Der Sparkurs bei Volkswagen wird sich wohl ausweiten und das Unternehmen schreckt nun auch vor drastischen Maßnahmen nicht länger zurück
Bei Volkswagen kündigt sich ein heißer Herbst an
Um Volkswagen ist es allem Anschein nach noch schlechter bestellt, als es ohnehin schon den Anschein machte. Besonders die Kernmarke des Konzerns schwächelt. Im ersten Halbjahr konnte jene nur noch eine Marge von 2,3 Prozent erreichen und weniger als eine Milliarde Euro zum Konzerngewinn beitragen. Darauf soll nun reagiert werden, indem ein bereits laufendes Sparprogramm nochmals erweitert wird. Über teils harte Maßnahmen sprach VW-Chef Oliver Blume am Montag bei einer Managementveranstaltung in Isenbüttel.
Für besonders viel mediales Aufsehen sorgte die Ankündigung, die eigentlich noch bis 2029 geltende Beschäftigungsgarantie aufzukündigen und damit den Weg für betriebsbedingte Kündigungen freizumachen. Bisher setzte Volkswagen (DE0007664039) vor allem auf Altersteilzeitprogramme und Abfindungen, um die hohen Personalkosten zu reduzieren. Dies reiche aber nicht länger aus. Angestrebt wird bei der Kernmarke VW, die Marge bis 2026 auf 6,5 Prozent zu steigern. Um dieses Ziel auch erreichen zu können, soll nun noch einmal massiv nachgesteuert werden.
Konkrete Zahlen nannte Konzernlenker Oliver Blume dazu wohl noch nicht. Laut einem Bericht des „Handelsblatt“ erwarten Insider aber, dass auf bereits eingeplante zehn Milliarden Euro an Kosteneinsparungen noch einmal vier bis fünf Milliarden Euro hinzukommen könnten. Dass derartige Ziele nicht mit kleineren Anpassungen erreicht werden können, dürfte klar sein. Dementsprechend schienen bei Volkswagen nun sämtliche Tabus zu fallen.
Volkswagen ohne Standortgarantien
Auch die Schließung von deutschen Standorten wird im Management offenbar freiherzig diskutiert. Entscheidungen wurden noch nicht getroffen, doch mit der Angelegenheit vertraute Personen wollen erfahren haben, dass mindestens ein deutsches Werk dem Rotstift zum Opfer fallen solle. Dabei könnte es sich um einen kleineren Standort, aber durchaus auch um eine große Fabrik handeln. Letztlich führt für Volkswagen um sinkende Personalkosten kein Weg vorbei, stiegen jene bei VW doch laut Konzernangaben zuletzt auf über 50 Milliarden Euro. Doch einfach wird es nicht, hier größere Veränderungen auf den Weg zu bringen.
Die Arbeitnehmerseite bringt sich schon mal in Stellung und kündigt harten Widerstand gegen die Sparpläne an. Der Betriebsrat sprach in einem internen Schreiben von einem „Angriff“ auf Beschäftigung, Standorte und Tarifverträge, wogegen man sich „erbittert“ zur Wehr setzen wolle. Betriebsratsvorsitzende Daniela Cavallo ließ wissen, dass mir ihr keine Standortschließungen zu machen seien. Ähnlich kampflustig äußerte sich die IG Metall, welche im Herbst über einen neuen Tarifvertrag mit Volkswagen verhandelt. Dort wird von einem unverantwortlichen Plan des Managements gesprochen, welcher die Grundfeste des Unternehmens erschüttere.
Für Oliver Blume ist es also ein großes Wagnis, bei den Sparplänen mehr oder minder sämtliche rote Linien fallen zu lassen und auf Konfrontationskurs mit den Arbeitnehmervertretern zu gehen. Darin zeigt sich aber vielleicht ein Stück weit auch die Verzweiflung, die derzeit bei der Marke VW herrscht. Die Kosten steigen, das Geschäft in China läuft nicht mehr rund und die Konkurrenz tritt immer aggressiver und mit ständig neuen Rabatten auf. In diesem Umfeld ohne drastische Sparmaßnahmen die Margen zu steigern, scheint ein Kampf gegen Windmühlen zu sein.
Die Anleger werden optimistischer
Begrüßt wird das beherzte Vorgehen von Volkswagen derweil bei den Aktionären, welche die schwer angeschlagene Aktie am Montag um immerhin 1,25 Prozent bis auf 97,38 Euro in die Höhe beförderten. Schon länger wünschen die Anteilseigner sich einen konkreten und überzeugenden Plan für Kostensenkungen. Dieser dürfte nun immer mehr Gestalt annehmen, denn in den kommenden Tagen stehen noch weitere wichtige Termine an.
Immer neue Sparmaßnahmen bleiben allerdings auch ein Stück weit ein Warnsignal. Gerüchten zufolge will VW wohl auch bei neuen Modellen den Rotstift ansetzen oder solche nach hinten verschieben. In einer solchen Gemengelage fehlt es an Wachstumszeichen und damit auch an einem klaren Ausblick auf einen nachhaltigen Aufwärtstrend an der Börse.
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03.09.2024 - Andreas Göttling-Daxenbichler
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