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Ungarische Notenbank rennt dem Abwertungsdruck auf den Forint hinterher

Ungarischer Forint kämpft gegen den Abwertungsdruck des Forint

NTG24 - Ungarische Notenbank rennt dem Abwertungsdruck auf den Forint hinterher

 

Die stärker als erwartet ausgefallene gestrige Zinserhöhung der ungarischen Notenbank hat den Außenwert des ungarischen Forint nur wenig gestützt. Die Zentralbank läuft in den Augen offensichtlich in den Augen einiger Investoren der realen Inflationsentwicklung hinterher. Die anhaltend hohe Inflation und ein geringeres erwartetes Wachstum dürften auch in den kommenden Monaten den Handlungsdruck auf die Notenbank hochhalten. Investoren sollten auch nach der deutlichen Abwertung des Forint gegen den US-Dollar und den Euro eine Währungsabsicherung prüfen.

Die ungarische Notenbank hat gestern die Leitzinsen deutlich stärker angehoben als von Analysten erwartet worden war. Der Leitzins wird statt wie erwartet um 50 Basispunkte nun um 185 Basispunkte auf 7,75 % angehoben, der Einlagensatz steigt um 135 Basispunkte auf 7,25 %. Dies war der größte Zinsschritt der ungarischen Zentralbank seit der Finanzkrise 2008!

Die deutlich stärkere Zinsanhebung ist auch ein Eingeständnis gegenüber Kritikern der Notenbank, mit ihrer Geldpolitik der Inflationsentwicklung hinterherzurennen. Denn die relativ höhere Inflationsrate drückt über den niedrigeren realen Wechselkurs auf den Außenwert des Forint.

Dessen Entwicklung ist deshalb auch ein Spiegel des Abstandes zwischen der ungarischen Geldpolitik und den realen makroökonomischen Rahmendaten. Im Mai 2022 lag die ungarische Inflationsrate mit 10,8 % deutlich über dem Durchschnitt aller EU-Staaten (8,8 %).

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Werbebanner EMH PM TradeDer Handlungsdruck rührt aber nicht nur von der deutlichen Zinsanhebung in den USA her, sondern kommt auch aus den Nachbarländern Polen und Tschechien. Die zögerliche Haltung der EZB angesichts der explodierenden Inflationsraten, welche sich als deutlich zäher und weniger ,,vorübergehend‘‘ als wider besseres Wissen lange kolportiert, hatte den Forint bis zur Einmarsch Russlands in die Ukraine noch relativ gestützt.

Seit Anfang März 2022 ist es damit nun aber vorbei. Denn die schwindende Reputation der EZB entwickelt sich zu einem makroökonomischen Bumerang, nicht nur für den Euro.

Parallel zu der steigenden Inflation hat sich zuletzt das ungarische Wirtschaftswachstum in Reaktion auf die konjunkturelle Verlangsamung der Weltwirtschaft ebenfalls abgeschwächt. Zwar stützen die Konsumenten das Wirtschaftswachstum noch, aber insbesondere die Nettoexporte dürften im 2. Halbjahr 2022 zu einer deutlichen Verlangsamung der ungarischen Volkswirtschaft führen.

Der Außenwert des ungarischen Forint hat nach der Zinsentscheidung nur mit einer geringen Aufwertung gegen den Euro und den US-Dollar reagiert. Dies könnte zeigen, dass der Markt eine Fortsetzung der beschleunigten Zinserhöhung erwartet.

Denn solange die Leitzinsen unter der erwarteten Inflationsrate liegt, dürfte der Abwärtsdruck auf den Forint anhalten.

Ein Blick auf die Entwicklung des Wechselkurses des Forints zum US-Dollar (XC000A0C37A0) zeigt, dass es eher die Finanzmärkte waren, welche den Handlungsdruck auf die Notenbank erhöhten.

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Chart 1 zeigt auch, dass die gesamte relative Aufwertung gegen den Euro nach dem ersten Ausbruch im April 2020 als Konsolidierung des Ausbruches gelten kann und diesen damit charttechnisch bestätigt. Aus Sicht technischer Konsolidierungsformationen könnte zudem eine ,,Cup & Handle‘‘-Formation vorliegen, wobei die gesamte Bodenbildung zwischen dem Zyklushoch im Oktober 2000 und dem Corona-Crash im März 2020 die ,,Tasse‘‘ darstellen würde und die Zwischenerholung danach bis zum neuen Ausbruch über das Hoch vom April 2020 den ,,Henkel‘‘.

Sollte diese Interpretation stimmen, ist mit einer Beschleunigung der Abwertung des ungarischen Forints gegen den US-Dollar zu rechnen!

 

US-Dollar in ungarischen Forint auf TradingView

 

Ein Blick auf die Entwicklung des Forints gegen den Euro (EU0006169864) zeigt dabei ein anderes Konsolidierungsmuster in Form eines doppelten Doppelbodens. Der langfristige Abwärtstrend wurde dabei zuletzt ebenfalls mit einem Ausbruch über das Zwischenhoch des Euros, das im Corona-Crash im April 2020 gebildet wurde und bei 369,50 Forint je Euro liegt, überwunden. In den Tagen vor der gestrigen Zinserhöhung hatte der Forint bereits die Marke von 400 Forint je Euro überschritten.

 

Euro in ungarischen Forint auf TradingView

 

Und was ist das Fazit?

 

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Werbebanner ClaudemusDie ungarische Notenbank hat mit ihrer gestrigen deutlichen Zinserhöhung den Abstand zu den vom Markt erwarteten ungarischen Leitzinsniveau zwar verkürzt. Gleichwohl zeigt die lauwarme Gegenreaktion des Forints auf die vorangegangene Abwertung, dass die Finanzmärkte weiterhin eine konsequente Zinserhöhung erwarten. Die hartnäckig hohe und deutlich über dem EU-Durchschnitt liegende Inflationsrate dürfte den Handlungsdruck auf die Zentralbank hochhalten.

Die charttechnischen Signale des Wechselkurses zum US-Dollar weisen zudem darauf hin, dass sich die Abwertungsdynamik weiter beschleunigen könnte. Dies könnte allerdings auch durch eine Kombination aus schwächerem Forint und stärkerem US-Dollar geschehen.

Im Ergebnis verdeutlicht die jüngste Marktreaktion auf die ungarische Zinserhöhung, dass das Abwertungsrisiko beim Forint beachtlich bleibt, was eine Prüfung für Investoren insbesondere aus US-Dollar-Perspektive nahelegt, inwieweit das Währungsrisiko abgesichert werden sollte.

 

29.06.2022 - Arndt Kümpel

Unterschrift - Arndt Kümpel

 

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