Die Fronten zwischen IG Metall und Volkswagen bleiben verhärtet und von einer Annäherung ist bisher nicht ansatzweise etwas zu spüren
Muss sich Volkswagen bald auch noch mit Streiks herumschlagen?
Volkswagen und die Gewerkschaft IG Metall begannen kürzlich mit neuerlichen Tarifverhandlungen, welche von Beginn an unter keinem guten Stern standen. Anfang des Monats verkündete der Autobauer, seine Sparpläne auszuweiten und schließt seither auch Werksschließungen in Deutschland nicht mehr aus. Zudem wurde die Beschäftigungsgarantie aufgekündigt. An den Sparplänen hält der Konzern unverändert fest.
Dies gab Volkswagen (DE0007664039) nun auch den Gewerkschaftern zu verstehen, wie das „Handelsblatt“ berichtet. Jene fordern Lohnerhöhungen in Höhe von sieben Prozent und einer Verlängerung der Beschäftigungsgarantie bis ins Jahr 2030. Dafür kann sich das Management allerdings nicht ansatzweise erwärmen und verweist auf die großen Herausforderungen, mit denen man aktuell konfrontiert sei.
Die Absatzzahlen von Volkswagen schwächeln, was die Kernmarke im Besonderen betrifft. Vor allem in China befindet jene sich auf dem absteigenden Ast. Im Reich der Mitte erleben E-Autos und Hybridfahrzeuge einen steilen Aufstieg. Mehr als die Hälfte aller verkauften Autos verfügt über eine dieser beiden Antriebsformen. Verbrenner hingegen sind immer weniger gefragt. Volkswagen scheint diesen Trend schwer verschlafen zu haben, denn wirklich erfolgreich ist Volkswagen in China bislang nur mit seinen klassischen Verbrennern. Derweil lassen auch die Verkaufszahlen in Europa zu wünschen übrig.
Volkswagen: Unversöhnlich!
Während Volkswagen selbst daraus zwingende Sparmaßnahmen ableitet, um die Margen künftig wieder in höhere Regionen zu bewegen, spricht IG-Metall davon, dass „Gewinn-Geier“ über den Werken kreisen würden. Man wolle um jeden Preis verhindern, dass der Konzern dem „Turbo-Kapitalismus“ verfalle. Kritik gibt es nicht nur für die ablehnende Haltung rund um Lohnerhöhungen. Auch dass der Konzern bislang noch keine konkreten Informationen über die Anzahl betriebsbedingter Kündigungen teilte oder ankündigte, welche Werke konkret geschlossen werden könnte, stößt vielen in der Belegschaft sauer auf.
Mit Blick nach vorne gibt die Gewerkschaft sich kämpferisch. Das Volkswagen-Management habe den Unternehmensfrieden mit der Ankündigung massiver Sparpläne aufgekündigt. Verhandlungsführer Thorsten Gröger rät dem Management, sich den 1. Dezember schon einmal rot im Kalender zu markieren. Ab diesem Tag seien Warnstreiks möglich. Aktuell gilt noch eine Friedenspflicht zwischen Unternehmen und Gewerkschaft.
Unter dem Strich zeigt sich, dass die Arbeitnehmervertreter zu Zugeständnissen kaum bereit sind und durch immer größere Sparpläne nur noch mehr aufgestachelt zu werden scheinen. Ein Kahlschlag soll unbedingt vermieden werden und auch Werksschließungen tragen die Gewerkschaften nicht mit. Auf Volkswagen dürfte ein mehr als heißer Herbst zukommen. Das Unternehmen kann sich dem Sparzwang kaum entziehen, da auf fundamentaler und konjunktureller Seite keine plötzliche Renaissance abzusehen ist.
Das könnte hässlich werden
Ob und wann sich Management und Gewerkschaften noch einmal zusammenraufen können, steht aktuell in den Sternen. Das bedeutet für die ohnehin leidgeplagten Anteilseigner, dass wohl noch mehr Unsicherheit in die Volkswagen-Aktie hineinkommen wird. Beide Seiten werden letztlich Kompromisse eingehen müssen. Die Werke sind schon seit Längerem kaum noch ausgelastet. Hauptsächlich in China und Deutschland übersteigen die Kapazitäten die tatsächlichen Absatzzahlen deutlich. Konzernchef Oliver Blume erwartet daher Zugeständnisse und eine „deutliche Bewegung“ auf Seiten der IG-Metall, um auf Kostenseite Fortschritte machen zu können.
Insidern zufolge muss Volkswagen aktuell noch weitere vier Milliarden Euro einsparen, um die für 2026 ausgelobten Sparziele erreichen zu können. Wie dies ohne harte Einschnitte möglich sein soll, ist kaum vorstellbar. Bislang fehlende Kompromissbereitschaft auf beiden Seiten deutet darauf hin, dass die Reibereien so schnell kein Ende finden werden. Die Volkswagen-Aktie reagierte letztlich am Mittwoch mit Verlusten und gab um 1,2 Prozent bis auf 93,12 Euro nach. Ein Ende der tiefen Krise ist nicht in Sicht und so ist es auch keine Schande, weiterhin auf der Seitenlinie zu bleiben.
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26.09.2024 - Andreas Göttling-Daxenbichler
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