Alibaba, BYD, JinkoSolar, Gazprom, TUI, E.ON, Heidelberger Druck: Marktbericht Strategiedepot Vermögensstreuung
Update zum Strategiedepot Vermögensstreuung 23.05.2021
In der zurückliegenden Woche traten die internationalen Aktienmärkte weitgehend auf der Stelle. Im Zuge einer weiterhin fortgesetzten, konjunkturbedingten Währungsstärke des Euro (+ 0,3 % auf 1,2181 EUR/USD) schwächte sich der MSCI World (Euro)-Index bis zum 21.05. geringfügig um - 0,3 % ab. Die prospektive KGV-Bewertung des MSCI World-Indexes per Mai 2022 belief sich somit zum Ende der letzten Woche gemäß den aktuellen Analystenkonsensschätzungen auf rd. 19,5, was damit nach unserer fundamentalanalytischen Einschätzung und unter gleichzeitiger Berücksichtigung des seit Ende 2011 sehr begründeten und stabilen strukturellen KGV-Ausweitungstrends der internationalen Aktienmärkte derzeit im historischen Kontext jedoch noch immer als eine Überbewertung um rd. 8 - 10 % anzusehen ist.
Wir sehen ein kurzfristiges Korrekturpotenzial der Weltaktienbörsen daher schlechtesten Falls im oben genannten Prozentbereich als gerechtfertigt und denkbar an, wozu jedoch auch hinzukommen müsste, dass die Analysten bzw. auch Unternehmen selbst in der weiteren Heraufstufung ihrer Nettogewinnprognosen zunächst erst einmal auf die Bremse treten müssten.
Gemäß dem unverändert alle Analystenerwartungen sprengenden Verlauf der Quartalsberichtsperioden in den USA und Europa ist ein Abebben der weiteren Gewinnprognoseheraufstufungen jedoch aus unserer Sicht aktuell sehr unwahrscheinlich, so dass obiges kurzfristiges Korrekturszenario der Aktienmärkte sogar analytisch in jedem Fall eine konservative Kalkulation von uns darstellt.
Chart: MSCI World (Euro)-Index seit 2009
Denn per 21.05. haben nun 51 % aller US-amerikanischen S&P 500-Gesellschaften ihre Quartalsbilanzen publiziert und hierbei in 76 % aller Fälle die Umsatz- sowie sogar in 86 % aller Fälle die Nettogewinnprognosen der Analysten geschlagen. Darüber hinaus erreichte in diesem Zuge, wo die Quartalsberichtsperiode in den USA nun so gut wie abgeschlossen ist, der hieraus abgeleitete voraussichtliche Nettogewinnanstieg des S&P 500-Index Ende der letzten Woche einen neuen Höhepunkt, und zwar mit einem voraussichtlichen Gewinnsprung um stolze + 51,9 % gegenüber dem Vorjahr (nach Zahlenpublikation bis 14.05. noch + 50,3 % ggü. Vorjahr). Diese gewaltige Reingewinnausweitung stellt damit natürlich unverändert den höchsten Wert seit dem 1. Quartal 2010 dar (damals + 55,4 % gegenüber Vorjahr).
Auch die ebenso hervorragend verlaufende Unternehmensberichtssaison in Europa bietet in unseren Augen aus analytischer Sicht vorerst weiterhin nicht den geringsten Anlass, in den künftigen Anhebungen der Unternehmensgewinnprognosen nun wesentlich vorsichtiger zu werden oder diese gar zurückzuschrauben.
Denn auch die Quartalspräsentationen der europäischen STOXX 600-Konzerne verzeichneten bis zur letzten Woche am 18.05., als bis dahin 305 ihre Umsatzzahlen sowie 263 ihre Nettogewinne präsentiert hatten, eine sehr ansehnliche Quote der Überbietung von 69 % aller Analystenkonsensschätzungen für die Umsätze, und sogar von 73 % auf der Ebene der Nettogewinne. Obwohl diese positiven Überraschungsquoten damit noch hinter den entsprechenden Quartalsberichtsvorlagen für den S&P 500-Index zurückbleiben, ist das hierauf beruhende Momentum der Nettogewinnausweitung der STOXX 600-Unternehmen aufgrund ihrer wesentlich höheren Konjunkturzyklizität sogar dennoch wesentlich ausgeprägter als im S&P 500-Index und weist aktuell gegenüber dem Vorjahr einen schon explosionsartigen Anstieg um nicht weniger als + 92,8 % gegenüber dem Vorjahr aus.
