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Munich Re trotzt allen Stürmen

Munich Re: Großschäden durch Kapitalanlageerträge überkompensiert

NTG24 - Munich Re trotzt allen Stürmen

 

Ein sehr erfreuliches Ergebnis zum abgelaufenen 3. Quartal präsentierte am 07.11. der weltgrößte Rückversicherer MUNICH RE (DE0008430026). Nachdem bereits am 18.10. – schon damals die Analystenschätzungen übertreffende - vorläufige Quartalszahlen publiziert wurden, fielen die finalen Daten sogar noch besser aus als 3 Wochen zuvor in den Raum gestellt. Insbesondere der am 07.11. von der ehemaligen Münchener Rück vorläufig mit 850 Mio. Euro bezifferte Nettogewinn erreichte letztlich sogar einen abschließenden Wert von 865 Mio. €. Dies bedeutete einen Zuwachs von 79 % gegenüber dem entsprechenden Vorjahreszeitraum. Die Details zu diesem überzeugenden Quartalsbericht und wie hierauf die weiteren Aktienaussichten nun einzustufen sind, legen wir nachstehend dar.

 

Chart:  MUNICH RE gegen DAX 30 – Kursindex (jeweils ohne Dividenden)

 

Chart: MUNICH RE gegen DAX

 

Rückversicherung und Kapitalanlagen bügeln Großschäden und schwaches ERGO-Geschäft aus

 

Die Zahlen des 3. Quartals 2019 wie auch die auf 9 Monats-Basis übertrafen die Analystenschätzungen wie auch die vorherigen konzerneigenen Prognosen deutlich. Bereits im Kernsegment des Rückversicherungsgeschäfts, welches aktuell rd. 65 % der Prämieneinnahmen des Konzerns ausmacht, konnte das Bruttobeitragsvolumen im abgelaufenen Quartal um stolze 12 % auf rd. 9,5 Mrd. Euro gesteigert werden. Auf 9 Monats-Basis ergibt sich bislang dagegen „nur“ eine Steigerung der Rückversicherungs-Beitragseinnahmen um 8 %, d. h. die diese Kernaktivität von Munich Re legte im 3. Quartal sogar weiter an Dynamik zu und signalisiert damit auch im weltweiten Vergleich aktuell eine glänzende Verfassung dieser Geschäftsdomäne. Noch weit beeindruckender ist jedoch, dass bei o. g. 12 %-iger Prämieneinnahmensteigerung der Reingewinn der Rückversicherungssparte gleich um 141 % hochschoss, wozu die exzellenten Geschäftsverläufe in den 2 Subdivisionen Leben / Gesundheit und Schaden / Unfall gleichermaßen stark beitrugen. Abgesehen von dem nachfrage- und margenseitig weltweit zunehmend günstigen Geschäftsumfeld gerade für leistungsstärkste Rückversicherungskompetenzen (wovon auch HANNOVER RÜCK / ISIN: DE0008402215 aktuell in kaum geringerem Maße profitiert) lieferten sowohl eine erfolgreiche, renditesteigernde Neustrukturierung der Vertragsportfolios wie aber auch geschäftlich problemlos durchführbare Auflösungen von Vorjahresrückstellungen weitere erhebliche Gewinnbeiträge. Durch diese überaus positiven Geschäftsentwicklungen im Munich Re – Kernmetier konnte sogar im 3. Quartal eine 64 %-ige (bzw. auf 9 Monats-Basis 31 % betragende) Ausweitung rückversicherter Großschäden mühelos wettgemacht werden. Diese Großschäden bestanden im 3. Quartal im Wesentlichen in Naturkatastrophen, wie vor allem dem Hurrikan Dorian (Bahamas) wie auch Taifun Faxai (Japan). Hierdurch stieg die Schaden-Kosten-Quote vorübergehend auf unerfreulich hohe 104,7 % an, was im Gesamtjahr aufgrund wesentlich günstigeren Schadensverlaufs im 1. Halbjahr auf Gesamtjahresbasis in 2019 jedoch wohl wieder auf den auch langfristig angepeilten Wert von rd. 98 % zurückgeführt werden dürfte. Auch dies ist um so bemerkenswerter, als der Vorstand bereits jetzt die Entstehung einer weiteren erheblichen Großschadensbelastung im 4. Quartal durch den jüngsten Taifun Hagibis (ebenfalls Japan) ankündigte.

