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Mercedes-Benz: HALTEN – Ergebnisrisiken des Ukraine-Kriegs in der Aktienbewertung zunächst ausreichend reflektiert

Ukraine-Krieg bewirkt klaren Rückschlag in den 2022er Perspektiven

NTG24 - Mercedes-Benz: HALTEN – Ergebnisrisiken des Ukraine-Kriegs in der Aktienbewertung zunächst ausreichend reflektiert

 

Kaum geringer als der DAX verzeichnet bereits seit dem 17.02. im Vorfeld des sich anbahnenden und schließlich am 24.01. erfolgten russischen Truppeneinmarschs in die Ukraine auch die Aktie der MERCEDES-BENZ GROUP eine steile Korrektur, die die Aktie von ihrem Hoch bei 77,90 EUR bis zum Tief am 07.03. um gewaltige 30 % auf nur noch 54,67 EUR abstürzen ließ. Seither setzte in der Aktie zwar eine zögerliche Stabilisierung ein, von einem erkennbaren Ausbruch aus ihrer Kurzfristkorrektur ist sie jedoch selbst auch heute noch (aktuell + 2,4 % auf 60,72 EUR) weiterhin um ca. 3 % entfernt.

Hintergrund der jüngsten stark negativen Kursreaktion der Aktie der MERCEDES-BENZ GROUP (DE0007100000) auf den russische Militärinvasion in die Ukraine war dabei ohne Zweifel nicht etwa eine im Gesamtkonzernvergleich potenziell direkte Involvierung von Mercedes sowohl in der lokalen Fahrzeugendfertigung wie auch deren Absatz in der Ukraine oder Russland gewesen.

Denn allein in Russland (zur Ukraine liegen entsprechende Zahlen aktuell nicht vor) setzte Mercedes, sei es über ihr seit 2019 in Betrieb befindliches russisches Werk nahe Moskau oder auch im Direktexport aus Deutschland heraus (vornehmlich aus ihrem Hauptwerk in Sindelfingen bei Stuttgart) zuvor von 2019 – 2021 sehr stabil gerade einmal nur 39.000 – 43.000 PKWs und Vans ab, was jedoch im gleichen Zeitraum durchschnittlich lediglich rd. 1,8 % des konzernweiten Gesamtabsatzes entsprach und damit in Russland in den letzten Jahren auch ungefähr auf einer Linie mit ihrem Luxusfahrzeug-Hauptkonkurrenten der BMW GROUP (DE0005190003) lag.

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Werbebanner EMH PM TradeDer von Mercedes sowie BMW am 02.03. ähnlich wie auch von vielen Automobilbauern aus anderen G 20-Mitgliedstaaten (z.B. durch die in Russland sogar noch prominenter vertretenen Markenhersteller VOLKSWAGEN (DE0007664039) oder TOYOTA (JP3633400001)) schon allein in Solidarisierung mit entsprechenden staatlichen Wirtschaftssanktionen ausgerufene Produktionsstopp in Russland wie aber auch Export-Lieferstopp dorthin wird somit das Konzernergebnis von Mercedes-Benz künftig fraglos kaum entscheidend beeinflussen, auch wenn das seit 2017 mit Kosten von 250 Mio. EUR errichtete und 1.000 Mitarbeiter umfassende russische Werk nun erst einmal komplett stillsteht.

 

Russland und Ukraine als essenzielle Metallprodukt-Zulieferer für den Automobilbau

 

Vielmehr und weit folgenschwerer sind die jüngsten Abstürze nahezu aller international führenden Automobil-Aktien jedoch nun zweifellos auf die (schon allein neben Corona) nun noch weitere elementare kriegsbedingte Schädigungen der ZULIEFERKETTEN aus Russland und der Ukraine heraus zurückzuführen, die vor allem die dort absolut marktführendsten Hersteller aus den G20-Ländern, nämlich zum einen RENAULT (FR0000131906) mit ihrem weit dominierenden PKW-Produktionsanteil innerhalb Russlands von nicht weniger als 40 %, wie auch die dahinter mit einem Russland-Fahrzeugmarktanteil von 27 % (incl. KIA) rangierende südkoreanische HYUNDAI GROUP (USY384721251) neben der Sorge um die Gesundheit ihrer Mitarbeiter ebenfalls als den entscheidenden Grund dafür zitierten, auch ihre lokalen Produktionen in Russland und der Ukraine nun zumindest vorübergehend stillzulegen (den Export dorthin bislang aber offiziell nicht betreffend, was angesichts des ökonomischen Stellenwerts Russlands gerade für diese beiden Konzerne jedoch auch durchaus nachvollziehbar ist).

Die nun auch noch empfindlichen Störungen der Lieferketten für den Automobilbau, die unmittelbar aus dem Kriegsausbruch in der Ukraine resultieren, liegen dabei für alle Autokonzerne gleichermaßen grundsätzlich in 3 denkbaren Bereichen, und zwar erstens der Lieferung von PALLADIUM als dem wichtigsten Rohstoff zur Herstellung von Katalysatoren (hierin besitzt Russland vor allem über NORILSK NICKEL (US55315J1025) einen Weltmarktanteil von rd. 40 %), zweitens der Bereitstellung von elementar notwendigem NICKEL/NICKELOXID zur Herstellung und Zulieferung klassischer Lithium Ionen-Fahrzeugbatterien (auch in diesem Metall ist NORILSK NICKEL mit rd. 19 % Anteil der Weltmarktführer) und drittens ebenso benötigtem Nickel wie auch Kupfer zur Herstellung von Kabelbäumen.