Bis zum Ende der ersten Aprilwoche, also dicht vor dem Start der Quartalsberichtsperiode auch in Europa, waren die Analysten für die STOXX 600-Gesellschaften dagegen mehrheitlich nur von einem Nettogewinnanstieg um rd. + 47 % gegenüber dem Vorjahr ausgegangen, so dass die seither insgesamt fortgesetzte Outperformance der europäischen Aktienmärkte gegenüber den US-amerikanischen Börsen in jedem Fall (zumindest auf kurze Sicht) auch weiterhin als sehr begründet einzustufen ist.
Nachdem im Zuge letztwöchiger eher moderaterer Konjunkturdaten (z.B. April-Einzelhandelsumsätze China + 17,7 % ggü. Vorjahr, damit jedoch deutlich unter Konsensprognose von + 24,9 % sowie auch März-Zahl von + 34,2 %; in den USA Philadelphia-FED-Indikator für das Produzierende Gewerbe im April 31,5 gegenüber 50,2 im März und Konsensprognose von 43,0; Gesamtinflationsrate der Eurozone im April mit 1,6 % unverändert zum Vormonat März) und den vorangegangenen entspannten langfristigen Inflations- und Leitzins-Einschätzungen der FED die 10 Jahres-Rendite in den USA in der letzten Woche außerdem keinen weiteren Auftrieb erhielt (per Schluss 18.05. leicht ermäßigtes Niveau von 1,63 %), stellten besonders zinssensitive Technologie- und Wachstumswerte in der letzten Woche außerdem wieder einmal Outperformer relativ zum Gegenpol der erhöht konjunkturanfälligen, traditionellen Industrie- und Finanzaktien dar.
Chart: Rendite 10jähriger US-Treasuries seit 1987
In einem von uns auf längere Sicht nicht gesehenen, nennenswerten nachhaltigen Zinssteigerungsrisiko in den USA (und erst recht in Europa) behalten wir in allen Strategie- und Themendepots (bis auf das Themendepot Edelmetalle) unsere bestehenden Absicherungspositionen auf den bislang noch weiterhin im Abwärtstrend befindlichen NASDAQ 100-Index über das VONTOBEL FAKTOR-ZERTIFIKAT NASDAQ 100 2x SHORT (DE000VF5X0D1) zwar kurzfristig solange bei, bis dem NASDAQ 100-Index in Euro-Umrechnung nicht zweifelsfrei ein Ausbruch aus diesem kurzfristigen Korrekturtrend gelungen ist.
Dies wäre jedoch ausgehend vom aktuellen Stand (24.05.) bereits nach einem weiteren Kursanstieg um nur noch rd. 1,5 - 2,0 % der Fall.
Wir gleichen die in den letzten Wochen auch sukzessive im Themendepot Edelmetalle erfolgte und strategisch derzeit rundum als angemessen angesehene Aktienquotenfestlegung auf rd. 75 % nun vorübergehend in allen 5 Themen-/Strategiedepots einander an, was in dieser Hinsicht in den Depots AKTIEN KONSERVATIV und ZUKUNFTSTECHNOLOGIEN aktuell keinen Handlungsbedarf hinsichtlich einer Veränderung der Aktienquote mit sich bringt (nach NASDAQ 100-Absicherungen hier aktuell ebenfalls rd. 75 %), jedoch derzeit eine Aufstockung dieser Quoten auf die Zielgrößen von rd. 75 % in den zwei weiteren Depots VERMÖGENSSTREUUNG und AKTIEN SPEKULATIV erforderlich macht.
In beiden letztgennannten Depots war es zuletzt durch einige Stop Loss-bedingte wie auch proaktiv vorgenommene Aktienverkäufe unter Einrechnung der bestehenden NASDAQ 100-Absicherungen in den letzten Tagen vorübergehend zu einer Unterschreitung dieses derzeit angepeilten Aktieninvestitionsgrads von rd. 75 % gekommen, was wir mit den jeweiligen heutigen lokalen Börseneröffnungen (24.05.) jedoch nun wieder vollständig durch entsprechende Aktienkäufe ausgeglichen haben.
Über diese Neukäufe werden wir Sie in den kommenden Tagen informieren, ebenso wie auch über unsere fallweisen neuen Aktienquoten-Festlegungen in den 4 Depots Vermögensstreuung / Aktien Konservativ / Aktien Spekulativ / Zukunftstechnologien nach etwaiger kommender Auflösung der NASDAQ 100-Absicherungen.