Dem gegenüber fällt das Erstversicherungs-Geschäft der Tochter ERGO (Prämienaufkommens-Anteil rd. 35 %) leider weiterhin stark ab. Mit einem Rückgang von - 0,5 % im 3. Quartal verharrten die Prämienennahmen quasi auf dem Vorjahresniveau, was letztlich sogar im 3. Quartal in einen Gewinneinbruch um 31 % bei ERGO mündete. Die im letzten Jahr eingeleiteten, ergebnissteigernden Restrukturierungsaktivitäten bei ERGO verlieren aktuell also offenbar wieder zunehmend an Durchschlagskraft, was auch dadurch signalisiert wird, dass selbst der weitere Rückgang der versicherungstechnischen Schadens-Kosten-Quote von ERGO (von 94 % auf 92 %) diesen herben Gewinneinbruch nicht abwenden konnte. Das Grundproblem von ERGO liegt also weiterhin unübersehbar im Basisgeschäft der (offenbar viel zu wachstums- und margenschwachen) Versicherungsneuabschlüsse, was den zuletzt von Analysten wie Aktionären vielfach geforderten Verkauf des ERGO-Erstversicherungsgeschäfts als zunehmend gerechtfertigt erscheinen lässt. Dem hat der Vorstand - auch zu unserem Unverständnis - bislang jedoch eine rigorose Absage erteilt.

 

Exzellentes Kapitalanlageergebnis

 

Wie oben schon angedeutet, war natürlich auch das glänzende Kapitalanlageergebnis der Munich Re- Gruppe im 3. Quartal entgegen den Gewinnbelastungsfaktoren von Großschäden und ERGO ein hervorragender Ergebnistreiber. Dieses konnte im 3. Quartal um satte 63 % auf rd. 2,1 Mrd. Euro gesteigert werden, was ebenfalls ein wesentlich stärkerer Zuwachs ist, als auf gesamter 9 Monats-Basis (+ 19 %). Garant für den wachsenden Kapitalanlageerfolg sind bei Munich Re vor allem deren zunehmend ausgebaute, exzellente Expertise in der Steuerung ihrer Zins- und Währungspositionen (getragen hauptsächlich von ihrer Asset Management-Tochter MEAG), die sich dennoch auch weiterhin sehr konservativ zu rd. 94 % auf das Anleihensegment und nur zu 6 % auf das  risikoreichere Aktiensegment beziehen. Mit diesem Kapitalanlageergebnis konnte die Anlagerendite im 3. Quartal weiter von 3,2 auf 3,4 % gesteigert werden, was damit erneut den auch hier von Munich Re langfristig konservativ gesetzten Rendite-Zielwert von + 3 % p.a. übertraf.

 

Prognoseanhebung des Konzerns für das Gesamtjahr 2019

 

Nachdem schon mit Abschluss des hervorragenden 3. Quartals die wesentlichen bisherigen Konzernziele für das Gesamtjahr 2019 hinsichtlich Beitragseinnahmen und Nettogewinn bereits jetzt nahezu völlig erreicht wurden, hebt der Vorstand seine Ergebnisziele für 2019 nun folgerichtig an. Insbesondere hinsichtlich eines weiter ungebrochenen Beitragsaufkommens im 4. Quartal ist man hier offenbar besonders optimistisch. Denn dieses soll in 2019 auf immerhin über 49 Mrd. Euro gesteigert werden, nachdem dieses per Ende September erst 39 Mrd. Euro erreicht hatte. Die Vorgabe für den Gesamtjahres-Nettogewinn lautet hingegen konservativ nur auf „> 2,5 Mrd. Euro“, obwohl dieser per Ende September nun bereits 2,49 Mrd. Euro erreicht hat. Die Hintergründe für diese Zurückhaltung der Konzernleitung in ihren Gewinnprognosen liegen dabei nachvollziehbar mit Sicherheit in der Unabsehbarkeit der kommenden Quartalsentwicklung in ihren aktuellen wesentlichen 3 Risikofeldern Großschäden (Hurrikan Hagibis), Entwicklung der Anleihenmärkte und Geschäftsverlauf ERGO begründet.

