Die jüngsten zahlen von Volkswagen streuen einmal mehr Salz in manche offene Wunde
Die Krise bei Volkswagen spitzt sich zu
Schon seit dem Wochenende finden bei und um Volkswagen hitzige Diskussionen statt, die sich vor allem um mögliche Werksschließungen und Entlassungen im großen Stil drehen. Der Betriebsrat macht schon mal Stimmung und auch die Gewerkschaften rufen zum Widerstand auf. Der Konzern selbst präsentierte am Mittwoch nun Zahlen, die das Ausmaß der Misere noch einmal unterstrichten.
Bei so ziemlich allen wesentlichen Kennzahlen musste Volkswagen (DE0007664039) weitere Rückgänge verzeichnen. Das wichtige Chinageschäft ließ weiter nach. Im dritten Quartal musste man sich bei den Absatzzahlen erstmals als Gesamtkonzern dem lokalen Anbieter BYD geschlagen geben. Es konnten nur noch 1,2 Millionen Fahrzeuge in der Volksrepublik verkauft werden und damit gut 30 Prozent weniger als im Vorjahr. Für das Gesamtjahr könnten die niedrigsten Auslieferungszahlen seit mehr als zehn Jahren drohen.
Etwas besser scheint es für Volkswagen in Europa zu laufen, wo der Auftragseingang sich auf 870.000 Fahrzeuge verbessern konnte. Laut Finanzchef Arno Antlitz werden damit Vorbestellungen aus den Jahren vor Corona übertroffen, welche im Durchschnitt bei 800.000 Autos gelegen hätten. Es ist aber letztlich nur ein schwacher Trost und der Konzern steht auf sehr wackeligen Beinen. Schwer zu wünschen übrig lässt weiterhin die Marge. Bei der Kernmarke VW lag diese zuletzt knapp unter zwei Prozent und damit weit entfernt vom für 2026 ausgerufenen Ziel, welches auf 6,5 Prozent lautet.
Der Gewinn von Volkswagen bricht ein
Unter dem Strich berichtete Volkswagen über Umsätze in Höhe von 78,5 Milliarden Euro und damit 0,5 Prozent weniger als im Vorjahreszeitraum. Der Blick auf den Gewinn verdeutlicht das Margenproblem sehr eindrucksvoll. Das Nettoergebnis wurde auf magere 1,21 Milliarden Euro beziffert, was im Jahresvergleich einem Rückgang um 69 Prozent entspricht. Der Rückgang beim operativen Gewinn wurde auf 42 Prozent beziffert. Zwar hält Volkswagen an der bereits mehrfach nach unten korrigierten Prognose noch fest. Dafür müssten im laufenden Quartal aber über fünf Milliarden Euro an Gewinn erzielt werden.
Zum Teil sind die schwachen Ergebnisse aus dem vergangenen Quartal auch auf Sparmaßnahmen zurückzuführen, mit denen Volkswagen auf lange Sicht wieder auf die Beine zu kommen gedenkt. Wohl auch deshalb reagierten die Anteilseigner recht wohlwollend und die angeschlagene Volkswagen-Aktie konnte sich am Mittwoch sogar um 1,1 Prozent bis auf 89,88 Euro verbessern. Neue Impulse im Chart entstehen dadurch allerdings nicht. Derweil wird der Sparkurs sich wohl weiter fortsetzen.
Volkswagen bestätigte Pläne, konzernweit Gehälter pauschal um zehn Prozent kürzen zu wollen. Darüber hinaus gab es aber keine neuen Informationen zu möglichen Sparplänen. Der Betriebsrat warnte zu Wochenbeginn, dass die Schließung von mindestens drei Werken geplant sei und zudem „zehntausende“ Arbeitsplätze gestrichen werden sollen. Das Management selbst hält sich ob seiner weiteren Vorstellungen sehr bedeckt. Eben dies bringt Volkswagen auch Kritik ein, da nun mehr oder minder sämtliche Beschäftigte aus der Produktion um ihren Job bangen und einer ungewissen Zukunft gegenüberstehen.
Ruhe wird bei Volkswagen so schnell nicht einkehren
Längt ist die Krise bei Volkswagen auch zum Politikum geworden. Es machen Forderungen die Runde, dass das Management Lösungen vorlegen solle, welche ohne Werksschließungen oder den Abbau von Arbeitsplätzen daherkommen. Das ist gut gemeint, führt aber sehr wahrscheinlich ins Leere. Die hohen Produktionskosten von VW sind zu weiten Teilen schlicht nicht mehr konkurrenzfähig. Eine notwendige Verschlankungskurs wurde nach Ansicht vieler Experten über viele Jahre verschleppt.
Aus rein ökonomischer Sicht sind nun umso härtere Maßnahmen möglich, um den gigantischen Konzern wieder auf Kurs bringen zu können. Genau darüber wird in den kommenden Wochen und Monaten sehr wahrscheinlich noch viel gestritten werden und ab Dezember sind auch Warnstreiks wieder möglich. Anleger können sich da sehr wahrscheinlich auf unsichere Zeiten und damit eine erhöhte Volatilität einstellen. Unbedingt attraktiver wird die Volkswagen-Aktie dadurch freilich nicht.
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31.10.2024 - Andreas Göttling-Daxenbichler
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