Sparmaßnahmen vor. Gegen eine hypothetische Finanzspritze im Austausch für etwas Schützenhilfe hätte man in Yokohama also wohl kaum etwas einzuwenden.
Zieht Stellantis den Stecker?
Bisher handelt es sich lediglich um Gerüchte. Das gilt auch für eine Angelegenheit um eine geplante Batteriefabrik von Automotive Cells Company (ACC) in Italien. Daran ist unter anderem Stellantis (NL00150001Q9) beteiligt. Europäische Batteriefabriken versprachen in der Vergangenheit noch mehr Unabhängigkeit von asiatischen Zulieferern. Sie stehen aber mehr und mehr auf dem Prüfstand. Einen Rückzieher machte bereits Northvolt, und nun könnten andere diesem Beispiel folgen.
Wie das „Handelsblatt“ berichtet, könnte das Vorhaben von ACC wohl vor dem Aus stehen. Eine endgültige Entscheidung wurde offenbar noch nicht gefällt. Den Berichten zufolge soll genau das aber spätestens Anfang des kommenden Jahres, vielleicht auch noch vor dem Jahreswechsel geschehen. Ein Rückzieher würde zum derzeitigen Sentiment passen, denn Elektroautos sind zuletzt sehr viel weniger rasant gewachsen, als die Hersteller es ursprünglich erwartet hatten.
Auch Mercedes-Benz scheint vorsichtiger zu werden
Neben Stellantis sind an ACC auch TotalEnergies und Mercedes-Benz (DE0007100000) beteiligt. Wie die einzelnen Partner zu den mutmaßlichen Plänen stehen mögen, ist nicht überliefert. Allerdings tut sich auch Mercedes mit Verkäufen von Elektroautos sichtlich schwer. Da erscheint es zumindest vorstellbar, dass im Management die Frage gestellt wird, inwieweit die angedachten Kapazitäten für die Batteriefertigung überhaupt benötigt werden.
Abseits solcher Überlegungen sollen aber wohl auch technische, strategische und finanzielle Schwierigkeiten bei den derzeitigen Gedankenspielen eine Rolle spielen. Wie die Anleger auf all das reagieren mögen, bleibt noch abzuwarten. Am Freitag standen zuletzt nahezu alle Aktien aus dem Sektor unter Druck, was jedoch vor allem dem allgemeinen Marktsentiment zuzuschreiben war. Partnerschaften und strategische Rückzüge können zwar noch nicht als Garant für bessere Zeiten angesehen werden. Es könnte aber ausreichen, um auf Anlegerseite wieder etwas mehr Zuversicht zu wecken.
Nicht allein
Zusammenarbeit wird im Segment auch in Zukunft zum guten Ton gehören. Die Autohersteller sichern sich damit Synergieeffekte, was bei hilft, die Kosten möglichst gering zu halten. Schließlich ist die Entwicklung von neuen Plattformen keine einfache Angelegenheiten und notwendige Zukunftsinvestitionen sind umso einfacher zu schultern, je mehr sich daran beteiligen. Vor allem in schwierigen Zeiten steigt daher das Interesse an Partnerschaften eher. Ob da schon von einer Konsolidierung geredet werden kann, bleibt jedem selbst überlassen. Klar ist aber, dass nicht jedes gemeinsame Vorhaben auch zum Erfolg führt und deshalb auch nicht automatisch Euphorie bei entsprechenden Neuigkeiten ausbricht.
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17.11.2025 - Andreas Göttling-Daxenbichler

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