Chart: NASDAQ 100 (Euro)-Index
Börsenwoche 17. - 21.05.: Technologie-Aktien mit Gewinnen, Energieversorger mit gemischtem Bild
Wie oben bereits skizziert, verzeichneten Technologieaktien, zumeist anders als klassische Industrie- und Finanztitel, sowohl zinsbedingt wie auch aufgrund ihrer zurückliegenden Underperformance gegenüber den Gesamtmärkten in der letzten Woche überwiegend Kursgewinne.
Besonders offensichtlich trat dieses Muster in der letzten Woche gerade auch an den asiatischen / chinesischen Aktienmärkten zu Tage, wo vor allem Technologiewerte seit nunmehr schon rd. 3 Monaten massiv unter die Räder geraten waren und sich daher vielfach in der letzten Woche besonders kräftig erholen konnten.
So stieg in der letzten Woche der US-ADR von ALIBABA (US01609W1027) zwar nur um + 1 %, die Titel des ADRs von JINKOSOLAR (US47759T1007) und BYD (CNE100000296) kletterten hingegen deutlich um + 8 % bzw. im Falle von BYD sogar um + 14 %.
In einer dem konjunkturzyklisch tendenziell nachgebenden Markttrend entgegengerichteten Sonderbewegung stiegen traditionelle Aktien wie GAZPROM (US3682872078) und TUI (DE000TUAG000) in der letzten Woche um + 4 % bzw. + 1 %. Die Aktie von HEIDELBERGER DRUCKMASCHINEN (DE0007314007) schoss in der zurückliegenden Woche gar um + 22 % in die Höhe. Dagegen büßte z.B. die Aktie des führenden deutschen Versorgers E.ON (DE000ENAG999) in der letzten Woche recht deutlich um - 4 % ein.
Die Aktie von ALIBABA schloss in der letzten Woche deshalb nur sehr moderat im Plus, da zum Wochenstart ab dem 17.05. die am 14.05. erfolgte, insgesamt stark enttäuschende Zahlenvorlage zum 1. Quartal 2021 zunächst noch für einen massiven Abgabedruck gesorgt hatte.
Der deutliche Umsatzanstieg um + 64 % im ersten Quartal auf 187,40 Mrd. CNY übertraf zum einen die Analystenkonsensprognose von 187,37 Mrd. CNY nur äußerst knapp, zugleich sorgte aber auch die spürbare Wachstumsabschwächung von Alibaba’s Cloudumsätzen bei Analysten wie Anlegern für starken Verdruss. So stieg der Cloudumsatz von Alibaba im 4. Quartal 2020/21 (per 31.03.) nur noch um rd. 37 % gegenüber dem Vorjahr, nachdem dieses Wachstum im Gesamtjahr 2020/21 + 50 % betragen hatte. Auf sequenzieller Quartalsbasis betrug das Cloudumsatzwachstum per 31.03. gerade einmal nur + 4,2 % gegenüber dem Vorquartal per 31.12.20, was offen vor allem mit dem Verlust eines wichtigen Cloud-Kunden im 4. Quartal 2020/21 begründet wurde.
Nach Berichten aus „gut informierten“ Finanzkreisen, darunter der führenden chinesischen Finanz-Zeitschrift „Caixin“, dürfte es sich bei diesem abgewanderten Kernkunden um keinen anderen als den Groß-Unterhaltungskonzern ByteDance gehandelt haben, der die von ihm betriebene VideoPlattform TikTok dem Vernehmen nach im letzten Quartal aus dem Cloud-Bereich von Alibaba abzog, um sie (sicherlich zur ihrer Entschärfung des unverminderten Geschäftskonflikts mit der US-Regierung) nun gleichermaßen auf die Clouddienste von Oracle und Amazon/AWS zu verlagern.
Darüber hinaus musste Alibaba nun zum ersten Mal seit 2012 wieder einen Netto-Quartalsverlust von - 5,47 Mrd. CNY (= - 848 Mio. USD) ausweisen, nachdem der Konzern im 1. Kalenderquartal 2021 durch die nationale chinesische Wettbewerbsbehörde mit einer Rekord-Kartellstrafe von umgerechnet 2,8 Mrd. USD wegen angeblicher missbräuchlicher Ausnutzung seiner marktbeherrschenden Plattform-Positionen belegt wurde.
Doch selbst auch unter Herausrechnung dieser Kartellstrafe verbuchte Alibaba im 4. Quartal 2020/21 aus dem gewöhnlichen Geschäft lediglich einen mageren Nettogewinnzuwachs um + 12 % gegenüber dem Vorjahr auf 10,32 CNY je Aktie, womit der Analystenkonsens von 11,12 CNY je Aktie ebenfalls klar verfehlt wurde.
