
Die US-Regierung reagiert schon allein auf Gerüchte rund um Amazon giftig, obschon tatsächlich wenig passiert ist
Amazon soll Verbrauchern keine US-Zölle offenbaren
Für US-Präsident Donald Trump und seine Anhänger in der US-Regierung sind Zölle eine Art Allheilmittel. Im Prinzip wird versprochen, dass dadurch alles besser werde. Neue Jobs sollen entstehen und Steuern rapide sinken. In der Praxis ist davon wenig zu spüren und schon mit einfachen Kenntnissen über Ökonomien ist klar erkennbar, dass die US-Zölle zuvorderst von den amerikanischen Verbrauchern gezahlt werden.
Nun machten sich Gerüchte breit, laut denen Amazon (US0231351067) dies transparent machen wolle. „Punchbowl News“ berichtete zuerst darüber, dass Amazon wohl bei einzelnen Produkten darauf hinweisen wolle, welchen Anteil am Preis eines Produkts auf US-Zölle zurückzuführen sind. Die US-Regierung scheint nur wenig Interesse daran zu haben, dass dies den Menschen bewusst gemacht wird. Schon auf die Gerüchte reagierte Washington ungehalten.
Trumps Sprecherin Karoline Leavitt sprach vor der Öffentlichkeit von einem „feindseligen und politischen Akt“. Nicht näher ein ging sie auf die Frage eines Journalisten, ob sich daran nicht eindeutig zeige, dass amerikanische Verbraucher und nicht etwa ausländische Regierungen die Zeche für Trumps Zollwut zahlen würden. Es bleibt also beim Narrativ, dass Zölle nur Gutes brächten und Amazon wird geschasst dafür, die Märchenerzählungen mit lästigen Fakten stören zu wollen.
Amazon wiegelt ab
Direkt dementieren wollte Amazon die Berichterstattung am Dienstag nicht. Das Unternehmen bemühte sich jedoch darum, diplomatisch zu erscheinen. Überlegungen für eine Anzeige von Importzöllen habe es demnach lediglich bei der Plattform Amazon Haul gegeben, welche als Konkurrenz zu Temu auftritt und die meisten Produkte direkt aus China importiert. Es sei aber nichts beschlossen worden und das Ganze werde auch nicht umgesetzt.
Donald Trump schaltete sich zwischenzeitlich ebenfalls ein und ließ wissen, dass er persönlich mit Jeff Bezos gesprochen habe und Letzterer das Problem „schnell gelöst“ habe. In Trumps Welt mag das tatsächlich der Fall sein. In der Praxis hat Jeff Bezos zwar einen Sitz im Aufsichtsrat von Amazon und ist weiterhin Großaktionäre. Doch aus dem operativen Geschäft hat er sich schon vor Jahren zurückgezogen und es darf daran gezweifelt werden, ob er einfach per Handschlag beliebige Entscheidungen durchsetzen kann.
Bezos bemüht sich jedoch schon seit Monaten darum, die US-Regierung zu umgarnen. Donald Trump war auf den Amazon-Gründer lange Zeit nicht gut zu sprechen, insbesondere nachdem jener die Washington Post aufkaufte, welche gerne und häufig Kritik an Trump äußert. Diesen Kurs passte Bezos im vergangenen Jahr öffentlichkeitswirksam an, indem das Blatt keine Wahlempfehlung veröffentlichen durfte. Für die Zukunft sollen Kommentare zudem nur erlaubt sein, wenn jene bestimmte Positionen vertreten. Mit journalistischen Grundsätzen hat das nicht viel zu tun, was Donald Trump aber freilich gefallen dürfte.
Amazon meidet die Konfrontation
Amazon sitzt letztlich zwischen den Stühlen. Bereits erfolgte und zu erwartende Preiserhöhungen werden unweigerlich zu Kritik führen, welche der Konzern zu spüren bekommen wird. Es ist nur nachvollziehbar, dass auf den wahren Schuldigen gedeutet werden soll. Doch allzu sehr verscherzen möchte man es sich mit der US-Regierung offenbar nicht und so tanzt man in vielerlei Hinsicht um den heißten Brei herum. Während Amazon beschwichtigt und zuweilen vage bleibt, ist die Ausgangslage aus Anlegersicht recht klar.
Unnötige Zölle führen unweigerlich zu einem Rückgang der Nachfrage beim Online-Shopping, insbesondere bei derart drakonischen Zöllen, wie sie die USA gegenüber China verhängt haben. Wäre dies das einzige Standbein von Amazon, die Aktie wäre vermutlich längst ins Bodenlose gestürzt. Trösten können sich die Anleger noch mit dem Cloud- und KI-Geschäft, welches ohnehin höhere Wachstumsaussichten mit sich bringt. Mit 187,39 US-Dollar ging die Amazon-Aktie gestern aber dennoch vergleichsweise leicht aus dem Handel. Seit Jahresbeginn hat der Titel um fast 15 Prozent an Wert verloren.
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30.04.2025 - Andreas Göttling-Daxenbichler
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