
Elektroautos gewinnen in China drastisch an Bedeutung, was bei Volkswagen und anderen deutschen Herstellern die Marktanteile schrumpfen lässt
Für Volkswagen spitzt die Lage sich immer weiter zu
In Europa und vor allem in Deutschland erleben wir im E-Auto-Sektor derzeit eine mittelschwere Flaute. Nach dem Wegfall von staatlichen Förderungen waren die Zulassungszahlen rückläufig und Verbrenner feierten eine kleine Renaissance. Diskutiert wird schon über ein Aufweichen oder Abschaffen des für 2035 anvisierten Verbrenner-Aus. Im zweitgrößten Automarkt der Welt in China könnte die Ausgangslage kaum unterschiedlicher ausfallen.
Wie das „Handelsblatt“ berichtet, sind Elektroautos dort weiter auf dem Vormarsch, und das in einem atemberaubenden Tempo. Im ersten Halbjahr des laufenden Jahres nahmen die Absätze um 1,1 Millionen Einheiten oder 38 Prozent zu. Im selben Zeitraum verkauften sich zwölf Prozent weniger Verbrenner, was einem Rückgang von 775.000 Fahrzeugen entspricht. Der Marktanteil der Verbrenner schrumpfte damit auf nur noch 59 Prozent zusammen. Vor vier Jahren standen hier noch 94 Prozent und damit nahezu völlige Dominanz.
Dieser Trend wird sich nach Ansicht von Experten weiter fortsetzen. Zwar verteilen die restlichen Marktanteile sich nicht nur auf reine Elektroautos, sondern auch auf Plug-in-Hybride. Doch ungeachtet dessen ist die rapide ablaufende Mobilitätswende im Reich der Mitte vor allem ein Problem für ausländische Anbieter wie Volkswagen (DE0007664039). Denn bei Plug-in-Hybriden und reinen Elektrofahrzeugen setzen sich vor allem heimische Anbieter wie BYD durch. Bei VW hingegen bewegen die Verkaufszahlen sich rasant in Richtung Süden.
Volkswagen auf dem absteigenden Ast
Mit seinen Joint-Ventures in China, Saic und FAW, verdiente Volkswagen im ersten Halbjahr 2024 nur noch magere 0,8 Milliarden Euro. Im Jahr 2018 konnten hingegen noch 4,6 Milliarden Euro als Betriebsergebnis verbucht werden. Seither geht es kontinuierlich bergab und eine Trendwende scheint sich nicht abzuzeichnen. Auch andere deutsche Hersteller wie BMW oder Mercedes-Benz leiden unter signifikanten Absatzrückgängen auf dem wichtigen chinesischen Markt, welcher vor einigen Jahren noch als größter, teilweise sogar einziger Wachstumstreiber galt.
Zurückführen lässt sich die Schwäche von Volkswagen und Co. im Besonderen auf den Vorsprung chinesischer Hersteller bei Technologie und Ausstattung. Fahrzeuge von BYD oder Nio lassen sich schon als Smartphone auf Rädern bezeichnen. Ausgestattet mit Smart Cockpits bombardieren sie ihre Nutzer mit allen nur erdenklichen Informationen und binden Smartphones der Kunden selbstredend direkt mit ein. Zudem erwarten chinesische Kunden autonome Fahrsysteme, welche von vielen deutschen Autobauern lange Zeit sträflich vernachlässigt wurden.
Konzentriert haben sich internationale Hersteller zudem lange Zeit auf das Premiumsegment mit seinen verlockenden Margen. Bei günstigeren Modellen steht man nun in China schon fast mit heruntergelassenen Hosen da und überlässt Vertretern wie dem BYD Seagull das Feld. Doch das wirklich deprimierende an der momentanen Ausgangssituation ist, dass Volkswagen und andere europäische Hersteller keinerlei Anzeichen für Besserung bieten können.
Volkswagen in der Misere
Es spricht daher alles dafür, dass die Umsätze und Gewinne von Volkswagen in den kommenden Jahren weiter schrumpfen werden, und darauf haben die Anteilseigner sich schon längst eingestellt. Der Aktienkurs pendelte sich am Donnerstag trotz kleinerer Erholungen bei müden 94,68 Euro ein. Auf Jahressicht sind Verluste von fast 18 Prozent zu beklagen. Seit den Höchstständen im Jahr 2021 ging es sogar um mehr als 60 Prozent zurück. Der Abwärtstrend ist auch aus charttechnischer Sicht weiterhin intakt.
Vollkommen überraschend kommt all das nicht. Seit Jahren schon warnen Experten davor, dass deutsche Autobauer gegenüber ihren chinesischen Kontrahenten ins Hintertreffen geraten. Investitionen in die Elektromobilität wurden teils verschlafen oder führten in die falsche Richtung. Massive Probleme hat Volkswagen seit jeher mit seiner Software, die in China nicht selten kaufentscheidend sein kann. Richten soll es eine Kooperation mit dem US-Autobauer Rivian. Das Vertrauen der Anleger in eine Verbesserung scheint sich aber doch eher in Grenzen zu halten.
Volkswagen AG Vz.-Aktie: Kaufen oder verkaufen?
Die neuesten Volkswagen AG Vz.-Zahlen sprechen eine klare Sprache: Dringender Handlungsbedarf für Volkswagen AG Vz.-Aktionäre. Lohnt sich aktuell ein Einstieg oder sollten Sie lieber verkaufen?
Konkrete Empfehlungen zu Volkswagen AG Vz. - hier weiterlesen...
16.08.2024 - Andreas Göttling-Daxenbichler
Auf Twitter teilen Auf Facebook teilen
Informiert bleiben - Wenn Sie bei weiteren Nachrichten und Analysen zu einem in diesem Artikel genannten Wert oder Unternehmen informiert werden möchten, können Sie unsere kostenfreie Aktien-Watchlist nutzen.
Folgende Artikel könnten Sie auch interessieren
Ihre Bewertung, Kommentar oder Frage an den Redakteur
Haftungsausschluss - Die EMH News AG übernimmt keine Haftung für die Richtigkeit der Empfehlungen sowie für Produktbeschreibungen, Preisangaben, Druckfehler und technische Änderungen. (Ausführlicher Disclaimer)