Daneben kündigte Alibaba ohne eine konkrete Bezifferung für die kommenden Quartale weiterhin beträchtliche Investitionsausgaben an, und dies im Umfeld einer aktuell starken Konzernbeobachtung seitens der chinesischen Aufsichtsbehörden wie auch einem stetig wachsenden Wettbewerbsdruck durch die weiteren führenden chinesischen Unterhaltungsplattform- und Online-Spieleanbieter Tencent und Meituan, wie auch den im E-Commerce-Segment ebenso führenden Plattformentwickler JD.Com.
Es lässt sich somit untrüglich feststellen, dass nicht nur seitens der chinesischen Wettbewerbsbehörden sondern zudem auch durch ein immer stärkere heimische Konkurrenz (sicher auch direkt forciert wiederum durch die nationale Wettbewerbsaufsicht) Alibaba mittlerweile von allen Seiten ein immer schärferer operativer Gegenwind ins Gesicht bläst, worin sicher auch das immer häufigere, zumindest temporäre „Untertauchen“ seines legendären CEO‘s Jack Ma erklärbar ist, und was uns zusätzlich zu dem nun erfolgten leichten Bruch des Chartaufwärtstrends seit Anfang 2019 veranlasst, von einem Aktieninvestment selbst auch auf der zuletzt deutlich ermäßigten KGV-Basis (Ultimo März 2022/23e) von nur noch rd. 16 weiterhin abzuraten.
Chart: ALIBABA (in US-Dollar)
Der letztwöchige gewaltige Aktienkurssprung von BYD, dem führend integrierten chinesischen Hersteller von Elektrofahrzeugen, alternativen Solarstrom- und Batterieantriebslösungen sowie von Photovoltaikmodulen, um + 14 % dürfte neben der allgemeinen Erholung des Technologie-Aktiensegments zusätzlich vor allem auf gleich mehreren fahrzeugtechnischen Expansionsmeldungen des Konzerns beruht haben.
Zunächst lieferte BYD in der letzten Woche nun seine ersten 13 Elektrobusse an Nobina, die größte öffentliche Transportgesellschaft Schwedens sowie Nordeuropas aus, was den Auftakt zur Vertragserfüllung über insgesamt nicht weniger als 300 Elektrobus-Bestellungen von Nobina bei BYD darstellt und damit den zuvor in Europa bislang allein auf die iberische Halbinsel und Italien begrenzten Elektrobusverkauf von BYD geographisch ideal erweitert.
Ferner vermeldete BYD am 19.05. nun die Meilensteinerreichung der Produktionsfertigstellung des weltweit 1-millionsten Elektro-PKWs (incl. Plugin-Hybrid-Fahrzeugen) sowie den Auslieferungsbeginn der ersten 100 Fahrzeuge ihres neuesten Elektro-SUVs BYD Tang nun auch an Norwegen, dem mit einem 2020er Elektrofahrzeug (EV)-Anteil von über 54 % an allen Fahrzeugverkäufen aktuell weltweit relativ progressivsten Land in der Neubestellung und -zulassung von EVs.
Bis Ende 2021 strebt BYD die Auslieferung von über 1500 Tang-SUVs an Norwegen an und dies zu einem Basispreis von rd. 72.200 USD, was damit einem satten, hoch lukrativen 50 %igen Aufschlag gegenüber dem vergleichbaren Fahrzeugpreis innerhalb Chinas entspricht.
Daneben erweiterte BYD ihr bereits seit Jahren in den USA zunehmend ausgebautes Händlernetz vor allem im Segment elektrobetriebener, emissionsfreier Flurförderfahrzeuge und Gabelstapler, z.B. mit Präsenzen unter anderem in den US-Bundesstaaten Alabama, Missouri, Georgia, Kentucky und Massachusetts nun auch noch um ein entsprechendes weiteres Händlerabkommen in Ohio und erhielt schließlich auch einen der bisher größten weiteren Einzelaufträge in Italien dafür, die Stadt Turin künftig mit weiteren 50 ihrer Elektrobusse auszurüsten (= bereits der damit dritte Auftrag der Stadt an BYD).
Und schließlich profitierte die Aktie von BYD in der letzten Woche auch noch von der Nachricht, dass der Titel ab dem 07.06. in den vorerst weiterhin 50 Werte umfassenden Hang Seng-Index aufgenommen werden wird (ab Mitte 2022 jedoch bereits beschlossene Indexerweiterung auf 100 Werte, womit dieser jetzige positive Indexaufnahme-Effekt für BYD dann wieder eine deutliche Verwässerung erfährt).
