BÖRSE TO GO mit Microsoft, Novartis und BB Biotech
Sollte die Berichtssaison bereits wieder vergessen werden?
Guten Morgen,
der beste Rat für den Verlauf der Berichtssaison lautet: wegschauen! Bislang findet ein Wechselbad der Gefühle statt, mit bislang auch teilweise starken Übertreibungen in die eine oder andere Richtung, insbesondere wenn Erwartungen enttäuscht wurden. Bestes Beispiel ist SAP, wo im Verlauf des gestrigen Handelstags 13 Mrd. Euro Börsenwert verdampften. Die Zahlen hatten wir an dieser Stelle bereits kommentiert und auch zum Abwarten geraten. Dabei bleibt es in allen Fällen.
Enttäuschungskurse und Überreaktionen sind das Spiegelbild der allgemeinen Verunsicherung, welche derzeit das Parkett beherrscht. Es wird zu viel Staub aufgewirbelt und dieser muss sich erst einmal legen. Konkret: Nachdem alle Zahlen auf dem Tisch liegen, und das dauert noch ca. 10 Tage, wird allerorts neu gerechnet und sortiert und die Favoriten für das 2. Halbjahr gesucht. Es gibt also keinen Grund zur Eile oder Hektik. Allerdings muss der DAX langsam aufpassen, dass er durch die strukturellen Schwächen zum einen und den Enttäuschungen zum anderen nicht aus dem Rahmen fällt. Die relative Schwäche des deutschen Performance-Index im Vergleich zur Wall Street wird immer offensichtlicher und nimmt diese zu, droht in den kommenden Tagen sogar der Ausbruch aus dem mittelfristigen Aufwärtstrend.
BOEING strengt sich an, einen finanziellen Schlussstrich unter seine Krise zu ziehen. Angesichts der Flugverbote für die Baureihe 737 Max hat BOEING nun eine milliardenschwere Abschreibung in Höhe von 4,9 Mrd. Dollar (4,4 Mrd. Euro) nach Steuern in der Bilanz angekündigt. Ob und wann BOEINGs 737-Max-Serie wieder abheben darf, bleibt unklar. Die Aktie zeigt sich aber relativ stabil und baut weiter am technischen Boden. Wir hatten den Wert unmittelbar nach den Flugverboten aufgenommen und warten nun ab, ehe wir zukaufen. Es fehlt noch der technische Abschluss der Bodenbildung.
Positives Kontrastprogramm
Während SAP trotz starkem Cloud-Geschäftes die Anleger enttäuschte, lieferte der große Konkurrent MICROSOFT ein positives Kontrastprogramm. Die Softwareschmiede, die sich in den vergangenen Jahren faktisch komplett neu erfunden hat, konnte dank der florierenden Cloud-Sparte den Gewinn im letzten Quartal um 49 % auf 13,2 Milliarden Dollar steigern. Darin enthalten waren zwar auch 2,6 Milliarden Dollar aus einer Steuergutschrift. Doch selbst auf bereinigter Basis legte das Ergebnis um 20 % zu.
Wie wichtig das Cloud-Geschäft ist, zeigte sich an den konkreten Umsatzzahlen beim Flaggschiff-Produkt, der Azure-Unternehmensplattform. Hier ergab sich ein erneutes hohes Umsatzplus von 64 %. Allerdings muss man dies im Auge behalten. Denn im Vorjahreszeitraum hatte das Wachstum noch 89 % und im Vorquartal 73 % betragen. Noch will faktisch keiner hier eine dauerhaft abnehmende Dynamik diagnostizieren, aber man sollte einen Blick drauf behalten. MICROSOFT profitierte allerdings auch davon, dass in seinen anderen Sparten das Geschäft ebenfalls sehr gut lief. Die Web-Version seines Büroprogramms Office konnte bspw. um 31 % zulegen. Auf Konzernebene steigerte sich der Umsatz um 12 % auf 33,7 Milliarden Dollar. Dies und auch der Gewinn lagen über den Markterwartungen.
Damit steigt nun die Spannung, ob MICROSOFT aus diesen Zahlen frischen Rückenwind für seinen bisherigen Aufwärtstrend ziehen kann. Schließlich ist die Aktie momentan die einzige auf der Welt, die einen Börsenwert von mehr als 1 Billion Dollar aufzuweisen hat. Für unsere Dispositionen gilt: Weiter investiert bleiben.
Licht und Schatten in der Schweiz
Nach Europa und dort in die Schweiz. Wir hatten schon in der letzten Ausgabe des Zürcher Trends die NOVARTIS-Zahlen angekündigt. Der Schweizer Pharmagigant konnte allerdings hier deutlich besser abschneiden als erwartet. Statt der prognostizierten Umsatzrückgänge meldete der Konzern ein Plus von 4 % auf 11,8 Milliarden Dollar. Währungsbereinigt ergab sich sogar ein Plus von 8 %. Ebenfalls über den Erwartungen lag der Gewinnausweis. Der Kern-Betriebsgewinn legte um 14 % auf 3,6 Milliarden Dollar zu.
Darauf aufbauend hat NOVARTIS seinen Ausblick für das Gesamtjahr angehoben. Für den Betriebsgewinn rechnet NOVARTIS nun mit einem Zuwachs im niedrigen bis mittleren Zehnprozentbereich (bei konstanten Wechselkursen). Die bisherige Prognose lag bei einem Plus im hohen einstelligen Prozentbereich. Ebenfalls angehoben wurde auch die Umsatzerwartung. Unter diesen Prämissen gehen wir von einer Fortsetzung der Rallye aus und raten weiterhin zum kaufen.
Zahlen gab es auch von BB BIOTECH. Der Biotechnologie-Fonds wies einen Verlust von 336 Millionen Franken aus. Im Vorjahreszeitraum hatte man ein Minus von 98 Millionen Franken aufgezeigt. Schuld daran gab der Investor insbesondere den Marktbedingungen in den USA, wo es Sorgen gibt, dass womöglich M&A-Transaktionen eingeschränkt und die Preisgestaltung bei Medikamenten schärfer reguliert werden könnten.
Zwar glaubt BB BIOTECH, dass diese Risiken überbewertet werden und es weiterhin große Chancen auf Kursgewinne insbesondere durch Übernahmeaktivitäten gibt. Doch ein Blick in das eigene Portfolio zeigt, dass man bei seinen Beteiligungen die ganze Bandbreite von Stars und Flops abdeckt. Die spannende Frage ist hierbei, wie sich der Markt gegenüber der BB-BIOTECH-Aktie selbst positioniert. Hier gab es in den vergangenen Monaten eine klare Korrekturtendenz, wenngleich auch noch nicht so dramatisch. Dennoch ist hier auf das Niveau von 65/66 Franken zu achten. Einen Durchbruch nach unten würden wir als Verkaufssignal werten.
19.07.2019 - Jens Bernecker - jb@ntg24.de
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