
Volkswagen will wohl Audi-Werk in den USA errichten, Mercedes-Benz leidet weiterhin unter US-Zöllen, auch bei Porsche und BMW dürfte sich Ungeduld breitmachen
Von der Zolleinigung zwischen den USA und der EU ist noch nicht viel zu sehen
Einmal mehr sorgte Donald Trump am Mittwoch für recht bizarre Schlagzeilen. In einem Fernsehinterview behauptete er felsenfest, dass Investitionszusagen von 600 Milliarden US-Dollar von der EU ohne jedwede Bedingungen abgegeben wurden. Er könne mit dem Geld machen, was er wolle. Das scheint kaum vorstellbar und kurze Zeit später widersprach ein Sprecher dieser Darstellung auch. Trump drohte derweil damit, Zölle auf 35 Prozent zu erhöhen, sollte die EU sich nicht an die Absprachen halten, und das während Trump selbst die Vereinbarung mit Füßen zu treten scheint.
Denn eigentlich sah das Abkommen vor, dass ab 1. August Zölle für Autoimporte aus der EU von 27,5 auf 15 Prozent sinken würden. Knapp eine Woche später hatte sich allerdings noch nichts in diese Richtung getan. Erst am Donnerstag wurde eine entsprechende Erklärung veröffentlicht und im Handel am Mittwoch gab es an den Märkten noch viele große Fragezeichen. Das war ein großes Problem für Unternehmen wie Volkswagen (DE0007664039).
Vielleicht ist es nicht die schlechteste Idee, sich auf Zusagen des US-Präsidenten nicht allzu sehr zu verlassen und stattdessen nach alternativen Plänen zu suchen. Dazu könnte ein erstes Werk der Marke Audi in den USA zählen. Laut einem Bericht des „Handelsblatts“ unter Verweis auf drei Insider laufen wohl schon entsprechende Planungen. Die Produktionskapazität soll wohl bei 100.000 bis 200.000 Fahrzeugen liegen. Die Anleger reagierten einigermaßen optimistisch und die Volkswagen-Aktie verbesserte sich um 0,8 Prozent auf 91,06 Euro.
Porsche setzt weiterhin auf 15 Prozent
Ein Szenario ohne sinkende Zölle würde sich auch für die Porsche AG (DE000PAG9113) zunehmend zu einem handfesten Problem entwickeln. Schließlich senkte der Sportwagenbauer erst in der vergangenen Woche die Prognose und gründete die weiteren Aussichten explizit auf die ausgehandelten US-Zölle in Höhe von 15 Prozent. Mit jedem Tag, an dem höhere Aufschläge verlangt werden, wackelt die ohnehin schwache Prognose also weiter.
Porsche selbst verlässt sich aber allem Anschein nach weiter darauf, dass das Zollabkommen noch in die Tat umgesetzt wird und auch die Anteilseigner strahlen einen verblüffenden Optimismus aus. Trotz der mauen Aussichten konnte die Aktie der Porsche AG gestern um etwas mehr als zwei Prozent auf 44,68 Euro zulegen. Bleibt eigentlich nur zu hoffen, dass wir uns nicht gerade schon auf die nächste unangenehme Überraschung zubewegen.
Eine wichtige Sache für Mercedes-Benz
Gewünscht sei dies auch allen Anlegern mit Anteilsscheinen von Mercedes-Benz (DE0007100000) im Depot. Denn der Stuttgarter Autobauer bezeichnete das Zollabkommen unlängst höchstselbst als eine „wichtige Erleichterung für die deutsche Automobilindustrie“. Sollte das Ganze also kippen, würden die Aussichten sich schlagartig eintrüben. Dabei ist es auch vollkommen gleich, ob das Ganze aufgrund von gebrochenen Versprechen oder einer bloßen Laune des US-Präsidenten scheitern würde. Die hiesige Autoindustrie verlässt sich fest darauf, dass die Angelegenheit über die Bühne geht.
Fast schon trotzig werden die Aktien aus der Branche mit steigenden Kursen bedacht und Mercedes-Benz bildete dabei am gestrigen Mittwoch keine Ausnahme. Ein Plus von einem Prozent beförderte den angeschlagenen Titel auf immerhin 49,92 Euro. Vielleicht sind die aktuellen Sorgen aufgrund von Trumps Untätigkeit und fragwürdiger Aussagen überzogen, das soll an dieser Stelle gar nicht ausgeschlossen werden. Doch hat der Republikaner wahrlich oft genug unter Beweis gestellt, dass bei ihm nur auf wenig wirklich Verlass ist.
BMW reiht sich ein
Bei der Aktie von BMW (DE0005190003) zeigt sich ein ähnliches Bild. Das Unternehmen hatte unter US-Zöllen schwer zu leiden und sie gelten als einer der wichtigsten Gründe dafür, dass die jüngsten Ergebnisse unterhalb der Erwartungen lagen. Es wird nun aber auf bessere Zeiten gesetzt und so strebte die Aktie gestern um 1,2 Prozent auf 84,74 Euro in Richtung Norden. Die Hoffnung schein für den Moment noch zu tragen.
Das können zumindest die Analysten der Deutschen Bank auch sehr gut nachvollziehen. Dort wird an der Kaufempfehlung sowie am Kursziel in Höhe von 90 Euro festgehalten. Die Experten vermuten, dass BMW der einzige deutsche Autobauer sein könnte, der im vergangenen Jahr seinen Investitionshöhepunkt erreicht hat und so für erfreuliche Entwicklungen bei Erträgen sowie Cashflow sorgen kann. Zölle finden in der Studie keine weitere Beachtung.
Das muss jetzt klappen
Es vergeht nur selten ein Tag, an dem Donald Trump nicht in irgendeiner Weise poltert, droht oder beider und noch mehr tut. Vielleicht haben die Märkte sich daran einfach gewöhnt und so kommt es nicht direkt zu panikartigen Reaktionen, wenn es mal wieder fragwürdige Aussagen gibt. Das scheint aktuell belohnt zu werden. Am heutigen Donnerstag um 6:01 Uhr hiesiger Zeit wurden die neuen Zölle zwischen zehn und 50 Prozent doch noch besiegelt. Allerdings zieht das nochmal einen ganz anderen Rattenschwanz nach sich.
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07.08.2025 - Andreas Göttling-Daxenbichler
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