Bereits in unserem zurückliegenden Marktbericht zum Themendepot Zukunftstechnologien per 09.05. hatten wir aber auch generell darauf verwiesen, dass das Ergebnis des Konzerns zum 1. Quartal 2021 vor allem angesichts wachsender heimischer China-Konkurrenz insbesondere von TESLA, NIO und XPENG sehr enttäuschend ausgefallen war und anschließend zudem auch die April-Zahlen eines gegenüber dem Vormonat März nur noch um + 6 % gestiegenen weltweiten Elektrofahrzeug-Absatzes (und dies auch nur aufgrund weiterhin sehr soliden Geschäftsverlaufs in Plugin-Hybrid-Fahrzeugen, Segment reiner EVs dagegen gegenüber März sogar rückläufig) die Aktie zuletzt vollauf zu recht massiv auf Talfahrt geschickt hatten.
Darüber hinaus klinkt sich BYD zur Kompensation ihrer zunehmend scharfen Wettbewerbsbedingungen in China in einer bestens begründeten und zumindest kurz-/mittelfristig sehr profiträchtigen Strategie nun künftig offenbar ebenfalls sehr aktiv in den immer hitziger werdenden „EV-Eldorado-Wettlauf“ im hier aktuell boomendsten Land Norwegen ein.
Allerdings forcieren auch dort (sie ebenfalls unseren obigen Bericht hierzu) schon seit Monaten gestandenste und hoch erfolgreiche Player wie vor allem TESLA (aktuell primär Modelle S und 3, künft. auch u.a. SUV Tesla Y) sowie VW/AUDI (primär Modelle ID.3 sowie SUVs ID.4 und Audi eTron) sowie dort künftig nun auch selbst ebenfalls die direktesten chinesischen Konkurrenten NIO (zunächst Großraum-SUV ES8, ab 2022 auch Limousine ET7) und XPENG (SUV G3 und Sport-PKW P7) ihre Marktzutritts-Bemühungen in Norwegen ausgerechnet im dort geographisch natürlich gefragtesten SUV-Segment massiv.
Auch wenn im per Ende 2020 kumuliert in Norwegen auf rd. 12 % angewachsenen Anteil registrierter Personen-EVs an allen registrierten PKWs in den kommenden Jahren zwar ohne Frage noch weitere sehr vielversprechende mengenmäßige Absatzchancen der o.g. Konzerne in diesem EV-Boomland bestehen dürften (z.B. nach VW-Projektionen rd. 90 % ihres gesamten 2021er Fahrzeug-Absatzes in Norwegen allein im Segment der EV’s), dürfte dieser so stark wie weltweit wohl kaum ein zweites Mal angefachte Marktanteils-Wettlauf in Norwegen unter allen führenden EV-Automobilkonzernen aber nach unserer Einschätzung dort in Zukunft unweigerlich mit einem massiv zunehmenden wettbewerbsbedingten Preisdruck verbunden sein.
Welche EV-Automobilkonzerne in diesem aktuellen „Absatzmarkt-Eldorado“ von Norwegen daher künftig sowohl mengen- wie auch margenseitig die Nase vorne haben werden, bleibt daher mit Spannung abzuwarten. Andererseits befindet sich BYD hierin speziell gegenüber den in Norwegen bisher anerkanntesten EV-Herstellern Tesla, VW und Audi in unseren Augen bereits in einem signifikanten und sicher kaum mehr aufholbaren Zeit- und damit Marktzutrittsnachteil, der sich künftig ggfs. zudem auch gegenüber den in ihren Norwegen-Ambitionen aktuell ebenfalls vergleichsweise progressiveren Konkurrenten Nio und Xpeng einstellen könnte.
Angesichts der auch weiterhin hochgradig bestehenden künftigen Wettbewerbsrisiken gerade im Fall von BYD gegenüber ihrer zunehmend geballten chinesischen und auch westlichen Konkurrenz, wie auch ebenso unter dem Aspekt ihrer zuletzt recht unerfreulichen Quartalsergebnis- wie auch Absatzzahlen erachten wir die Aktie von BYD mit einem aktuellen KGV (2023e) von rd. 45 selbst relativ zum geschätzten 2023er KGV von 73 der langfristig zweifellos wesentlich dynamischer wachsenden TESLA aktuell noch immer für überbewertet und raten daher von einem Aktienkauf trotz der aktuellen charttechnischen Stabilisierungsversuche der Aktie ebenfalls ab.