Anders als im Falle z.B. von VW oder BMW, die als das aktuell brennendste Problem des Ukraine-Kriegs auch schon gerade die sofort eingetretenen Lieferstörungen von Kabelbäumen (historisch schon immer mit besonders starker Involvierung der Ukraine) benannten, hat Mercedes-Benz die Art und den Umfang ihrer aktuellen Zulieferungsunterbrechung aus den Kriegsgebieten heraus bislang zwar noch nicht konkretisiert, aber nichtsdestotrotz in diesem Zusammenhang am 08.03. ebenfalls die wegen der offenbar bereits direkten Ausstrahlung auf ihre deutsche Fahrzeugproduktionsleistung nun sofort entstehende Notwendigkeit einer Schichtenplanungsanpassung in ihrem Hauptwerk in Sindelfingen bekanntgegeben (rd. 35.000 Mitarbeiter; siehe hierzu auch unseren zurückliegenden Bericht).

 

Jahrelange Kapazitäts- und Produktionsoffensive in Sindelfingen für 2022 ein Bumerang?

 

Da aber gerade dieses Mercedes-Hauptwerk in Sindelfingen jedoch konzernweit nach dort in den letzten Jahren am stärksten forcierten Kapazitätsausweitungen in den letzten Quartalen immer mehr die unbestritten führendste Position nicht nur in der Produktion ihrer margenstärksten Luxusserien S-Klasse, AMG und Maybach, sondern auch zudem in der generalstabsmäßigen Vorantreibung der allgemein hoch ambitionierten Elektrofahrzeug-Offensive von Mercedes-Benz eingenommen hat (Flaggschiffserien EQA/Kompaktklasse und EQS/Großklasse; Mercedes-Benz Ende 2021 bereits zum 9.-größten reinen Plug In-Elektrofahrzeugproduzenten der Welt mit einem Marktanteil von rd. 4,2 % direkt hinter BMW und der Renault-Nissan-Mitsubishi-Allianz aufgestiegen) gehen wir auch angesichts der bislang fehlenden Konkretisierung ihrer exakten Lieferkettenproblematik infolge des Ukraine-Kriegs jedoch prinzipiell davon aus, dass diese möglicherweise ebenso auch o.g. weitere technische Zulieferbereiche tangieren könnte (nicht anders als in diesem Fall aber wohl auch für ihre deutschen Hauptkonkurrenten BMW und VW).

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Entgegen dem nach Vorlage des sehr überzeugenden 2021er Jahresergebnisses am 24.02. - also just dem Tag des Kriegsbeginns in der Ukraine - nach der Erzielung einer Umsatzsteigerung um + 9 %, eines aus dem laufenden operativen Geschäft mehr als verdoppelten EBIT- sowie fast verdreifachten Nettogewinns in 2021 weiter recht positiven Ausblick von CEO Ola Källenius auf das laufende Jahr 2022 („voraussichtlich leichte Umsatzsteigerung, verbunden mit operativem EBIT-Gewinn des laufenden Geschäfts auf Vorjahresniveau) dürfte der Kriegsausbruch in der Ukraine den Mercedes-Benz-Konzern in seinen ursprünglichen Produktions- und Absatzperspektiven für 2022 unseres Erachtens jedoch nun wieder zurückwerfen.

Denn auch zumindest die von Källenius für 2022 vorsichtig erwartete Entspannung im Bereich der Halbleiter-Zulieferungen (in Einklang auch mit vergangenen Statements z.B. von INFINEON (DE0006231004) oder ST MICROELECTRONICS (NL0000226223) stehend) dürfte nun doch spürbar durch die weiteren Zulieferungsstörungen aus Russland und der Ukraine neutralisiert werden, was Mercedes bislang fraglos nicht auf seiner Rechnung hatte.

 

Ukraine-Risiken vorerst vollauf korrekt bewertet, Aktie bleibt haltenswert

 

Der aktuelle Analystenkonsens, der Mercedes-Benz bislang für 2022 das Potenzial einer Nettogewinnsteigerung um ca. + 5 % unterstellt hat, könnte sich künftig daher sehr schnell als Makulatur erweisen, zumal auch der führende deutsche Automobilbranchenverband VDA derzeit die Auffassung vertritt, dass die unverzichtbar wichtigen und nur mühsam ad hoc ersetzbaren, vor allem metallischen Zulieferungsleistungen aus der Ukraine und Russland heraus an die deutsche Automobilindustrie (aktuell branchenweit 49 Zulieferstandorte in Russland und der Ukraine) nun noch längerfristig gestört, wenn nicht gar völlig unterbrochen bleiben dürften.

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Werbebanner ISIN-WatchlistDiese nicht von der Hand zu weisenden, gravierenden Unwägbarkeiten für die tatsächlichen Umsatz- und Gewinnperspektiven von Mercedes-Benz in 2022 halten wir in der durch die jüngste Korrektur optisch bereits stark verminderten Aktienbewertung (KGV 2022e: ca. 5,5; Dividendenrendite 2022e: ca. 7,3 %) zunächst jedoch für ausreichend reflektiert.

Wir stufen den Titel daher derzeit insgesamt als HALTENSWERT ein, eine weitere Unterschreitung der aktuell wichtigsten Horizontal-Unterstützung bei rd. 53 EUR würde jedoch ein sofortiges neues Verkaufssignal in der Aktie von Mercedes-Benz darstellen.

 

Chart: MERCEDES-BENZ

 

Mercedes-Benz auf TradingView

 

11.03.2022 - Matthias Reiner

Unterschrift - Matthias Reiner

 

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