Nach einer großen Pleite dreht Valneva an der Börse wieder auf, bleibt aber hinter BioNTech und Moderna zurück
Die Hoffnung stirbt zuletzt
Mit großer Sorge nahmen die Anleger kürzlich zur Kenntnis, dass die EU ihre Lieferverträge für den Corona-Totimpfstoff von Valneva deutlich nach unten korrigiert hat. Statt ursprünglich über 60 Millionen Impfdosen werden nun lediglich 1,25 Millionen bestellt, immerhin mit der Option, im Laufe des Jahres noch einmal soviel zu ordern.
Selbst wenn letztere Möglichkeit gezogen werden sollte, wäre das Ganze eine große Enttäuschung für Valneva (FR0004056851). Denn die Umsätze dürften sich in einem mehr als überschaubaren Ausmaß bewegen und Träumereien über Milliardeneinnahmen mit Corona-Impfstoffen können die Aktionäre erst einmal zu Grabe tragen. Der französsiche Konzern reagierte bereits auf die abgeschlossenen Nachverhandlungen und stampfte die Produktion seines Totimpfstoffs gegen Corona bis auf Weiteres ein.
Freilich kann Valneva selbst die Entscheidung der EU nicht nachvollziehen und spricht davon, dass die Nachfrage in der Bevölkerung nach einem Totimpfstoff sehr viel höher sei, als die Bestellungen der EU den Anschein erwecken lassen. Immerhin wurde der Vertrag aber nicht komplett aufgekündigt und so wird Valneva unter Beweis stellen können, dass die Nachfrage tatsächlich höher ausfallen wird als beim Novavax-Vakzin, an das sich heute kaum noch jemand erinnert.
An der Börse kam es in Folge der Meldung zunächst zu einem Kurssturz von mehr als 15 Prozent. Zur Überraschung vieler konnte die Valneva-Aktie eben diese Verluste aber im gestrigen Handel schon wieder zu weiten Teilen ausgleichen. Mit einem Plus von 9,21 Prozent ging es bis auf 9,96 Euro in die Höhe, was sich viele Beobachter bisher nicht so recht erklären können.
Mehr als Corona-Impfstoffe
Mit letzter Sicherheit lässt sich derzeit nicht feststellen, was genau der Valneva-Aktie zu ihrem jüngsten Kurssprung verholfen hat. Einigermaßen wahrscheinlich ist aber, dass hier einige findige Schnäppchenjäger am Werk waren, deren Blick über Corona-Impfstoffe hinausgeht. Denn in der Pipeline der Franzosen befinden sich noch einige andere Projekte. Die größte Aufmerksamkeit neben VLA2001 erhält dabei ein Impfstoff gegen das Chikungunya-Fieber, dessen Zulassung nicht in allzu weiter Ferne liegen könnte.
Bei diesem Vakzin hat Valneva auch keine allzu große Konkurrenz von BioNTech (US09075V1026), Moderna (US60770K1079) und Co. zu erwarten. Zwar arbeiten auch andere Unternehmen an entsprechenden Vakzinen, bisher aber nur mit mäßigem Erfolg. Tatsächlich haben die Franzosen in dieser Hinsicht derzeit wohl einen der aussichtsreichsten Wirkstoff-Kandidaten. Wer bei diesem auf den großen Durchbruch hofft, für den waren die jüngsten Kurse bei Valneva schlicht eine Einladung zum Einstieg, was die Zugewinne von gestern zumindest zum Teil erklären könnte. Immerhin rechnen Experten damit, dass der Markt für Chikungunya-Impfstoff in den nächsten zehn Jahren auf ein Volumen von rund 500 Millionen Euro anschwellen könnte.
Nichts für schwache Nerven
Das ist zwar immer noch weit von dem entfernt, was Corona-Impfstoffe noch bis heute an Umsatz einbringen. Das fällt aber nicht weiter ins Gewicht, wenn die Konkurrenz deutlich kleiner ausfällt. Für viele Anleger von Valneva dürfte das Ganze eine Art letzter Strohhalm sein, nachdem der Corona-Impfstoff des Unternehmens sich mehr und mehr als Flop herauszustellen droht.
Grund für übermäßige Euphorie gibt es derweil nicht, denn trotz der Erholung am Donnerstag bleibt die Valneva-Aktie auf einem mehr als überschaubaren Niveau und unter der Linie von 10 Euro hängen. Damit lassen sich auf Monatssicht auch noch immer Verluste in Höhe von 15,4 Prozent feststellen; seit Jahresbeginn belaufen die Abschläge sich gar auf 56,3 Prozent. Anders ausgedrückt hat sich nichts daran geändert, dass Valneva in einem handfesten Abwärtstrend feststeckt und solange es keine bahnbrechenden Neuigkeiten aus der Entwicklung zu hören gibt, dürften weitere Abwertungen nur eine Frage der Zeit sein. Die Aussicht auf einen Durchbruch irgendwann in (ferner) Zukunft bleibt da für den Moment der einzige Trost und ob sich damit allein ein Einstieg begründen lässt, muss wohl jeder für sich selbst entscheiden.
22.07.2022 - Andreas Göttling-Daxenbichler
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