Chart: BYD (in Euro)
Die einzig nennenswerte Nachricht der letzten Woche, die den 8 %igen Aktienkursanstieg von JINKOSOLAR begleitete, lag dagegen in der überraschenden, aus regulatorischen „Neutralitätsgründen“ erzwungenen sofortigen Versetzung ihres CFOs Haiyun Cao in die Finanzleitung der Konzerneinheit Jiangxi Jinko, deren zugehörige operative Dachgesellschaft und Tochtergesellschaft von JINKOSOLAR, JINKO SOLAR CO., in Kürze ebenfalls am Segment des „STAR MARKETS“ der Börse Shanghai (= Spezial-Marktsegment aufstrebender kleinerer Technologiekonzerne) notiert werden wird.
Der übergeordneten, konzernleitenden Holdinggesellschaft JinkoSolar Holding Co. wird Cao jedoch weiterhin als Direktor erhalten bleiben, so dass die operative Kontinuität von JinkoSolar weiterhin nahezu völlig beibehalten werden dürfte (künftiger neuer CFO: Mengmeng Li, seit 2021 Stellvertretender CFO von JinkoSolar).
Der deutliche Aktienkursaufschlag von JinkoSolar dürfte folglich in der letzten Woche nur technische Gründe nach dem bereits im Oktober 2020 eingeleiteten massiven Aktienkurs-Crash von rd. 90 USD im Tief auf knapp über 28 USD gehabt haben (Schlusskurs 21.05.: 34,10 USD).
Von einem Einstieg in die aktuell mit einem KGV (2023e) von nur rd. 6 bewertete Aktie raten wir trotz dieser optisch günstigen Bewertung charttechnisch jedoch dennoch zumindest so lange ab, bis nicht wenigstens der im Dezember 2020 etablierte, steilere Abwärtstrend unter einer Überschreitung der Marke von ca. 42 - 43 USD deutlich nach oben verlassen wurde.
Unter klassischen internationalen Industrieaktien sorgte in der letzten Woche insbesondere der Titel von HEIDELBERGER DRUCK mit einer Kursexplosion um + 22 % für einen Paukenschlag.
Hintergrund dieses erratischen Kursanstiegs war die anhaltende Begünstigung der Aktie durch die bereits am 11.05. vorab veröffentlichten Umsatzzahlen im Segment der Elektromobilität für das Gesamtjahr 2020/21 (per 31.03.), die die Wachstumserwartungen sowohl des Konzerns wie auch der Analysten bei weitem überstiegen.
So verzeichnete der Umsatz in diesem von HEIDELBERGER DRUCK erst 2018 gegründeten und somit noch sehr jungen Geschäftssegment, nämlich der Herstellung von Ladestationen (Wallboxen) für Elektrofahrzeuge, im Geschäftsjahr 2020/21 unter der gleichzeitigen ebenso erfreulichen Erzielung einer positiven operativen Marge mit über 20 Mio. EUR mehr als eine Verdoppelung, während der Konzernvorstand in diesem Bereich noch im Herbst 2020 lediglich eine Umsatzerzielung von rd. 15 Mio. EUR angepeilt hatte. Mit einem Marktanteil von rd. 20 % sieht sich Heidelberger Druck im Bereich der Wallboxen mittlerweile als ein Marktführer im deutschsprachigen Raum.
Auch im laufenden Geschäftsjahr 2021/22 soll der Umsatz dieser Sparte um über 20 % steigen, wofür eine anhaltend glänzende Nachfrage nach Wallboxen und eine Fertigung rund um die Uhr in einem Drei-Schicht-Betrieb die Voraussetzung bildet.
Daneben entwickelte Heidelberger Druck in dieser Division der Ladestationen zuletzt nun erstmals auch eine sog. Combox, die die Initiierung und Steuerung von Ladevorgängen auch direkt über das Internet ermöglicht, und wofür der Konzern auch schon durch diverse Fachzeitschriften und Messen eine insgesamt durchweg sehr positive Qualitätsresonanz erhielt.
Außerdem will Heidelberger Druck die Herstellung dieser Wallboxen von ihrer bisherigen divisionalen Organisationsstruktur künftig in eine eigens neu gegründete und kapitalisierte Tochtergesellschaft in der Rechtsform einer GmbH überführen, was nach den Aussagen des CEOs Rainer Hundsdörfer langfristig deren nochmalige deutliche Effizienzsteigerung in punkto Schnelligkeit und Flexibilität zur Folge hat.
Auch wenn das Wallboxen-Segment mit seinem Jahresumsatz 2020/21 von rd. 20 Mio. EUR weiterhin nur einen verschwindend geringen Anteil von nur rd. 1 % zum gesamten Konzernumsatz von rd. 1,9 Mrd. EUR leistete, so ist die Aktie dank des durch dies Elektromobilitäts-Thematik weiter klar verbesserten Anlegersentiments nun problemlos über den bei ca. 1,55 EUR liegenden Widerstand des im Oktober 2017 etablierten Abwärtstrends hinausgeschossen (aktueller Kurs: 1,74 EUR).
