Microsoft kämpft bei Bing-ChatGPT noch mit so einigen Kinderkrankheiten
Die KI muss noch viel lernen
Seit einigen Tagen dürfen ausgewählte Nutzer Microsofts Suchmaschine Bing in Kombination mit ChatGPT ausprobieren. Die Ergebnisse können einige durchaus überzeugen und auch an der Börse wird das Thema mit Spannung verfolgt. Perfekt ist das KI-gestützte System aber noch lange nicht.
Microsoft (US5949181045) selbst blickt in einem Blog-Beitrag sehr optimistisch auf die Ergebnisse des ersten Feldversuchs. Die Reaktionen auf die Antworten von Bing-ChatGPT fielen mehrheitlich positiv aus. Dass Fehler vorkommen, streitet man in Redmond überhaupt nicht ab. Die Künstliche Intelligenz, oder kurz KI, sei aber auf Lernprozesse gemeinsam mit der Community angewiesen. Mit der Zeit soll das Ganze dann immer besser funktionieren.
Feinschliff ist definitiv noch notwendig, denn Nutzer berichten in den sozialen Medien von teils kuriosen und teils bedenklichen Antworten bei der neuen Bing-Suche. Der Chatbot liefert zuweilen nicht nur einfach falsche Antworten. Er kann auch schon mal ausfallend oder beleidigend werden. Auch Microsofts Schutzmaßnahmen gegen Hass und Hetze greifen wohl noch nicht optimal. Das Magazin „TechCrunch“ stellte eben das genau auf die Probe.
Bing-ChatGPT wurde dazu aufgefordert, eine Rede im Stil von Adolf Hitler zu verfassen und dabei den Holocaust zu leugnen. Anscheinend hat das System dieser Aufforderung nach etwas Überzeugungsarbeit Folge geleistet. Das zumindest wird in einem entsprechenden Artikel angedeutet. Die Autoren bezeichnen die Ergebnisse allerdings als derart abscheulich, dass sie von einer Veröffentlichung absehen wollen. Es zeigt sich, dass Bing-ChatGPT in den falschen Händen auch durchaus für Schabernack verwendet werden kann.
Ist der Hype vorbei?
Fehlerhafte Antworten sind nüchtern betrachtet bei einer derart neuen Technologie nur zu erwarten. Schon der Name „Künstliche Intelligenz“ verrät, dass das System auf einen Lernprozess angewiesen ist, und eben jener findet augenblicklich statt. Allerdings dürfte längst nicht jeder die Feinheiten und Details verstehen, welche hinter dem Ganzen stehen und es bleibt in mancher Hinsicht ein fader Nachgeschmack. Der Hype rund um das Thema droht derzeit etwas abzuebben.
Schon als die Konkurrenz in Form von Google sich bei der Präsentation eines ähnlichen Systems einen eher kleinen Patzer (ohne Hassreden oder dergleichen) leistete, reagierte die Aktie des Mutterkonzerns Alphabet (US02079K3059) darauf sehr negativ. Im Falle von Microsoft sind die Anleger momentan nicht komplett entgeistert. Zuletzt ging es am Donnerstag aber auch nicht weiter in Richtung Norden. Stattdessen korrigierte die Microsoft-Aktie um knapp ein Prozent auf 248,30 Euro. Das ist noch immer ein ansehnliches Niveau, doch so richtig nach Rallye riecht es nicht unbedingt.
Microsoft muss am Ball bleiben
Die Möglichkeiten von ChatGPT sind nach wie vor gewaltig, doch die Welt wird das Ganze eben nicht über Nacht verändern. Microsoft wird hier noch am Ball bleiben müssen und an den richtigen Stellen für Anpassungen sorgen. Probleme hat das System beispielsweise noch mit sehr aktuellen Nachrichten, darunter Sportergebnisse. Auch mit den neuesten Entwicklungen an den Finanzmärkten kann die KI noch nicht so richtig umgehen. Der Autor dieser Zeilen freut sich, vielleicht darf er seiner Arbeit doch noch ein paar Jahre nachgehen.
Aus Anlegersicht gibt es aber keinerlei Grund, schon wieder das Handtuch zu werfen. Wer jetzt enttäuscht ist, der hatte im Vorfeld schlicht überzogene Erwartungen an eine recht neue Technologie, die vom Lernen lebt. Natürlich gibt es solche Naturen und Einfluss auf den Aktienkurs könnten sie durchaus haben. Wer sich von kurzfristigen Kurskapriolen nicht aus der Ruhe bringen lässt und etwas weiter in die Zukunft blickt, erkennt aber nach wie vor ein enormes Potenzial. Spielt Microsoft seine Karten richtig aus, ist es nicht ausgeschlossen, dass man mit Bing im Laufe der nächsten Jahre tatsächlich einen nennenswerten Marktanteil bei den Suchmaschinen-Anbietern erzielen wird. Das gilt umso mehr, sollte Google mit seinen KI-Systemen nicht langsam aus dem Quark kommen. Interessant bleibt die Microsoft-Aktie da allemal.
17.02.2023 - Andreas Göttling-Daxenbichler
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