TUI nimmt die Flughäfen ins Visier und will sich Verluste von dort zurückholen
Gelingt so der Sprung in die schwarzen Zahlen?
Eigentlich hätte TUI im vergangenen Quartal dank des Reisebooms schon den Sprung zurück in die schwarzen Zahlen schaffen können. Das Chaos an den europäischen Flughäfen machte dem Reiseanbieter aber dummerweise einen Strich durch die Rechnung. Das will man im Konzern aber nicht einfach auf sich sitzen lassen.
Wie das Portal „aero.de“ berichtet, will TUI (DE000TUAG000) bei den Flughafenbetreibern wohl Schadenersatzansprüche geltend machen. Besonders in Manchester kam es zu großen Problemen und insgesamt musste der Konzern laut Finanzvorstand und künftigem CEO Sebastian Ebel rund 75 Millionen Euro für Übernachtungen und Entschädigungen aufwenden. Eben das hat die eigene Bilanz enorm belastet und auch bei den Aktionären nicht unbedingt für beste Stimmung gesorgt.
Vielleicht noch schlimmer für TUI ist aber, dass durch die vielen Probleme im Luftverkehr die Anzahl neuer Buchungen belastet werden könnte. Davon spricht der Konzern zumindest selbst und diese Argumentation ist prinzipiell nachvollziehbar. Schließlich dürften nur wenige Verbraucher Lust darauf haben, eine Reise zu buchen, wenn sie sich nicht auf einen reibungslosen Ablauf am Flughafen verlassen können und sich stattdessen Meldungen über gestrandete Urlauber häufen. Es dürfte aber schwierig werden, hier genaue Verluste zu beziffern und diese auch zufriedenstellend zu belegen.
Es bleibt damit auch erst einmal offen, wie erfolgreich TUI mit seinen Forderungen gegen die Flughafenbetreiber sein wird. Ebenso unklar ist für den Moment noch, ob die ganze Sache vor Gericht ausgetragen wird. Konkrete Schritte wurden bisher noch keine angekündigt, doch Sebastian Ebel stellte unmissverständlich klar, dass die Flughäfen zur Verantwortung gezogen werden sollen. Das dürfte den Anlegern des Reiseveranstalters nur recht sein.
Knapp vorbei ist auch daneben
Vielleicht wäre mit Entschädigungen sogar der Sprung in die schwarzen Zahlen für TUI möglich. Im letzten Quartal hätte der Konzern nach eigenen Angaben bereits einen Profit erzielen können, hätte es die massiven Probleme bei Flugreisen nicht gegeben, welche den Konzern aufgrund der vielen Entschädigungen schwer belasteten. Geht man nun davon aus, dass das laufende Quartal in Sachen Buchungen ähnlich gut lief, was TUI immer wieder behauptet, so wäre die Erwartung an gute Zahlen nicht allzu weit hergeholt und mit Schadenersatz umso wahrscheinlicher.
Es ist aber eher nicht davon auszugehen, dass schon bis zum Ablauf des Oktobers in irgendeiner Weise eine Einigung in dieser Sache erzielt wird. Zumindest für den Moment können Anleger sich daher nicht darauf verlassen, dass TUI mit seinen Forderungen den ganz großen Durchbruch erzielen wird. Davon geht offenbar auch niemand aus, denn die TUI-Aktie bewegt sich unverändert auf einem bedenklich niedrigen Niveau.
Anleger bleiben der Aktie von TUI fern
Trotz Buchungszahlen, die schon wieder annähernd an das Niveau vor Corona heranreichen, findet die TUI-Aktie kein Mittel, um aus dem Kurskeller auszubrechen. Zwar ließ sich im laufenden Monat eine gewisse Entspannung feststellen. Mit einem Schlusskurs von 1,84 Euro am Dienstag blieb es aber bei 1,84 Euro und damit einem Verlust von über 40 Prozent auf Jahressicht. Die Hoffnung auf den großen Durchbruch scheint bei den Aktionären also nicht allzu verbreitet zu sein.
Das ist auch ein Stück weit nachvollziehbar, da TUI schon vor der Pandemie nicht unbedingt mit gigantischen Margen punktete und zudem die hohe Inflation sowie Rezessionsängste für eine hohes Risiko sorgen. Im Sommer mögen die Menschen wieder in Reiselaune gekommen sein. Ob die angesichts der rapide steigenden Lebenshaltungskosten auch länger anhält, daran haben viele Beobachter aber so ihre Zweifel. Solange die nicht ausgeräumt werden können, dürfte die TUI-Aktie sehr wahrscheinlich weiterhin einen schweren Stand haben.
17.08.2022 - Andreas Göttling-Daxenbichler
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