Zalando gerät aus mehreren Richtungen unter Beschuss, was den Aktienkurs zuverlässig in die Tiefe befördert
Keine guten Neuigkeiten für den Modehändler
Anleger von Zalando hatten am Dienstag wenig zu lachen. Nicht nur die schlechte Marktstimmung setzte dem Titel zu. Dazu gesellten sich schwache Vorgaben von der Konkurrenz und eher schlechtgelaunte Analysten. Unter dem Strich ergab sich daraus eine klare Fortsetzung des Abwärtstrends, welcher den Aktienkur in neue Untiefen zu reißen droht.
Belastet wurde Zalando (DE000ZAL1111) jüngst durch eine Einschätzung der Deutschen Bank. Dort reduzierte der Analyst Adam Cochrane das Kursziel für den Modekonzern deutlich auf nun nur noch 31,50 Euro. Das ist zwar noch immer deutlich mehr als der letzte Schlusskurs. Es wird aber in den kommenden Monaten vor eher schwierigen Aussichten bei den Umsätzen gewarnt, was bei den Aktionären letztlich einen größeren Eindruck zu hinterlassen schient. Dafür gibt es auch gute Gründe.
Denn bei der Konkurrenz scheint es momentan alles andere als rund zu laufen. In Großbritannien sprach der Modehändler Boohoo eine Umsatzwarnung an die Aktionäre aus. Die Einnahmen im laufenden Geschäftsjahr sollen sich demnach um 12 bis 17 Prozent verringern. Zuvor wurde ein Minus von 10 bis 15 Prozent in Aussicht gestellt. Damit erhalten die Börsianer letztlich einen klaren Beleg dafür, dass die Konsumlaune noch immer überschaubar ausfällt, und das kurz vor dem wichtigen Weihnachtsgeschäft.
Schlechte Stimmung bei Zalando
Das Timing für schlechte Neuigkeiten im Doppelpack hätte kaum unpassender sein können und so erlebte die Zalando-Aktie am gestrigen Feiertag eine regelrechte Klatsche. Um 5,3 Prozent rasselte der Titel abwärts und landete dadurch bei nur noch 20,46 Euro. Dass die Bären sich (noch) nicht an die 20-Euro-Marke herangewagt haben, dürfte für den Moment die einzige positive Nachricht sein. Ansonsten wirkt der Chart aber schwer angeschlagen.
Ohne ein schnelles Gegensteuern der Käufer droht der Rutsch in Richtung 52-Wochen-Tief, welches bei 19,42 Euro zu verorten ist. Darunter dürfte die Zalando-Aktie nur wenig vor dem freien Fall aufhalten. Leider gibt es aber nur wenige Argumente, die jetzt für eine schnelle Gegenbewegung sprechen würden. Zu mager sind die weiteren Aussichten; zu erdrückend die ominpräsenten Zins- und Konjunktursorgen. Es droht ein schlappes Geschäft zum Jahresende und zumindest manch einer zieht die bisherigen Prognosen schon offen in Zweifel.
Gerade die nächsten Monate dürften für die Zalando-Aktie entscheidend sein. Bisher gab es im laufenden Jahr vor allem Enttäuschungen zu sehen. Die Kosten steigen, die Margen sinken und angesichts von Reallohnverlusten in weiten Teilen der Bevölkerung hält sich die Nachfrage nach exklusiver Designermode eher in Grenzen. Sollte dieses Muster sich auch in die Weihnachtszeit hineinziehen, könnte auf Zalando der nächste Schlag unter die Gürtellinie warten. Da ist es Anlegern kaum zu verdenken, zunächst noch vorsichtig zu agieren.
Die Hoffnung stirbt zuletzt
Als wäre all das nicht schon genug, machte Zalando auch das Wetter nach Einschätzung von Experten zu schaffen. Der bisher ungewöhnlich warme Herbst hat eher zu einer geringen Nachfrage nach wohlig-warmen Mänteln, festen Stiefeln und dergleichen mehr geführt. Immerhin machten Meteorologen in dieser Hinsicht Hoffnung auf den Winter. Jener könnte bisherigen Prognosen zufolge nur etwas wärmer als gewöhnlich und besonders nass ausfallen. Vielleicht deckt sich die Bevölkerung dann auch wieder mit frischer Kleidung ein.
Ohnehin stirbt die Hoffnung stets zuletzt und bei Zalando glaubt manch einer noch an den Turnaround. Letztlich sind unschöne Signale der Konkurrenz noch kein Todesurteil und der deutsche Händler hat bereits daran gearbeitet, Kosten zu senken. Darüber hinaus gestalten sich Prognosen für das wichtige Weihnachtsgeschäft stets als schwierig. Eine positive Überraschung ist da kein Ding der Unmöglichkeit. Ob die geringe Bewertung jetzt schon ein Argument für Zukäufe ist, kann aber nur jeder für sich selbst entscheiden. Die Risiken sind definitiv nicht zu unterschätzen.
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04.10.2023 - Andreas Göttling-Daxenbichler
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