Pinterest hat knapp die Hälfte seiner Marktkapitalisierung verloren

Pinterest setzt seinen Abwärtstrend fort - bringen die Zahlen eine Wende?

 

Der Impf-Verlierer Pinterest hat seit Februar knapp die Hälfte seiner Marktkapitalisierung verloren. Die Anleger sorgen sich vor sinkenden Wachstumsraten und dem Tapering der Fed.

Die Enttäuschung der Wall Street über die Pinterest (US72352L1061) Zahlen zum 2. Quartal und über den Ausblick ist nicht zu übersehen. Die Aktien eröffneten Ende Juli nach den Zahlen -18 % tiefer und haben sich bisher von diesem Sell-off nicht erholt, sondern sind sogar noch tiefer gefallen. Was löste den Sell-off aus und wie sind die Perspektiven für Pinterest?

Die Benutzer von Pinterest lassen sich in zwei Gruppen aufteilen: Die amerikanischen Benutzer und der Rest der Welt. Die Differenzierung geschieht jedoch nicht über die Nationalität, sondern über den Betrag, den Pinterest mit jedem Benutzer bei den Werbetreibenden verdienen kann. Die Kunden von Pinterest sind Händler, die auf der Plattform Werbung machen und je mehr Benutzer der Werbung folgen und echte Umsätze machen, umso stärker steigt auch der Umsatz von Pinterest. 

Der Unterschied zwischen beiden Benutzergruppen ist ausgesprochen gravierend. Grob gesagt ist ein amerikanischer Benutzer so viel für Pinterest wert wie 14 ausländische Benutzer. Das Unternehmen hat mehr als 450 Millionen monatlich aktive Benutzer. Wenn es zum Thema Benutzerwachstum kommt, achtet die Wall Street daher genau darauf, wo dieses Wachstum stattfindet. 

 

 

Der Umsatz stieg im 2. Quartal um 125 % im Jahresvergleich auf 613 Mio. US-Dollar. Das „bereinigte“ EBITDA (Ergebnis vor Zinsen, Steuern, Abschreibungen auf Sachanlagen und Abschreibungen auf immaterielle Vermögensgegenstände) erreichte ein Niveau von 178 Mio. US-Dollar (Q2 2020: -33,9 Mio. US-Dollar) und nach Steuern wies Pinterest einen Gewinn von 69 Mio. US-Dollar aus nach einem Verlust von -100,75 Mio. US-Dollar im Vorjahresquartal. 

Das Benutzerwachstum erreichte jedoch nur 9 % auf 454 Millionen monatlich aktive Benutzer. Was die Wall Street besonders abschreckte, war, dass die Zahl der aktiven monatlichen Benutzer in den USA im 2. Quartal rückläufig war. Die Zahl schrumpfte um -5 % auf 91 Millionen. Allerdings konnte Pinterest mit jedem amerikanischen Benutzer 103 % mehr verdienen. Pro amerikanischen Benutzer betrachtet lag der Umsatz bei 5,08 US-Dollar. Der Umsatz pro internationalen Benutzer stieg überdurchschnittlich stark um 163 %, erreichte im Schnitt jedoch nur ein Niveau von 0,36 US-Dollar. Gleichzeitig warnte das Management, dass sich das Wachstum im Juli weiter abgeschwächt habe. 

 

Wachstumssorgen drängen die Anleger aus der Aktie

 

Zusätzlich zu dem sich abschwächenden Wachstum bei Pinterest gerieten amerikanische Wachstumsunternehmen insgesamt unter Druck. Vor dem Hintergrund steigender Kapitalmarktrenditen am kurzen und langen Ende begannen die Wachstumsunternehmen an Attraktivität zu verlieren. Denn die meisten dieser Gesellschaften können zwar hohes Umsatzwachstum ausweisen, verzeichnen aber immer noch hohe Verluste. Häufig sind dies kalkulierte Verluste, die das Management bewusst eingeht, indem man massiv in den Vertrieb und das Marketing investiert, um alle Konkurrenten aus dem Feld zu schlagen. Wenn das Unterfangen am Ende gelingt, kann man diese Kosten signifikant zurückfahren und gleichzeitig die Margen für die angebotenen Produkte und Dienstleistungen hochfahren. Bis es so weit ist, müssen sich diese Unternehmen jedoch regelmässig über Kapitalerhöhungen und neues Fremdkapital extern finanzieren. 

Diese Finanzierungsquellen sind so lange weit geöffnet, wie die amerikanische Notenbank den Geldhahn offenlässt und die Wirtschaft mit billigem Kapital versorgt. Und genau dies soll sich ab diesem November ändern. Die Federal Reserve avisierte, dass man ab dem kommenden Monat mit dem sogenannten Tapering beginnen wird. Aktuell kauft die Fed Anleihen im Wert von mindestens 120 Mrd. US-Dollar pro Monat auf. Dieses Kontingent wird bis Mitte 2022 sukzessive auf null zurückgeführt. So die aktuelle Planung, die bei den Anlegern in den letzten Wochen zu einer umfassenden Gruppenrotation raus aus Wachstumsunternehmen geführt hat. Eine Gruppe zu der auch Pinterest gezählt wird.

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09.10.2021 - Mikey Fritz

 

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