Bei einem aktuell im Analystenkonsens geschätzten KGV (2023e) von unter 7 können sehr risikobereit bzw. spekulativ eingestellte Anleger daher nun unseres Erachtens kurzfristig weitere (Trading-)Käufe in dem Titel in Erwägung ziehen. Der nächste charttechnische Widerstand ist aktuell bei rd. 2,15 EUR anzusiedeln, danach erst wieder (dies jedoch in einer sehr massiven Ausprägung) bei rd. 2,60 EUR.
Chart: TUI AG
Auch die Aktie der seit dem Corona-Pandemieausbruch stark gebeutelten TUI AG, die am 12.05. ein insgesamt unerwartet schwaches Ergebnis des 2. Quartals 2020/21 (per 31.03.) publizierte (Umsatz von 248 Mio. EUR 26 % unter Analystenkonsens, operativer EBIT-Verlust von - 610 Mio. EUR 2 % unter Analystenkonsens, Verlust vor Steuern von - 672 Mio. EUR mehr als dreimal so hoch, wie von den Analysten geschätzt), erholte sich von dem darauf unmittelbar hiernach eingetretenen massiven Kursdruck in der letzten Woche leicht und legte um + 1 % zu.
Weiterhin hegt TUI große Hoffnungen auf die mit dem nahezu weltweiten Abklingen der 3. Corona-Welle und weiteren Impfausweitungen nun absehbaren zunehmenden Lockdown- und Reiseerleichterungen, die dem Konzern nach eigenen Erwartungen ab dem Sommer nun wieder ein insgesamt sehr dynamisches Tourismusgeschäft bescheren sollten (mit aktuell z.B. wohl unmittelbar wieder bevorstehenden neuen Reise- und Hotelübernachtungsmöglichkeiten in Deutschland, Österreich, der Schweiz, Italien, Griechenland sowie in Teilen Spaniens incl. der Balearen und Kanaren sowie Portugals).
Wir halten diesen Optimismus von TUI durchaus für angebracht und stufen die Aktie auch im Hinblick auf die voraussichtlich nahezu gänzliche Normalisierung des Buchungsaufkommens bei TUI spätestens ab Anfang 2022 mit KGVs (September 2021/22e) und (September 2022/23e) von 18 bzw. 13 derzeit als fair bewertet ein.
Die aktuell mehrheitlich negative Analystenvotierung der Aktie von TUI teilen wir daher mittlerweile nicht mehr und stufen den Titel (wie auch schon zuletzt per 09.05. hier kommentiert) bei entsprechendem Risikobewusstsein bzw. einer Spekulationsbereitschaft der Anleger nunmehr als haltenswert ein.
Im Energie- und Versorger-Bereich schwächte sich die Aktie von E.ON in der letzten Woche hingegen um - 4 % ab, während der Titel des weltgrößten Gasproduzenten und -lieferanten GAZPROM um + 4 % zulegte.
Bei E.ON sorgte nach ihrer unspektakulären Ergebnisvorlage zum 1. Quartal vom 11.05. (4 %iger Umsatzanstieg gegenüber dem Vorjahr unter den Analystenerwartungen, 14 %iger operativer EBIT-Gewinnanstieg leicht darüber) weder die anschließend am 18.05. verkündete Ernennung von Patrick Lammers (ehemaliger CEO eines niederländischen Tochterunternehmens von E.ON) zum neuen Chief Operating Officer (COO), noch die Tags darauf auf der virtuellen Jahreshauptversammlung durch den Vorstandschef Leonhard Birnbaum gemachten Ankündigungen einer jährlichen Dividendenerhöhung um mindestens + 5 % bis ins Jahr 2023 hinein, die Forcierung alternativer sowie digitalisierter Energieversorgungslösungen wie auch die für Herbst 2021 anvisierte Vorlage eines weiteren Strategie-Updates bzw. modifizierter Konzernziele bis 2024 für eine positivere Stimmung der Analysten sowie Anleger.
Sowohl bewertungs- (KGV 2023e rd. 12,5) wie auch charttechnisch erachten wir daher die Aktie des grundsätzlich noch immer recht wachstums- und margenschwachen Konzerns weiterhin als wenig attraktiv und stufen den Titel nach wie vor bestenfalls als langfristig haltens-, wenn nicht gar nach ihrem jüngsten Abprallen vom Chartwiderstand bei 10,70 EUR tradingorientiert verkaufenswert ein.