 

Generelle Bewertung der volatilen Ergebnisfaktoren „Großschäden“ und „Kapitalanlagen“

 

Die generell größten Ergebnisschwankungen des Munich Re-Konzerns werden langfristig fraglos auch weiterhin vor allem von den Bereichen der meist klimatisch bedingten Großschäden wie auch der Entwicklung der Kapitalanlageergebnisse ausgehen.

Im 3. Quartal lag diese Großschadensbelastung aufgrund o. g. 2 Wirbelstürme bei historisch deutlich überdurchschnittlichen 18,4 % der gesamten Beitragsnettoeinnahmen. Allerdings erwartet der Konzern hier künftig nun wieder ein Abflauen in Richtung historisch üblicher und auch langfristig anvisierter Großschadensbelastungen relativ zum Prämienaufkommen von max. 12 %. Sollte sich dieser volatile Belastungsfaktor somit künftig wieder auf ein historisches Normalniveau abbauen (welches bei Hannover Rück jedoch traditionell nur bei einer vergleichbaren Quote von rd. 3 – 5 % liegt), so wäre hierdurch bis zum Erreichen dieses historischen Normalwertes auch bei Munich Re ein weiteres deutliches Gewinnsteigerungspotenzial gegeben.

 

Graphik: Großschadensbelastungen Munich Re von 2006 – 2018

 

Grahik: Großschäden Munich Re 2006 - 2018

Quelle: © STATISTA 2019       

 

Auch dass auf 9 Monats-Basis das Kapitalanlageergebnis mit 2,1 Mrd. Euro bei Munich Re nicht weniger als rd. das 2,3-fache des gesamten Konzern-Nettogewinns ausmachte (bei Hannover Rück dagegen nur das 1,3-fache), sehen wir längerfristig nicht als sonderlich kritisch an. Schließlich ist dieses Kapitalanlagegeschäft bei Munich Re auch weiterhin fast ausschließlich auf das konservative Anleihensegment gestützt (dass ebenso opportunistisch auch jederzeit bei sich bietenden Marktchancen eine verstärkte Aktien-Ergänzung erfahren könnte) und unterliegt außerdem ebenfalls nur einer angemessen konservativen Zielrendite-Vorgabe (3 %). Dies sollte, gepaart mit der umsichtigen, international erstklassigen Expertise von MEAG in der Steuerung ihrer Zins- und Währungsrisiken auch weiterhin die Gewähr für sehr stabile Kapitalanlageergebnisse liefern, denen in unseren Augen nur regelrechte (weltweite) Crashs an den Anleihenmärkten künftig einen nennenswerten Abbruch bescheren könnten.          

 

Aktienbewertung und strategische Positionierung

 

Trotz eines rd. 23 %-igen Bewertungsabschlags zum direktesten Konkurrenten HANNOVER RÜCK (siehe deren deutlich geringeres Großschadens- wie auch Kapitalanlagen-Exposure), wie aber auch gleichzeitig einer beträchtlichen Bewertungsprämie zu ihren weiteren europäischen Rückversicherungs-Hauptkonkurrenten Swiss Re und AXA, halten wir das für 2020 geschätzte Aktien-KGV von rd. 12,5 für MUNICH RE aktuell für vollauf angemessen und spiegelt auch deren langfristig wohl an Dynamik zulegenden Umsatz- und Gewinnwachstumstrend zu Recht wider.

Zu Ihrer weiteren Nachverfolgung unserer strategischen Positionierung in der Aktie verweisen wir auf unser erfolgreich geführtes MUSTERDEPOT KONSERVATIV, in dem sowohl die Titel der MUNICH RE wie auch von HANNOVER RÜCK gegenwärtig allokiert sind.

 

Musterdepot KONSERVATIV

 

08.11.2019 - Matthias Reiner - mr@ntg24.de

 

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