
Beim freiwilligen Stellenabbau macht Volkswagen offenbar gute Fortschritte, doch der Sparkurs ist noch längst nicht am Ende
Weniger Mitarbeiter sollen bei Volkswagen zu mehr Profitabilität führen
Nach hartem Kampf und mit großem Medienecho einigten sich Volkswagen und der Betriebsrat vor einer Weile auf ein Sanierungsprogramm, mit dem alle Beteiligten leben können. Gefürchtete Werksschließungen sind seither vom Tisch und auch betriebsbedingte Kündigungen wird es nicht geben. Der dringend notwendige Stellenabbau wird stattdessen auf freiwilliger Basis vorangetrieben, und dies offenbar auch recht erfolgreich.
Wie im „Handelsblatt“ zu lesen ist, wurden bereits Austritte mit rund 20.000 Angestellten bis zum Jahr 2030 festgemacht. Personalvorstand Gunnar Kilian ließ wissen, dass damit schon über die Hälfte des geplanten Abbaus von 35.000 Stellen erreicht sei. Man gibt sich daher zuversichtlich, den Rest auch noch eintüten zu können.
Offenbar erfolgt der Abgang bisher vor allem über Altersteilzeit. In diesem Modell arbeiten Angestellte zunächst normal weiter, bleiben aber nach der Hälfte der Laufzeit zu Hause. Kommt es dabei zu einem vorzeitigen Renteneintritt, gleicht Volkswagen (DE0007664039) Abschläge bei der gesetzlichen Rente zur Hälfte aus. Dazu kommt ein sehr umfangreiches Abfindungsprogramm, bei dem es für Tarifangestellte mindestens 17.700 Euro für ein Ausscheiden aus dem Unternehmen gibt. Bei langer Betriebszugehörigkeit kann der Betrag sogar auf über 400.000 Euro anwachsen.
Volkswagen pickt die Rosinen heraus
Das sorgt dafür, dass der Stellenabbau zunächst enorme Kosten verursacht, welche Volkswagen jedoch als einmalige Investition verbuchen dürfte. Vielleicht auch damit das Ganze nicht überhandnimmt, setzt der Konzern beim Stellenabbau auf eine „doppelte Freiwilligkeit“. Sowohl Angestellte als auch Volkswagen müssen einem Rücktritt zustimmen. Auf diese Weise soll auch verhindert werden, dass zu viele wichtige Fachkräfte sich in den Vorruhestand verabschieden. Der Stellenabbau erfolgt also gezielt und nicht mit der sinnbildlichen Kettensäge.
Am Ziel angekommen ist Volkswagen freilich noch nicht und abseits des Personals soll es auch anderswo noch Kosteneinsparungen sowie Verbesserungen der Effizienz geben. Marken-Finanzvorstand David Powels zufolge gebe es weiterhin strukturelle Probleme. Investitionen seien zu hoch und die Renditen speziell bei Elektroautos zu gering. Diese Schieflage gelte es zu korrigieren, um wieder erfolgreich wirtschaften zu können. Powels Ausführungen lassen darauf schließen, dass es sich um ein eher langfristiger Vorhaben handeln dürfte. Die Notwendigkeit dafür lässt sich aber kaum abstreiten.
Im vergangenen Quartal lag die Profitabilität der Kernmarke VW bei nur noch 0,5 Prozent. Abfindungskosten drückten den Wert zwar merklich nach unten, was aber nicht als alleinige Ausrede herhalten kann. Das einst für 2026 angekündigte Renditeziel in Höhe von 6,5 Prozent wurde auf 2029 aufgeschoben. Ohne wenigstens akzeptable Margen sind für Anleger auch Berichte über steigende Absatzzahlen nur sehr eingeschränkt ein Grund zur Freude. Volkswagen muss es gelingen, mit seinen Autoverkäufen wieder mehr Geld zu verdienen. Nur dann wird die Aktie auch wieder höhere Regionen ansteuern können.
Volkswagen kämpft weiter
Zuletzt feierte Volkswagen mit seinen E-Autos in Europa durchaus Erfolge und steigerte die Absatzzahlen im Vergleich zum Vorjahr kräftig. Allerdings ist dies zuvorderst auf Flottenkunden zurückzuführen, während die Stromer bei Privatverbrauchern, bei denen Margen in der Regel höher ausfallen, noch immer eher unbeliebt sind. Vielleicht können neue staatliche Förderungen hier ein wenig Rückenwind geben. Solche sind immerhin im Gespräch und teils sogar in Gesetzesentwürfe gegossen. Spürbare Auswirkungen auf Volkswagen hat das aber auch nicht.
Letztlich kann Volkswagen sich auch nicht darauf verlassen, dass die Politik alles richten wird. Das Unternehmen wird wohl noch einige Jahre damit kämpfen, die eigenen Strukturen auf die heutige Zeit einzustellen und damit sowohl hohe Stückzahlen als auch hohe Renditen zu erzielen. Die erzielten Fortschritte sind durchaus beachtenswert, aber noch kein Grund zum Jubeln. Das scheinen die Anleger ähnlich einzuschätzen. Die Volkswagen-Aktie notierte am Dienstag zu Handelsschluss bei 94,10 Euro und damit immerhin 7,7 Prozent höher als zu Jahresbeginn.
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04.06.2025 - Andreas Göttling-Daxenbichler
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