Chart: E.ON
Die Aktie des russischen weltgrößten Gasgiganten GAZPROM befestigte sich hingegen in der letzten Woche um + 4 %, nachdem das Unternehmen im Vorfeld seines offiziell am 28.05. zur Publikation anstehenden Konzern-Gesamtgeschäftsberichts zum 1. Quartal am 17.05. bekanntgab, dass der Nettogewinn des laufenden Geschäfts dank deutlich erhöhter Gaspreise und verbesserter Absatzbedingungen nun rd. 362,6 Mrd. RUB (= rd. 5,1 Mrd. USD) betragen und damit den höchsten Gewinn seit 9 Quartalen dargestellt habe.
Dies ging nicht nur leicht über die Analystenkonsensschätzung von rd. 5,06 Mrd. USD hinaus, sondern stellte auch einen massiven Gewinnturnaround gegenüber dem 1. Quartal 2020 dar, als der Konzern noch einen Nettoverlust von - 294,7 Mrd. RUB (= rd. - 4,0 Mrd. USD) vermeldet hatte.
Ferner wurde die Aktie von den ergänzenden Meldungen beflügelt, dass sich die Gasproduktion von Gazprom vom 01.01. - 15.05. gegenüber dem Vorjahr beträchtlich um + 15 % erhöht habe und auch deren internationale Exporte im gleichen Zeitraum um fast + 27 % gestiegen seien (Absatz innerhalb Russlands: nur + 18 %).
Und schließlich verbesserte sich in der letzten Woche die Nachrichtenlage um ein möglicherweise nun zeitnah bevorstehendes Bauende der derzeit nach Angaben der Vorstandschefin von Gazprom’s Exporteinheit, Yelena Burmistrova, bereits zu 95 % fertiggestellten Russland-Trans EU-Gaspipeline Nord Stream 2 in zwei weiteren entscheidenden Punkten.
Zum einen genehmigte das Bundes-Seeschifffahrtsamt BSH in der letzten Woche nun die Legung eines weiteren Pipelinestrangs über rd. 2 km in den deutschen Ostsee-Gewässern, so dass auf deutschem Territorium jetzt nur noch 2 Pipelinelinien in Längen über 13,9 bzw. 16,8 km fertigzustellen werden.
Darüber hinaus erwägt die US-Regierung gegenwärtig offenbar stark, angeführt von Präsident Joe Biden, die zuvor schon seit über 2 Jahren von Amtsvorgänger Trump ausgesprochenen Sanktionsdrohungen gegen Russland, jedoch auch die EU-Transitländer und europäischen Nutzer der Pipeline im Falle von deren tatsächlicher Fertigstellung fallen zu lassen, was von politischen Beobachtern vor allem damit erklärt wird, dass der jetzigen US-Regierung offenbar generell weit mehr an einem möglichst ungetrübten geo- und handelspolitischen Einvernehmen mit der EU gelegen ist, als dies noch unter der Trump-Regierung der Fall war.
Sollte dies tatsächlich zutreffen, würde letzterer Sanktionsaufhebungs-Punkt sicher die entscheidende Grundlage für eine nun kommende zügige Fertigstellung von Nord Stream 2 darstellen.
Mit einer sicher auch ebenfalls erfolgenden Anbindung an die Nord Stream 2-Pipeline hat Gazprom außerdem seit letzter Woche nun den Bau der bislang russlandweit größten und selbst auch weltweit einer der volumensstärksten Flüssiggas- (LNG)-Umwandlungsanlagen im Baltischen Meer nahe der Hafenstadt Ust-Luga gestartet, der dem von der russischen Regierung ausgegebenen Ziel dient, ihre Flüssiggasproduktion bis 2035 auf eine Menge von 140 Mio. Tonnen jährlich zu verdreifachen, und damit ihren globalen Weltmarktanteil an der LNG-Herstellung auf ca. 20 % zu steigern.
Trotz dieser derzeit hoch interessanten Geschäftsperspektiven von Gazprom, die natürlich auch von der derzeit klar aufwärtsgerichteten Gaspreisentwicklung unterstützt werden, stufen wir ein Investment in die Aktie selbst für sehr risikobereite bzw. spekulativ eingestellte Anleger charttechnisch derzeit erst ab einem Aktienkurs von über ca. 7,70 USD als möglicherweise aussichtsreich ein, da erst dann der im August 2011 etablierte, fast 10jährige Abwärtstrend der Aktie deutlicher gebrochen wäre.
25.05.2021 - Matthias Reiner - mr@ntg24.de
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