Plug Power wirbt um Vertrauen, Tesla fährt angeblich die Produktion zurück, Cathie Woods setzt auf Adyen und Nel ASA bastelt an der Stabilisierung

Totgesagte leben (meistens) länger

 

Die Nacht von Mittwoch auf Donnerstag wurde beherrscht von Meldungen über den Tod des Wagner-Chefs Prigoschin nach einem Flugzeugabsturz in Russland. Wirklich überrascht war darüber niemand und in diesem Fall lebte ein Totgesagter nur noch kurze zwei Monate. An der Börse zeigt sich derweil mancher Titel sehr lebendig, dem zuvor auch schon der Untergang prognostiziert wurde.

 

Die Aktie von Plug Power (US72919P2020) erlebte nach enttäuschenden Zahlen einen steilen Abstieg und stürzte schon in gefährliche Nähe vergangener Tiefs. Innerhalb von drei Wochen verringerte sich der Wert des Papiers um rund ein Drittel. Eine kurze Gegenbewegung lief zuletzt ins Leere und am Mittwoch ging es wieder um 2,73 Prozent in die Tiefe. Plug Power begegnete dem negativen Trend nun mit einem Analystentag.

Das Ganze fand in einer Wasserstofffabrik in Georgia statt, wo CEO Andy Marsch die Anwesenden persönlich von den weiteren Chancen überzeugen wollte. Genaue Informationen über das Ganze lagen zum Zeitpunkt des Entstehens dieses Artikels nicht vor und der Autor dieser Zeilen war auch nicht eingeladen. Es scheint aber zumindest etwas Eindruck hinterlassen zu haben und die Plug Power-Aktie legte nachbörslich um 1,7 Prozent bis auf 8,34 US-Dollar zu. Ein richtiger Ausbruch ist das aber freilich noch nicht.

 

Gerät Tesla ins Wanken?

 

Bei Tesla (US88160R1014) fielen die Kursbewegungen schon deutlicher freundlicher aus. Mit einem Plus von 1,6 Prozent ging es hier gestern bis auf knapp 237 Dollar in Richtung Norden. Das war nicht unbedingt zu erwarten, denn die Schlagzeilen waren eher von negativen Meldungen geprägt. Insider wollen in Erfahrung gebracht haben, dass Tesla die Produktion im Werk in Grünheide deutlich reduziert habe und mittlerweile nur noch weniger als 5.000 Fahrzeuge in der Woche produziert. Einige Stimmen sprechen sogar von unter 4.000 Autos.

Tesla hat aufgrund des lahmenden Konsums schon seit Längerem mit einer geringeren Nachfrage zu kämpfen, schien dies bisher aber mit Preissenkungen abfedern zu können. Die unbestätigten Gerüchte legen nahe, dass der Konzern die Möglichkeiten dieser Strategie ausgeschöpft haben könnte. Die Anleger sind allerdings das Munkeln und Mauscheln um Tesla gewohnt und sparen sich für den Moment größere Reaktionen. Das könnte sich aber ändern, sollte das Ganze offiziell bestätigt werden.

 

Adyen: Ein Schnäppchen?

 

Die Aktie von Adyen (NL0012969182) stürzte nach vernichtenden Zahlen vor wenigen Tagen um rund 50 Prozent in die Tiefe und die meisten Anleger schienen das Vertrauen in den Zahlungsdienstleister schon vollständig verloren zu haben. Doch während die einen schon über den Zeitpunkt der Insolvenz knobelten, ist der gefallene Aktienkurs für andere schlicht eine willkommene Einstiegschance. Zu den Optimisten zählt auch die bekannte Star-Investorin Cathie Woods.

Wie einem Bericht der Nachrichtenagentur „Bloomberg“ zu entnehmen ist, haben gleich zwei von Woods verwaltete Fonds ihre Positionen bei Adyen deutlich ausgebaut. Insgesamt sollen die Positionen sich auf ein Volumen von 37 Millionen Dollar belaufen und es ist die Rede von der bisher größten Investition an einem Tag von ARK. Es wird also eine klare Chance erkannt, und zumindest einige Anleger springen auf den Zug auf. Die Adyen-Aktie konnte gestern um immerhin 2,1 Prozent zulegen und den katastrophalen Abwärtstrend knapp oberhalb von 800 Euro zunächst unterbrechen.

 

Nel ASA: Nicht so schnell!

 

Letzteres gelang der Aktie von Nel ASA (NO0010081235) bereits am Dienstag mit der Rückeroberung der wichtigen 1-Euro-Marke. Gerade, als der Titel schon in den Abgrund zu stürzen schien, fassten die Bullen sich nochmal ein Herz. Am Mittwoch wurde nun nachgelegt und Nel ASA verbesserte sich um knapp ein Prozent bis auf 1,04 Euro. Das ist noch kein charttechnischer Durchbruch und noch lange keine Rallye. Es ist aber dennoch ein nicht unwichtiges Ausrufezeichen.

Die Bullen zeigen weiterhin Präsenz und verteidigen erbittert die wahrscheinlich letzte Support-Linie, bevor Nel ASA vollständig in den freien Fall übergehen könnte. Man kann angesichts der letzten Tage bei Nel nur erleichtert sein. Auch wenn die Lage angespannt bleibt, so hätte es für den Titel schon längst sehr viel schlimmer kommen können. Da es an Neuigkeiten mangelt, bleibt aber weiterhin nicht viel mehr zu tun, als beide Daumen zu drücken. Verlassen sollten Anleger sich auf die große Wende aber weiterhin tunlichst nicht.

 

Schwer nervös

 

Ein Untergang an der Börse kann schnell kommen, manchmal unerwartet und manchmal mit Ansage. Das gilt in so nervösen Zeiten wie aktuell wahrscheinlich umso mehr. Allerdings kommen viele Untergangsprophezeiungen auch verfrüht, und darin kann sich so manche Chance verbergen. Natürlich ist es immer eine gefährliche Angelegenheit, tief im Kurskeller auf den einen oder anderen Turnaround zu wetten. Doch es lässt sich auch nicht leugnen, dass sich daraus hochinteressante Chancen ergeben können.

23.08.2023 - Andreas Göttling-Daxenbichler

 

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